Váňa, Jan; Ps. Abraham Kobliha, Jan Bečman, Jan V. Prachatický, K. Abrahám etc. (1847–1915), Schriftsteller, Übersetzer und Lehrer

Váňa Jan, Ps. Abraham Kobliha, Jan Bečman, Jan V. Prachatický, K. Abrahám etc., Schriftsteller, Übersetzer und Lehrer. Geb. Bělč, Böhmen (Těšovice u Prachatic, CZ), 1. 3. 1847; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 17. 5. 1915; röm.-kath., später evang. HB. Sohn eines Bauern, Vater der Übersetzerin Helena Růžičková Váňová (geb. 1881; gest. Praha, 12. 10. 1959) sowie der Schriftstellerin und Publizistin Věra Vášová (1879–1963), Ehefrau des Philologen und Publizisten Pavel Váša (1874–1954). – V. besuchte das Gymn. in Pisek, verließ es aber noch vor der Matura wegen eines Konflikts mit dem Katecheten. Daraufhin trat er in das Prager Franziskanerkloster St. Maria Schnee ein, konvertierte jedoch unter dem Einfluss schott. Missionare zur evang.-ref. Kirche und stud. 1870 Theol. im Seminar der Free Church of Scotland in Edinburgh. Danach wirkte er in Südrussland als Erzieher bei einer Adelsfamilie. Gem. mit seinem Mäzen, einem russ. Gen., bereiste er Europa und lebte in Bessarabien auf dessen Wohnsitz. Nach Prag zurückgekehrt, begann er um 1875 an der Böhm.-slav. Handels-Akad. zu unterrichten, musste diese jedoch vier Jahre später wegen polit. Kontroversen mit seinen Vorgesetzten verlassen. V. wirkte i. d. F. als Privatlehrer für Engl. sowie für Russ. und reiste 1893 über Dtld. und Frankreich nach England und Schottland. Er lag im permanenten Konflikt mit mehreren einflussreichen Vertretern des tschech. Kulturlebens, darunter Ignát Herrmann, →Thomas (Garrigue) Masaryk, →Josef Václav Sládek, Jaroslav Vrchlický (→Emil Frida), Julius Zeyer, sowie mit namhaften tschech. kulturellen und wiss. Institutionen (Svatobor, Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst in Prag): In zahlreichen Epigrammen, Polemiken und Schmähschriften (z. B. „Kokrhy“, 1891, erweitert zu „Kokrhy a krákory“, 1897) oder gesellschaftskrit. Schriften („Zlomky a stromky“, 1894) attackierte er deren Haltung in Fragen des kulturellen Erbes und der jüngeren Generationen sowie ihren vermeintl. moral. und polit. Opportunismus. V. übers. engl.sprachige Werke zu kulturellen, soziolog., phil. und polit. Themen (H. T. Buckle, Ralph Waldo Emerson, Thomas B. Macaulay, John Stuart Mill) und trug so zu deren Bekanntheit bei. Für die engl. Presse schrieb er häufig über tschech. Literatur und Kultur. Sein Bemühen um den tschech. Essay legte er auch in seinen gesellschaftskrit. Büchern über Literatur („Evropa cítící a myslící“, 1896; „Knihy a lidé“, 1898) dar. V. verf. außerdem mehrere Lehr- und Wörterbücher der engl. und russ. Sprache. Die meisten seiner zahlreichen Werke gab er im Selbstverlag heraus.

Weitere W. (s. auch LČL): Světem, 4 Bde., 1883–89; Nová brána vědění pootevřená, 3 Bde., 1901–04.
L.: Čas, Lidové noviny, Národní listy, 18., 31. 5. 1915; LČL (m. B. u. W.); Masaryk; Otto; Akademie 19, 1914/15, S. 358ff.; V. Červinka, in: Zlatá Praha 32, 1914/15, S. 393 (m. B.); Světozor 15, 1914/15, (S. 21) (m. B.); A. Novák, in: Lumír 43, 1915, S. 336; F. V. Vykoukal, in: Osvěta 45, 1915, S. 711; V. Färber, in: Iniciály 3, 1992, S. 34; V. Volf, in: Historica Pragensia 1, 2003, S. 397ff.; P. Kovařík, Literární otazníky. Mýty, záhady a aféry 2, 2005.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 172f.
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