Unger, Adolf (1904–1942), Schriftsteller

Unger Adolf, Schriftsteller. Geb. Wien, 11. 6. 1904; gest. KZ Auschwitz-Birkenau, Dt. Reich (PL), 13. 9. 1942; mos. Sohn des Schuhmachers Samuel U. (geb. Sieniawa, Galizien/PL, 23. 3. 1872) und seiner Frau Mindel U., geb. Kress (geb. Sieniawa, 6. 12. 1871), Bruder von Bernhard U. (geb. Wien, 7. 7. 1899), der mit seiner Familie und den Eltern nach Palästina auswanderte, Vater von Hanna (Annie) Planet, geb. U. (geb. 29. 1. 1935); 1930 Heirat mit Sobel U., geb. Leifer (geb. Nadworna, Galizien / Nadvirna, UA, 1. 3. 1905; gest. KZ Auschwitz-Birkenau, 13. 9. 1942). – U., der die ersten zehn Lebensjahre im galiz. Sieniawa aufwuchs, war gelernter Schuhmacher. Ende der 1920er-Jahre arbeitslos, ging er auf die Walz nach Italien und schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch. Wieder in Wien, besuchte er die von Ernst Schönwiese geleitete literar. Fachgruppe der Volkshoch¬schule Leopoldstadt und wurde i. d. F. deren Fachgruppenobmann. Es fanden erste Lesungen aus seinen Arbeiten in der Urania und in anderen Arbeiterbildungsstätten statt. Zusammen mit Hilde Spiel, Ernst Waldinger und Ludo Gerwald (eigentl. Hubertus v. Beyer) erhielt U. 1933 den Julius-Reich-Dichterpreis. Im selben Jahr erschien sein erster Ged.bd. „Im Trott“. U. wurde Mitgl. der Vereinigung sozialist. Schriftsteller, nach deren behördl. Auflösung 1934 Mitgl. in der Vereinigung Junge Kunst und im 1936 von Viktor Matejka, Otto Spranger und Anton Forcher gegr. Österr. Arbeiter-Schriftstellerverband. 1938 flüchtete U. mit Frau und Tochter nach Belgien, wo er u. a. bei einer Wr. Akad. des Cercle Culturel Autrichien in Brüssel im März 1939 mitwirkte. Im Mai 1940 nach der dt. Invasion interniert, kam er mit seiner Familie in verschiedene südfranzös. Internierungslager wie Gurs, Rivesaltes und Mont Louis. Während man Hanna (Annie) U. in eine Kinderkolonie überstellte, wurden U. und seine Frau im September 1942 vom Sammellager Drancy nach Auschwitz-Birkenau deportiert und am Tag der Ankunft vergast. Ihre Tochter überlebte die Shoah.

Weitere W.: Die Linie, 1927; Zeitstrophen, 1935.
L.: Bolbecher–Kaiser; Czeike; H. Exenberger, in: Archiv. Jb. des Ver. für Geschichte der Arbeiterbewegung 1, 1985, S. 54ff.; ders., in: Ziehharmonika. Literatur – Widerstand – Exil 13, 1996, Nr. 4, S. 1ff. (m. B.); Als stündʼ die Welt in Flammen, ed. H. Exenberger, 2000, S. 278ff. (m. B.); Zwischenwelt 22–23, 2006, Nr. 1 (= Reg.); In welcher Sprache träumen Sie?, ed. M. Herz-Kestranek u. a., 2007; DÖW Datenbank (m. B., Zugriff 13. 8. 2015); H. Exenberger, A. U., Website DÖW Erinnern (m. B., Zugriff 13. 8. 2015); The Central Database of Shoa Victimsʼ Names (Zugriff 13. 8. 2015); IKG, Wien.
(I. Nawrocka)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 100
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