Vancsa, Max (1866–1947), Historiker, Archivar und Bibliothekar

Vancsa Max, Historiker, Archivar und Bibliothekar. Geb. Wien, 1. 10. 1866; gest. ebd., 24. 7. 1947; röm.-kath. Sohn des Posamentierers Jakob V., Vater des Bibliothekars Kurt V. (1904–1969). – V. stud. ab 1886 an der Univ. Wien, wo er 1890 zum Dr. phil. prom. wurde, und absolv. (1891–93) das dortige Inst. für österr. Geschichtsforschung. 1893–96 wirkte er als Archivar und Bibliothekar im Gemeinsamen Finanzmin., ehe er im Mai 1896 als Kustos für Landesarchiv und -bibl. in den nö. Landesdienst eintrat. 1909 erfolgte seine Bestellung zum Leiter des Nö. Landesarchivs und der Nö. Landesbibl., 1910 die Ernennung zum Landesarchivar und -bibliothekar, 1910 wurde er Dir. des Nö. Landesarchivs und der Nö. Landesbibl., 1911 (Gründungs-)Dir. des Nö. Landesmus.; 1922 HR; 1923 i. R. Wesentl. war V.s Ver.tätigkeit: 1896 in den Ver. für Landeskde. von NÖ und in den Alterthums-Ver. zu Wien (Ver. für Geschichte der Stadt Wien) eingetreten, fungierte er 1906–27 als Sekr. bzw. Gen.sekr. des Ver. für Landeskde. von NÖ, war 1904–26 Hrsg. und 1906–27 Red. des „Monatsblatts des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich“ sowie 1907–27 Hrsg. und Red. des „Jahrbuchs für Landeskunde von Niederösterreich“. Hinzu kam die redaktionelle Mitarb. an der vom Alterthums-Ver. hrsg. „Geschichte der Stadt Wien“, für die er die Beitrr. „Politische Geschichte der Stadt Wien (1283–1522)“ (Bd. 2/2, 1905, Bd. 4, 1911) sowie „Quellen und Geschichtsschreibung“ (Bd. 4) verf. V. war ein Historikerarchivar mit einem beachtl. Forschungsspektrum, das von der Mediävistik bis zur Musikwiss. reichte. Zugleich war er als Dir. des Landesarchivs, der Landesbibl. und des Landesmus. in NÖ als Kulturwiss. im umfassenden Sinn tätig. Als Gen.sekr. des Ver. für Landeskde. war er auch einer der entscheidenden Anreger für die Errichtung eines Nö. Landesmus. Seine Tätigkeit als Autor, Red. und Hrsg. in beiden großen wiss. Ver. bestimmte zwei Jahrzehnte lang die hohe inhaltl. Qualität des landeskundl. Publ.betriebs in NÖ und Wien. Zu V.s wichtigsten Arbeiten zählen die zweibändige „Geschichte Nieder- und Oberösterreichs“ (1905–27), „Die Anfänge des Hauses Habsburg in Österreich“ (1917) und die „Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit“ (1921). Zudem war er Mithrsg. von 17 Bde. der „Heimatkunde von Nieder-Oesterreich“ (1921–25). Sein Nachlass befindet sich in der Österr. Nationalbibl. in Wien.

Weitere W.: Das erste Auftreten der dt. Sprache in den Urkunden, 1895; Die älteste Erwähnung von Melk und nochmals der Grunzwitigau, in: Bll. des Ver. für Landeskde. von NÖ 34, 1900; Übersicht über die allgemeinere Literatur sowie die gedruckten und ungedruckten Quellen für den Hist. Tl. der „Topographie von Niederösterreich“, 1901; Führer durch die Schausmlgg. des Nö. Landesmus., 1911, 2. Aufl. 1918. – Ed.: Topographie von NÖ 5–8/1, 1908–27.
L.: A. Becker, in: Monatsbl. des Ver. für Landeskde. … 1, 1926, S. 133ff.; R. Till, in: Wr. Geschichtsbll. 1 (61), 1946, Nr. 3, S. 18f.; K. Lechner, in: Gedächtnisschrift M. V. 1, 1948, S. 1ff. (m. B.); W. Krug, in: 100 Jahre Landesmus., ed. E. Vavra, 2011, S. 7; W. Winkelbauer, in: Aufhebenswert. 150 Jahre NÖ Landesarchiv. 200 Jahre NÖ Landesbibl., ed. E. Loinig – R. Zehetmayer, St. Pölten 2013, S. 14f. (Kat., m. B.); UA, Wien; Nö. LA, St. Pölten, NÖ.
(W. Rosner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 174
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