Vaníček, Alois (1825–1883), Altphilologe

Vaníček Alois, Altphilologe. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 21. 6. 1825; gest. ebd., 9. 5. 1883. Sohn eines Lehrers. – Nach erstem Unterricht bei seinem Vater besuchte V. 1835–41 das Kleinseitner Gymn. (u. a. bei →Václav Alois Svoboda) und belegte 1841–43 die phil. Jgg. 1843–47 stud. er Jus an der Univ. Prag, widmete sich jedoch auch dem Stud. klass. und moderner Sprachen. 1847 trat er als Konzeptspraktikant im galiz. Sambor in den Staatsdienst ein, im darauffolgenden Jahr wurde er wohl aus polit. Gründen nach Czernowitz versetzt. 1849 nach Prag zurückgekehrt, erteilte V. Privatunterricht und setzte sein Sprachstud. fort. Anfang der 1850er-Jahre befreundete er sich mit den Univ.Prof. Georg Curtius und August Schleicher. Nach der pädagog. Approbation für Griech. und Latein 1853 unterrichtete er kurze Zeit in Jitschin, 1853–56 in Kaschau, wurde 1871 Dir. des Untergymn. in Trebitsch sowie 1875 des Gymn. im böhm. Neuhaus. Auf Fürsprache von Curtius erhielt er 1882 eine o. Professur für vergleichende Sprachkde. und Sanskrit an der tschech. Univ. Prag, verstarb aber bereits nach dem ersten Semester. V. befasste sich v. a. mit der Etymol. und vergleichenden Philol. der klass. Sprachen und verf. auch mehrere Lehrbücher und Grammatiken zum Lateinischen. In den 1860er-Jahren übers. er einige griech. und latein. Klassiker (Plutarch, Sallust) ins Tschech. und kommentierte diese. Sein belletrist. Werk entstand in dt. Sprache. In der „Bohemia“ publ. V. 1869–70 autobiograph. Feuilletons über seine Jugend- und Schuljahre, seine Liebes-, Natur- und patriot. Lyrik blieb Ms. und erschien – wie sein Werk „Indische Nomenklatur der Naturgeschichte“ – tw. posthum.

Weitere W. (s. auch LČL): Latein. Schulgrammatik, 1856; Plutarchovy životopisy, 2 Bde., 1865–74; Etymolog. Wörterbuch der latein. Sprache, 1874; Griech.-latein. etymolog. Wörterbuch, 2 Bde., 1877.
L.: Bohemia, Národní listy, 10., WZ, 11. 5. 1883; LČL (m. W.); Masaryk; Otto; Rieger; Wurzbach; Literární listy 4, 1883, S. 85; K. Glaser, A. V. Biograph. Skizze, 1885 (m. Textauswahl u. B.); K. Svoboda, Antika a česká vzdělanost od obrození do první války světové, 1957, s. Reg.; Th. Syllaba, A. Schleicher und Böhmen, 1995, s. Reg.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 178
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