Valero, Antal (Anton) (um 1790–1868), Fabrikant

Valero Antal (Anton), Fabrikant. Geb. um 1790; gest. Neurettendorf, Böhmen (Kocbeře, CZ), 18. 8. 1868. Entstammte einer adeligen Soldatenfamilie, die Anfang des 18. Jh. aus Spanien, vermutl. aus Saragossa, nach Wien gekommen war und i. d. F. über Frankenstadt in das Banat und von dort nach Pest zog. Sohn von István (Stephan) V. (geb. Pest/Budapest, H) und seiner Frau Anna Maria V., geb. Ottin, Neffe von Tamás (Thomas) V. (geb. Pest), Bruder des Seidenfabrikanten István (Stephan) V. (gest. 1819), Vater der in Wien tätigen Fabrikanten und Großhändler Kornel V. und Viktor V., die 1863 die Neurettendorfer Seidenweberei gründeten; verheiratet mit Katharina V. (gest. Wien, 9. 8. 1860). – V.s Vater sowie sein Onkel erlernten während einer längeren Auslandsreise die Methoden und Techniken des Seidenbaus und gründeten nach ihrer Rückkehr nach Ungarn 1776 die k. k. privileg. Seiden und Flor Fabrick deren Gebrüd(er) V. Stephan & Thomas, die erste Seidenweberei in Pest. 1783–86 wurde ein Fabriksgebäude errichtet. Im Unternehmen waren um die Jh.wende 300–400 Arbeiter tätig. V. war vor der Übernahme der Fa.leitung zunächst 1806–13 in Wr. Betrieben tätig, wo er sich fundierte Fachkenntnisse im Bereich der Seidenproduktion sowie des Seidenhandels erwarb. 1814–19 gem. mit seinem Bruder für Erzeugung, Vertrieb und Verkauf verantwortl., wurde er nach dessen Tod 1819 alleiniger Leiter der Seidenfabrik Gebrüder V. et Comp. in Pest. V., eine der bedeutenden Persönlichkeiten der ung. Wirtschaft in der ersten Hälfte des 19. Jh., modernisierte sein Unternehmen durch Ankauf neuer Textilmaschinen, insbes. von 80 Jacquardwebstühlen. 1839 veräußerte er das Fabriksgebäude und ließ 1839–44 nach Plänen von →Josef Hild in der Leopoldstadt in Pest ein neues errichten. Nachdem er diesen Fa.sitz 1848 der Landesverteidigungskomm. (Országos Honvédelmi Bizottmány) überlassen hatte und dort i. d. F. Waffen hergestellt wurden, musste V. nach der Niederschlagung der Revolution 1849 seine Fabrik schließen, wodurch sein Unternehmen in die Krise geriet und er es 1852 verkaufte. I. d. F. zog er mit seiner Familie nach Wien, wo er den Großhandel J. A. V. & Söhne gründete, der allerdings bereits 1859 in Konkurs ging. Seine letzten Lebensjahre verbrachte er in Neurettendorf. 1841 Mitbegründer und 1848 Gouverneur der Pester Ung. Commercial-Bank (Pesti Magyar Kereskedelmi Bank), fungierte V. ab 1850 als erster Präs. der Pest-Ofner HGK (Kereskedelmi és Iparkamara). 1843 und 1846 erhielt er die große Goldmedaille der ung. Gewerbeausst.

L.: WZ, 12. 8. 1860; Die Presse, 1. 9. 1868; Népszabadság, 24. 5. 2001; M. Életr. Lex.; Művészeti Lex. II; Slokar; ÚMÉL; M. Horváth, Az ipar és kereskedés története Magyarországon, 1840, S. 309f.; M. Gelléri, A magyar ipar úttörői, 1887, S. 147ff.; M. Bud, A V. Selyemgyár, 1941; M. Csernyánszky, in: Tanulmányok Budapest múltjából, ed. K. Némethy – J. Budó, 1941, S. 194ff.; Gy. Mérei, A magyar iparfejlődés 1790–1848, 1951, s. Reg.; Budapest Lex., ed. L. Berza, 1973; Z. Fallenbüchl, in: Revista de Archivos, Bibliotecas y Museos 82, 1979, S. 85ff., 199ff.; V. Bácskai, A vállalkozók előfutárai, 1989, passim.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 162
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