Veigelsberg, Hugo; ab ca. 1908 Ignotus Hugó (1869–1949), Journalist und Schriftsteller

Veigelsberg Hugo, ab ca. 1908 Ignotus Hugó, Journalist und Schriftsteller. Geb. Budapest (H), 2. 11. 1869; gest. ebd., 3. 8. 1949; mos. Sohn von →Leo V. und Catherina (Katalin) V., geb. Schönberger (geb. Kecskemét, H, 1842; gest. 2. 7. 1911); 1900–14 (Scheidung) in 1. Ehe mit Janka V., geb. Steinberger (geb. 8. 7. 1867), 1916–29 (Scheidung) in 2. Ehe mit Alice V., geb. Somló (Schomlauer) (geb. 17. 1. 1887; röm.-kath.), ab 1929 in 3. Ehe mit der Malerin und Graphikerin Lili V., geb. Berényi (1902–1989), verheiratet. – V. wuchs in einem assimilierten jüd. Elternhaus auf (erst in der Emigration begann seine Beschäftigung mit der jüd. Herkunft und dem Zionismus). Nach der Matura (um 1887) am evang. Gymn. in Budapest stud. V. Rechtswiss. an der dortigen Univ.; Abschluss um 1891. Bereits in den frühen 1890er-Jahren wandte er sich der Schriftstellerei zu und publ. in der Tagesztg. „Magyar Hírlap“, wobei er ein Verfechter liberaler Ideen war. Daneben trat er mit Ged. sowie als Essayist hervor und galt zum Ende des 1. Weltkriegs als einer der geistvollsten Kunstkritiker und Essayisten Ungarns. Seine Arbeiten erschienen zunächst im „Magyar Szemle“, 1891–1906 in dem von →József Kiss hrsg. Bl. „A Hét“, tw. in Kolumnenform. Weiters zählte V. zu den frühesten Verfechtern der Psychoanalyse in Ungarn, übers. Werke →Sigmund Freuds, war Mitbegründer der Ung. Psychoanalyt. Ges. (1913) und stand im Briefverkehr mit Freud und Sándor Ferenczi. 1893–1918 Mitarb. des „Magyar Hírlap“, wirkte er daneben 1906–07 beim Wochenbl. „Szerda“ und ab 1906 bei der liberalen Tagesztg. „Világ“. V., der schon vor 1914 Reisen nach Berlin und in die USA unternahm, gehörte zu den Vorkämpfern der Frauenemanzipation und der literar. Moderne in Ungarn: Bahnbrechend für die neue ung. Literatur war die Gründung der Literaturzeitschrift „Nyugat“ (1908), an der er gem. mit Lajos Hatvany, →Andreas Ady und Miksa Fenyő beteiligt war. 1919 ging V. in die Schweiz, kehrte aber aufgrund der Niederschlagung der Revolution nicht mehr nach Budapest zurück. Er wechselte zunächst nach Berlin, wo er u. a. mit Maximilian Harden und Kurt Tucholsky verkehrte, und schrieb etwa für Hardens „Die Zukunft“, für „Die Weltbühne“ und das „Berliner Tageblatt“. Im April 1921 kam er nach Wien und wurde Mitarb. der Bll. „Bécsi Magyar Ujság“ und „Az Ember“. 1922–23 hielt er sich längere Zeit in Cluj, Košice sowie wieder in Berlin auf, wo er neuerl. journalist. tätig war, und unternahm eine längere Reise durch die Balkanstaaten. V., der auch im Exil ein scharfer Beobachter der Entwicklungen in seinem Land blieb, wurde von Hatvany und Fenyő vermutl. in den Anfangsjahren in Wien finanziell unterstützt. Eine Konsolidierung seiner finanziellen Lage trat erst durch sein Engagement bei der „(Oesterreichischen) Volks-Zeitung“, für die er jahrelang als Leitartikler arbeitete, und dem „Neuen Wiener Tagblatt“, wo er v. a. Feuilletons veröff., ein. Ab 1924 schrieb er auch wieder für ung. Ztg., wie „Magyar Hírlap“, „Világ“, „Szép Szó“ oder den „Pester Lloyd“, und nahm ab dieser Zeit Einladungen zu Vorträgen in Budapest an. Er fungierte nach 1919 noch jahrelang als (Mit-)Hrsg. des „Nyugat“, bis Mihály Babits – nach scharfem Disput mit ihm – 1929 alleiniger Hrsg. der Z. wurde. Außerdem erschienen V.s Artikel im „Prager Tagblatt“ und in anderen dt.sprachigen Ztg. und Z. Nach dem „Anschluss“ 1938 kehrte er für einige Monate nach Budapest zurück, ging aber im Dezember dieses Jahres nach London, wo er an einem Buch über Reformen in modernen Demokratien arbeitete. Ende 1940 verließ er London in Richtung New York, wo er – über Portugal reisend – 1941 eintraf. Die Jahre seiner US-Emigration waren von vielfältigen privaten Problemen geprägt, die eine fruchtbare publizist. Tätigkeit verhinderten. Während seines gesamten Aufenthalts war er auf fremde finanzielle Hilfe angewiesen. Im Dezember 1948 kehrte V. nach Budapest zurück.

W. (tw. s. u. Ignotus): A slemíl keservei, 1891; Versek, 1895; Olvasás közben, 1906; Feljegyzések, 1909; Kísérletek, 1910; Ignotus novelláiból, 1918; Ignotus verseiből, 1918; Olvasás közben … Újságcikkek 1913 és 1921 közzül., 1922; From Versailles to the War, 1940; Emma asszony levelei, ed. P. Kardos, 1985.
L. (tw. unter Ignotus): Pester Lloyd, 3. 1. 1895; Das geistige Ungarn; Hdb. der Emigration; M. Életr. Lex. (m. B.); M. Irodalmi Lex. I, II; M. Zsidó Lex.; Révai; Szinnyei; ÚMÉL; Universal Jew. Enc.; Magyar színművészeti lex. 2, 1929; Aufbau 15, 1949, Nr. 34, S. 11; „Nyugat“ und sein Kreis, ed. A. Ugrin – K. Vargha, 1989, S. 5ff., 445; A Magyar Emigráns Irodalom Lex. 2, 1992; Ph. Grosskurth, M. Klein. Ihre Welt und ihr Werk, 1993, S. 88f.; Magyar írók élete és munkái 15, 1993; Új magyar irodalmi lex. 2, 1994; The YIVO Enc. of Jews in Eastern Europe 2, ed. G. D. Hundert, 2008; S. Ferenczi – E. Jones. Letters 1911–33, ed. J. Szekacs-Weisz u. a., 2013, S. 20; Geschichte der ung. Literatur, ed. E. Kulcsár Szabó, 2013, s. Reg.; A. Lengyel, in: Kalligram 23, 2014, S. 85ff.; Nyugat 1908–2008 (m. B., nur online).
(Th. Venus)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 211f.
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