Urbantschitsch Viktor von, Otologe. Geb. Wien, 10. 9. 1847; gest. ebd., 17. 6. 1921; röm.-kath. Sohn des Primarius Alois Urbantschitsch (geb. Höflein, Krain / Preddvor, SLO, 14. 9. 1816; gest. Wien, 12. 4. 1891), Vater von Richard v. U. (s. u.), der Schriftstellerin Wilhelmine (Minna) Despić, geb. v. U. (geb. Wien, 28. 10. 1873), des Mediziners und Psychotherapeuten Rudolf v. U., der sich auch v. Urban nannte (geb. Wien, 28. 4. 1879; gest. Carmel, CA, USA, 18. 12. 1964) und von →Ernst v. U., Großvater des Komponisten und Musikdir. Dr. Viktor v. U., später Urbancic (geb. Wien, 9. 8. 1903; gest. Reykjavík, IS, 4. 4. 1958), Urgroßvater des Schauspielers und Oscar-Preisträgers Christoph Waltz (geb. Wien, 4. 10. 1956); verheiratet mit Caroline v. U., geb. Fröschl. – Nach Besuch des humanist. Gymn. in Wien-Döbling stud. U. ab 1865 Med. an der Univ. Wien; 1870 Dr. med., 1871 Dr. chir., 1873 habil. er sich für Ohrenheilkde. Ab 1873 Ohrenarzt, fungierte er als Vorstand der Abt. für Ohrenkrankheiten an der Allg. Poliklinik in Wien; 1885 ao. Prof., 1903 o. Prof. für Ohrenheilkde. Ab 1892 erteilte er daneben orthophonet. und orthoakust. Unterricht an der nö. Landes-Taubstummenanstalt in Wien-Döbling. Als Nachfolger von →Adam Politzer leitete er ab 1907 die Univ.klinik für Ohrenkrankheiten; 1913 HR, 1918 emer. U. arbeitete sich in kurzer Zeit in das gesamte Gebiet der Ohrenheilkde. ein und interessierte sich bes. für physiolog. und psycho-physiolog. Themen. Er gilt als Mitbegründer der modernen Ohrenheilkde. und als Pionier auf dem Gebiet der Elektrotherapie von Ohrenkrankheiten. Basierend auf seinen Forschungen über Ursachen und Behandlung von Taubstummheit und Gehörverlust entwickelte er nicht nur eine Hörgymnastik, sondern lenkte das Interesse auch auf den Unterricht von Taubstummen und auf deren Fürsorge. Internationale Bekanntheit erlangte seine 1895 erschienene Stud. „Ueber Hörübungen bei Taubstummheit und bei Ertaubung im späteren Lebensalter“, die 1899 ins Russ. und 1982 ins Engl. übers. wurde. 1907 begründete U. mit seinem Werk „Über subjektive optische Anschauungsbilder“ die psycholog. Lehre der Eidetik. Sein mehrfach aufgelegtes „Lehrbuch der Ohrenheilkunde“ (1880, 5. Aufl. 1910) wurde 1881 auch ins Französ. übers. Ab 1875 Mitgl. der Ges. der Ärzte in Wien, fungierte er ab 1889 einige Jahre als deren Verw.R. 1892 gründete U. gem. mit Politzer und dem Otologen →Josef Gruber die Österr. Otolog. Ges. 1918 wurde er in den Adelsstand erhoben. Sein Sohn, der Jurist Richard v. U. (geb. Wien, 17. 1. 1875; gest. ebd., 8. 5. 1948; röm.-kath.), war ab 1922 mit Hermine U., geb. Grausenburger, verheiratet, 1923 wurde die Ehe geschieden. Er stud. 1892–96 Rechtswiss. an der Univ. Wien; 1897 Dr. iur. Anschließend trat er in den Justizdienst, erhielt 1913 den Titel und Charakter eines Staatsanwalts und wurde 1916 zum Staatsanwalt ernannt. Ab 1924 fungierte er als Gen.anwalt der Gen.prokuratur bei der Staatsanwaltschaft Wien; 1939 i. R. 1916 erhielt Richard U., der 1892–94 Mitgl. der student. Korporation Arminia und 1934–38 der Vaterländ. Front war, das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens sowie 1933 das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österr.