Ungar, Karl Gustav (1869–1933), Mediziner und Botaniker

Ungar Karl Gustav, Mediziner und Botaniker. Geb. Hermannstadt, Siebenbürgen (Sibiu, RO), 9. 9. 1869; gest. ebd., 23. 11. 1933; evang. AB. Sohn eines Webermeisters und seiner Frau Johanna U. (gest. nach 1908). – U. besuchte das evang. Obergymn. in Hermannstadt (Matura 1888) und stud. anschließend 1888–90 Med. an der Univ. Graz sowie ab 1890 in Wien; 1894 Dr. med. I. d. F. war er als Krankenkassen- und Spitalsarzt in seiner Heimatstadt tätig. Ab 1900 wirkte er am dortigen Franz Josef-Bürgerspital: 1900–10 als Sekundararzt, 1910–25 – nach einer in Wien absolv. Zusatzausbildung – als Leiter der Prosektur und ab 1925 als Primararzt der Abt. für Infektionskrankheiten. Ab 1912 erster Leiter der Tuberkulosefürsorgestelle, fungierte er während des 1. Weltkriegs auch als Leiter der chirurg. Abt. des Garnisonsspitals in Hermannstadt. Nach seiner Pensionierung 1928 war U. bis 1931 Chefarzt des in der ehemaligen Sommerresidenz von Samuel Frh. v. Brukenthal eingerichteten Sanatoriums in Avrig. U. galt in Siebenbürgen als einer der bedeutendsten Ärzte seiner Zeit. Hermannstadt verdankte ihm die Einführung der Prosektur, die erste Durchführung bakteriolog. Untersuchungen sowie im serolog. Bereich die Anwendung der Wassermann’schen Reaktion und seinen unentwegten Einsatz bei der Bekämpfung von Tuberkulose und Typhus. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Heliotherapie. Neben seiner Tätigkeit als Arzt trat U. als Botaniker in Erscheinung und lieferte mit seinen Werken „Die Alpenflora der Südkarpaten“ (1913, Nachdruck 2002) sowie „Die Flora Siebenbürgens“ (1925) einen maßgebl. Beitr. zur Beschreibung der Flora der siebenbürg. Karpaten, einschließl. der Bestimmung damals noch unbekannter Pflanzenarten. Des Weiteren legte er im Luftkurort Păltiniș einen Alpengarten an und zählte vor dem 1. Weltkrieg zu den ersten Verfechtern des Naturschutzes in Ungarn. U., Autor zahlreicher med., biolog. und botan. Publ., war ab 1895 Mitgl., ab 1907 Schriftführer und Kustos der botan. Smlgg. und 1925–33 Vorstand des Siebenbürg. Ver. für Naturwiss. in Hermannstadt.

Weitere W.: s. Verhh. und Mitt. des Siebenbürg. Ver.
L.: Das geistige Ungarn; G. H(altrich), in: Verhh. und Mitt. des Siebenbürg. Ver. für Naturwiss. zu Hermannstadt 83–84, 1933/34, Tl. 2, S. 11ff. (m. B. u. W.); Lex. der Siebenbürger Sachsen, ed. W. Myß, 1993 (m. B.); E. Schneider – H. v. Killyen, in: Siebenbürg. Ztg. 59, 2008, F. 20, S. 15 (m. B.); Ostdt. Biographie (m. B., nur online, Zugriff 24. 5. 2015); UA, Wien; UA, Graz, Stmk.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 99f.
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