Vejdovský, František (1849–1939), Zoologe

Vejdovský František, Zoologe. Geb. Kauřim, Böhmen (Kouřim, CZ), 24. 10. 1849; gest. Prag, Protektorat Böhmen und Mähren (Praha, CZ), 4. 12. 1939. Sohn eines Kürschners und Händlers; verheiratet mit Josefine V., geb. Švagrovská. – Nach Besuch des akadem. Gymn. in Prag stud. V. ab 1872 Naturwiss. an der dortigen Univ., wo er Vorlesungen von →Anton Fritsch und →Friedrich Stein hörte; 1876 Dr. phil. Ab 1875 arbeitete er als Ass. bei Fritsch im Mus. des Kg.reichs Böhmen (Muz. Království českého). 1877 habil. sich V. am tschech. polytechn. Inst. in Prag, zwei Jahre später wurde er auch Doz. für Zool. und vergleichende Anatomie an der Univ.; nach deren Teilung wurde er 1884 an der tschech. Univ. ao. Prof., 1892 o. Prof. für vergleichende Anatomie und Embryol., ab 1902 zusätzl. für Zool. 1902 übernahm er zudem die Leitung des Inst. für Zool. und vergleichende Anatomie; 1895/96 Dekan der phil. Fak., 1912/13 Rektor der Univ. 1921 trat er i. d. R. V. gilt als Begründer der modernen tschech. Zool. Als Befürworter der Evolutionstheorie von Charles Darwin befasste er sich mit der Zytol., der vergleichenden Anatomie, der Morphol. und Embryol. v. a. von Wirbellosen. Sein bes. Interesse galt den Protozoen, den Süßwasserschwämmen, den Krustentieren und Würmern, aber auch einigen Arten von Wirbeltieren. Bei Aufenthalten in Triest 1877 und 1881 sowie in Neapel 1889, wo er in den dortigen zoolog. Meeresstationen arbeitete, erforschte er die maritime Fauna. Vorrangig bearb. V. die Biosystematik sowie die Morphol. der Ringelwürmer, insbes. der Igelwürmer. 1886 entdeckte er in einer Tierzelle das Zentrosom und knüpfte somit an die Zellentdeckungen von →Jan Ev. v. Purkyně an. In einem Prager Brunnen fand er das Krustentier Bathynella natans, das für ein „lebendes Fossil“ gehalten wurde. V. verf. Beitrr. u. a. für die Z. „Centralblatt für Bakteriologie“, „Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie“, „Denkschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften“, „Časopis Národního muzea“, „Vesmír“, „Živa“ sowie „Osvěta“ und red. die Z. „Archiv für Naturgeschichte“. Er war 1927 Mitbegründer und Präs. der Tschech. Zoolog. Ges. (Česká zoologická společnost) und Mitgl. zahlreicher naturwiss. Ges. im Ausland. 1917–32 fungierte er als Präs. der Královská česká společnost nauk. Darüber hinaus erhielt er Ehrendoktorate der Univ. von Cambridge und Brünn.

W. (s. auch Otto): Beitrr. zur vergleichenden Morphol. der Anneliden. I. Monographie der Enchytraeiden, 1879; Entwicklungsgeschichtl. Untersuchungen, 1888–92; Zool. všeobecná i soustavná, 1898; Neue Untersuchungen über die Reifung und Befruchtung, 1907; Zum Problem der Vererbungsträger, 1911–12; Structure and development of the „Living Matter“, 1926–27 (auch tschech.: Struktura a vývoj živé hmoty, 1926).
L.: Masaryk; Otto (m. W.); Wurzbach (s. Franz V.); O. Jírovec – O. Oliva, in: Živa 13, 1965, Nr. 2, S. 74; O. Jírovec, ebd. 17, 1969, S. 224; Dictionary of Scientific Biography 15, 1978; J. Tomeš, Československý biografický slovník, 1992; Z. Koleška, in: Klapalekiana 31, Suppl., 1995, S. 659ff.; J. Janko, Vědy o životě v českých zemích 1750–1950, 1997, s. Reg.; Český biografický slovník XX. století 3, 1999; H. Barvíková u. a., Fondy a sbírky Archivu Akad. věd České republiky, 1999, S. 261; D. Brádlerová, in: Akademický bulletin AV ČR 12, 1999, S. 7; Akad. věd České republiky, Praha, CZ.
(L. Křížová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 218
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