Vach, Ferdinand (1860–1939), Chorleiter und Komponist

Vach Ferdinand, Chorleiter und Komponist. Geb. Jažlowitz, Böhmen (Jažlovice, CZ), 25. 2. 1860; gest. Brno, Tschecho-Slowakei (CZ), 16. 2. 1939. Sohn des Kantors Josef V. (1830–1906) und seiner Frau Antonie V. (1828–1917), Bruder von Josef V. – Nach dem Abschluss der Bürgerschule in Wlašim 1876 ging V. nach Prag, wo er ein Stud. an der Organistenschule begann. Er musste dieses jedoch nach kurzer Zeit aufgeben, um seinen Lebensunterhalt zu sichern, und wirkte als Lehrer an zahlreichen Dorfschulen. Eine Zeit lang vertrat er auch seinen kranken Bruder Josef V. als Chormeister in Weißkirchen im Banat. Nach zwei Jahren kehrte V. nach Prag zurück, wo er sich ganz dem Stud. an der Organistenschule widmete, das er 1885 abschloss. Sein Stud.geld verdiente er als Organist und Chormeister im nahen Karolinenthal, in den Arbeiter-Kulturver. Beseda dělnická und Slavoj. Nach einem kurzen Engagement als Kapellmeister bei der Theaterges. von František Pokorný wurde er Dir. der Musikschule des Ver. Moravan in Kremsier. Dort wirkte er 1886–95 und danach noch einmal 1899–1905 und war 1887–1905 auch als Chormeister des Gesangsver. tätig. Außerdem war er Chorleiter in der Moritzkirche und dirigierte zugleich das Orchester des Laientheaterver. Am dortigen Gymn. und an der Lehrerbildungsanstalt unterrichtete er Gesang. Mit dem Gesangsver. Moravan stud. V. große Vokalwerke von →Anton Dvořák, →Friedrich Smetana, →Wilhelm Blodek und den zeitgenöss. Komponisten →Vítězslav Novák und →Leoš Janáček ein. 1903 gründete er gem. mit seinen Schülern und einigen Lehrern der umliegenden Schulen den Chor Lehrernachwuchs des Kremsierer Pädagogiums (Učitelský dorost kroměřížského pedagogia), der später den Grundstein des Gesangsver. der mähr. Lehrer (Pěvecké sdružení moravských učitelů) bildete. 1905 wurde er Lehrer an der Brünner Lehrerbildungsanstalt und unterrichtete gleichzeitig Gesang an der Brünner Organistenschule, wo er 1913 zum Prof. aufstieg. 1920–23 wirkte V. als Prof. für Chorgesang und Chorleitung am Brünner Konservatorium. Mit dem Gesangsver. der mähr. Lehrer unternahm er zahlreiche Auslandstourneen, v. a. nach Österr., Frankreich, Dtld., in die Schweiz und nach Jugoslawien. Bes. Erfolg hatten die Konzerte in Russland. 1912 gründete er den Mähr. gemischten Lehrerinnengesangsver. (Moravský smíšený sbor učitelek), 1915 den Gesangsver. der mähr. Lehrerinnen (Sbor moravských učitelek), der ab 1936 V.s Gesangsver. der mähr. Lehrerinnen (Vachův sbor moravských učitelek) hieß. Beide Chöre erreichten unter seiner Leitung ihren künstler. Höhepunkt. V. wurde zum Begründer und Reformator des tschech. Chorgesangs, den er auf Orchesterniveau hob. Die Grundlage des Repertoires seiner Chöre bildeten Werke von P. →Pavel Křížkovský, Smetana, Dvořák, Josef Bohuslav Foerster, Janáček, Novák, →Josef Suk d. Ä. und →Otakar Ostrčil. V. bestritt auch Urauff., von denen manche ihm und seinen Chören gewidmet waren, so komponierte Janáček für den Gesangsver. der mähr. Lehrerinnen seine „Hradčanské písničky“. V.s kompositor. Schaffen stand etwas im Hintergrund und blieb hinter seinen Erfolgen als Chorleiter zurück. Großen Anklang fanden dennoch bes. seine Chorwerke, unter denen sich auch Kantaten und Arrangements von Volksliedern befinden. In seinen symphon. und kammermusikal. Werken ging er bei Verwendung modernster Mittel von den Werken der tschech. klass. und romant. Komponisten aus. Er verf. zudem zahlreiche theoret. Stud. zum Chorgesang und bildete viele hervorragende Chorleiter aus. Seine Aktivitäten förderten die Entwicklung des Chorgesangs und initiierten die Gründung zahlreicher Gesangsver. V. wurde 1933 o. Mitgl. der Česká akad. věd a umění. Er war künstler. und gesellschaftl. anerkannt und erhielt u. a. das Ritterkreuz des Ordine della Corona d’Italia (1923).

W.: Oper: Slzičky, 1888; Chöre: Pěvcovo loučení, 1896, Noční hudec, 1904, Šestnáct slováckých a čtyři slovenské písně pro mužský sbor, 1926; Kantaten: Víla z perníkové chaloupky, 1902, Komenský, 1921; Orchesterwerke: Symphonie D-Dur, 1927, Bernardův kříž, 1929; Kammermusik: Dvě balady pro housle a klavír, 1931; geistl. Musik.
L.: ČHS; B. Štědroň, F. V., 1941 (m. B.); C. Sychra, in: Cyril 62, 1947, Nr. 5–6, S. 49ff.; O. Fric, F. V., 1948 (m. B.); M. Navrátil, F. V., Spolutvůrce novodobého sboru a jeho reprodukční styl, DA Brno, 1958; ders., in: Janáčkiana ‘78 a ‘79, 1980, S. 75ff.; A. Šlechtová – J. Levora, Členové České akad. věd a umění, 2004.
(P. Macek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 143
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>