Vejrych, Jan (1856–1926), Architekt

Vejrych Jan, Architekt. Geb. Branna, Böhmen (Horní Branná, CZ), 6. 6. 1856; gest. Dobrá Voda bei Březnice, Tschechoslowakei (Březnice, CZ), 24. 6. 1926. Nach Besuch der Realschule in Königgrätz stud. V. 1874–80 Ing.bau an der tschech. TH in Prag. Ab 1881 arbeitete er bei dem Architekten Achille Wolf. 1886 und 1887 erhielt er ein Stipendium der Stadt Prag und bereiste Italien sowie Böhmen. Ab 1888 wirkte er als selbstständiger Architekt in Prag und erhielt 1893 die Konzession als Baumeister. Seine ersten Projekte stammen bereits aus der Zeit bei Wolf, wobei seine Wettbewerbspläne für Rathausgebäude im Stil der italianisierenden Neorenaissance anfangs nicht erfolgreich waren. 1884 setzte er sich mit dem Wettbewerbsprojekt des Rathauses in Starkenbach im Stil der „tschechischen Renaissance“ durch, der zum Nationalstil erklärt wurde; zu dessen typ. Merkmalen zählt die Sgraffito-Dekoration der Fassade. In den Folgejahren erhielt er große öff. Aufträge wie die Rathäuser in Kolin (Umbau, 1887–88), Pardubitz (1892–94) und Kladno (1897–98), die Vorschusskasse und das Ges.haus in Bad Bielohrad (1893–94), das Bez.haus in Neubidschow (1898) und das Narodni dom in Marburg an der Drau (1897). Im selben Stil baute er 1892 auch die Mariä-Himmelfahrt-Kirche in Groß Kletzan um. Weiters projektierte er das Ver.haus des Turnver. Sokol in Jitschin (später Theater, 1893–94) und das Národní dům für die tschech. Minderheit in Reichenberg (1896). Er beteiligte sich zudem erfolgreich an wichtigen Prager Wettbewerben um Bankgebäude (Prager städt. Sparcassa, 2. Preis, 1890; Gewerbebank für Böhmen und Mähren, 3. Preis, 1897). Nach 1900 verwendete V. Elemente der Gotik, des Manierismus und des Jugendstils (Bez.haus Schlan, 1902; Sparkasse in Neubidschow, 1906; Gmd.haus in Semil, 1908), bei seinen Entwürfen für Prager Hotels und Zinshäuser einen stark dekorativen Eklektizismus. Daneben trat er auch als Erfinder hervor: So erhielt er ein Privileg auf eine Stein imitierende Wandverkleidung und eine Holz imitierende Gipsdecke. V. war Mitgl. des Ver. der Baumeister im Kg.reiche Böhmen, 1908 wurde er zum Baurat ernannt, 1912 Dr. techn. h. c. Sein Nachlass befindet sich im Národní technické muz. in Prag.

Weitere W.: s. Uhlík.
L.: Národní listy, 4. 6. 1916; Masaryk; Otto; Toman; F. X. Harlas, Sochařství, stavitelství, 1911, S. 180f.; Architektonický obzor 15, 1916, S. 54ff.; Böhmen im 19. Jh., ed. F. Seibt, 1995, s. Reg.; Nová enc. českého výtvarného umění 2, ed. A. Horová, 1995; M. Horyna, in: Dějiny českého výtvarného umění 1780–1890, 3/2, ed. T. Petrasová – H. Lorenzová, 2001, s. Reg.; J. Uhlík, Architekt J. V. a jeho tvorba, DA Praha, 2013 (m. W.); M. Horáček, in: Od kabaly k Titaniku. Deset studií nejen z dějin umění, ed. L. Konečný u. a., 2013, S. 69ff.
(V. Laštovičková)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 218f.
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