Vaida-Voevod (Vajda von Felső-Orbó), Alexandru (1872–1950), Politiker

Vaida-Voevod (Vajda von Felső-Orbó) Alexandru, Politiker. Geb. Alparét, Siebenbürgen (Bobâlna, RO), 27. 2. 1872; gest. Sibiu (RO), 19. 3. 1950; griech.-kath. Sohn des Gutsbesitzers Dionisie Vaida und der Ana Bohățiel. – Nach dem Besuch des Gymn. in Kronstadt und Bistritz stud. V. Med. in Wien (1891–96, Prom. 1899), wo er in Burschenschaftskreisen verkehrte und →Karl Lueger als polit. Vorbild bewunderte. Schon als Student begann er, sich in der rumän. Nationalbewegung zu engagieren (1892 Memorandum an K. →Franz Joseph I., 1896 Kundgebung der Wr. rumän. Studenten gegen die ung. Millenniumsfeier), trat 1896 der Rumän. Nationalpartei bei und leitete ab 1907 deren Organ „Lupta“. 1906–18 war er Abg. im ung. Parlament, wo er sich vehement gegen die Magyarisierung des Schulwesens wandte. Den 1. Weltkrieg verbrachte V. in Wien und der Schweiz. Im Herbst 1918 wurde er zu einem der Protagonisten der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien (Ende Oktober Mitgl. des sechsköpfigen Nationalausschusses, Anfang Dezember Außen- und Presseminister der prov. Regierung Siebenbürgens, Mitte Dezember Mitgl. der Delegation zur Überreichung der Unionsakte an Kg. Ferdinand). Anfang 1919 trat V. den Freimaurern bei. Nach den ersten Wahlen in Groß-Rumänien wurde er Premierminister (Dezember 1919 bis März 1920), aber während seiner Verhh. auf den Pariser Vorortskonferenzen von den Liberalen unter Ion I. C. Brătianu gestürzt. V. gehörte zu den führenden Politikern Rumäniens in der Zwischenkriegszeit, wobei seine habsburg. polit. und kulturelle Prägung sichtbar blieb. Ab 1926 war er in der Nationalen Bauernpartei aktiv, für die er von Juli bis Oktober 1932 sowie von Jänner bis November 1933 als Premierminister die Folgen der Weltwirtschaftskrise zu bewältigen hatte. V. förderte die rechtsextreme Legionärsbewegung, als deren Pate er sich betrachtete, und näherte sich Kg. Carol II. und dessen Kamarilla an. 1935 wandte er sich im Auftrag des Kg. von der Nationalen Bauernpartei ab und schwächte so seinen siebenbürg. Konkurrenten Iuliu Maniu. Der von V. gegr. antisemit. und Maßnahmen gegen die Minderheiten (numerus valachicus) propagierende Frontul românesc sollte auch die Legionärsbewegung eindämmen. Nach der Einrichtung der Kg.diktatur im Februar 1938 war V. Minister im Kabinett des Patriarchen Miron Cristea. Im autoritären Kg.regime diente er als kgl. Rat sowie Präs. des Scheinparlaments (Juni 1939 bis September 1940). Von Jänner bis Juni 1940 leitete er die Front der Nationalen Wiedergeburt, die Einheitspartei der Diktatur. Nach deren Sturz durch Gen. Ion Antonescu im September 1940 zog er sich ins Privatleben zurück. Im März 1945 von den kommunist. Machthabern verhaftet, starb er im Hausarrest in Hermannstadt. V. ist Verf. wichtiger Memoiren, die auch Passagen in ung. und dt. Sprache aufweisen.

W.: Memorii, 4 Bde., 1994–98; Dr. A. V. V., corespondență 1918–19: publicată cu note, comentarii, indice și studiu introductive, 2001; Scrisori de la Conferința de Pace: Paris-Versailles, 1919–20, 2003.
L.: Biograph. Lex. Südosteuropas; G. Franz, in: Südost-Forschungen 12, 1953, S. 178ff.; The Nationality Problem in Austria-Hungary. The Reports of A. V. to Archduke Franz Ferdinandʼs Chancellery, ed. K. Hitchins, 1974; F. Salvan, Dr. A. V. V., europeanul: 1872–1920, 2002; L. Maior, A. V. V.: putere și defăimare, 2010; UA, Wien.
(O. Schmitt)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 67, 2016), S. 152
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