Varićak, Vladimir (1865–1942), Mathematiker und Physiker

Varićak Vladimir, Mathematiker und Physiker. Geb. Švica (HR), 16. 3. 1865; gest. Zagreb (HR), 17. 1. 1942. Nach Besuch der Realgymn. in Petrinja und Agram stud. V. ab 1883 Mathematik und Physik an der phil. Fak. der Univ. Agram; 1888 Lehramtsprüfung für Mathematik und Physik, 1891 Dr. phil. V. unterrichtete zunächst an verschiedenen Schulen: 1888 am Realgymn. in Semlin, ab 1889 an der Naut. Schule in Bakar, 1891 am Realgymn. in Agram, 1892–96 an der Realschule in Esseg sowie ab 1896 wiederum in Agram am Unterstädter Gymn. 1895 habil. er sich als Priv.Doz. und erwarb die Lehrberechtigung für Algebraische Analysis und Sphär. Trigonometrie. Seine wiss. Laufbahn begann 1898 mit der Anstellung als Lehrer für Physik und Mechanik an der neu gegr. Fak. für Forstwirtschaft. 1899 kam V. als Vertretungskraft an die phil. Fak. der Univ. Agram, wurde im selben Jahr ao. Prof. und wirkte dort von 1902 bis zu seiner Emer. 1936 als o. Prof. für Mathematik, bis 1942 noch als Hon.-Prof.; 1904/05 und 1907/08 Dekan, 1921/22 Rektor, 1928/29–31/32 Prorektor. V. gilt als einer der wichtigsten mathemat. Vertreter der nichteuklid. Geometrie des Nikolai Lobatschewski und als einer der Ersten, die die Bedeutung derselben hinsichtl. ihrer Anwendung auf die Einstein’sche Relativitätstheorie erkannten. Er legte dar, dass verschiedene Ableitungen der Relativitätstheorie mithilfe der nichteuklid. Geometrie wesentl. einfacher formuliert werden können. Seine Abh. „Prvi osnivači neeuklidske geometrije“ (in: Rad Jugoslavenske Akad. Znanosti i Umjetnosti 169, 1907) ist der erste umfassendere Beitr. zur Entstehung und Entfaltung wesentl. Ideen der nicht-euklid. Geometrie in kroat. Sprache. Daneben befasste sich V. u. a. mit Mengenlehre, mit komplexer Multiplikation, der Geometrie der Kugel und der Pseudosphäre, der Theorie ebener Kurven, mit Funktionstheorie, Wahrscheinlichkeitsrechnung, method.-didakt. Fragestellungen des Mathematikunterrichts sowie mit der Erforschung von Leben und Werk des Ruđer Bošković („Matematički rad Boškovićev“, in: Rad Jugoslavenske Akad. Znanosti i Umjetnosti 181, 1910). Seine 1911 vor der dt. mathemat. Vereinigung in Karlsruhe gehaltene und 1912 im 21. „Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereinigung“ publ. Vorlesung „Über die nichteuklidische Interpretation der Relativitätstheorie“ wurde ins Poln. (1913), Russ. (1914) und Französ. (1914) übers. V.s bedeutendstes Werk ist die 1924 veröff. Monographie „Darstellung der Relativitätstheorie im dreidimensionalen Lobatschefskijschen Raume“. Als Univ.lehrer förderte er insbes. Milutin Milanković und Đjuro Kurepa, zu seinen Studenten zählte auch der kroat.-amerikan. Mathematiker William Feller. V. korr. mit bedeutenden Wiss., darunter Albert Einstein. Er war u. a. Mitgl. der Südslaw. Akad. der Wiss. und Künste in Agram (ab 1894), der Serb. Akad. der Wiss. und Künste in Belgrad (ab 1914), k. M. der kgl. böhm. Ges. der Wiss. in Prag (ab 1913), Ehrenmitgl. der Kroat. Naturwiss. Ges. sowie der Jugoslaw. Mathemat. Ges. und Träger des St. Sava-Ordens II. Kl. sowie des Weißen Adlerordens IV. und V. Kl.

Weitere W.: s. Poggendorff; Kurepa.
L.: Poggendorff 5, 6, 7b (alle m. W.); Đ. Kurepa, in: Glasnik matematičko-fizički i astronomski 3, 1948, S. 64ff. (m. B. u. W.); 120 godina nastave prirodoslovlja i matematike na Sveučilištu u Zagrebu, ed. Ž. Kućan, 1996, S. 82f.; S. Mardešić – M. Mileković, in: Znanost u Hrvata: prirodoslovlje i njegova primjena, 1996, S. 139; W. Scott, in: The Symbolic Universe, ed. J. J. Gray, 1999, S. 112ff.; Matematika i škola 9, 2001, S. 169f. (m. B.); T. Sauer, in: 11th M. Grossmann Meeting on Recent Developments in Theoretical and Experimental General Relativity, Gravitation, and Relativistic Field Theories, 2006, S. 2453ff.; Ž. Dadić, Egzaktne znanosti u Hrvatskoj u ozračju politike i ideologije (1900–60), 2010, S. 53ff.; D. Žubrinić, in: Matematičko-fizički list 61, 2011, S. 278; I. Martinović, in: Prilozi za istraživanje hrvatske filozofske baštine 40, 2014, S. 505ff.
(K. Manojlovic)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 183f.
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