Vencajz, Ivan (1844–1913), Jurist und Politiker

Vencajz Ivan, Jurist und Politiker. Geb. St. Veit, Krain (Šentvid pri Stični, SLO), 26. 6. 1844; gest. Laibach, Krain (Ljubljana, SLO), 7. 8. 1913; röm.-kath. Sohn des Lehrers Ignatz V. und der Catharina V., geb. Antončič. – 1856–61 besuchte V. das Gymn. in Rudolfswert, 1861–63 jenes in Laibach. Danach begann er ein Jusstud. an der Univ. Wien, das er 1868 abschloss. Noch im selben Jahr kehrte V. nach Laibach zurück und begann dort mit dem Gerichtspraktikum. Es folgten berufl. Stationen als Gerichtsadjunkt in Gottschee (1872–78), als Bez.richter in Gurkfeld (1878–86) sowie als LGR in Laibach (1886–1900), wo er anschließend seine eigene Anwaltskanzlei eröffnete. Als Jurist trat V. als Befürworter der Verwendung des Slowen. in der Verwaltung in Erscheinung und übers. zahlreiche jurist. Formulare. Außerdem engagierte er sich für die 1894 erfolgte Hrsg. der von Janko Babnik verf. „Nemško-slovenska pravna terminologija – Deutsch-slovenische juridische Terminologie“, eines über 45.000 Lemmata umfassenden Fachwörterbuchs. Polit. gesehen war V. anfangs Mitgl. der Liberalen (Narodno napredna stranka), zeigte sich aber mit der Parteilinie bald unzufrieden und trat schließl. 1897 aus. Nach einem erfolglosen Versuch, sich als Unabhängiger bei den RR-Wahlen 1897 gegen Josip Kušar durchzusetzen, schloss er sich dem Slovenski list rund um Vinko Gregorič und Anton Koblar mit ihrem radikalen Programm eines polit. Katholizismus an. Die Gruppe forderte eine einheitl. Politik aller Slowenen, konnte jedoch die Spaltung in eine liberale und eine kath. Partei nicht verhindern. I. d. F. verschmolz sie mit der Kath. Volkspartei (Katoliška narodna stranka) rund um →Ivan Šusteršič. 1901 als Abg. der Landgmd.kurie in den RR gewählt, setzte sich V. dort v. a. für die Interessen der Unterkrainer Bauern ein. Schon zwei Jahre später kam es zum Bruch mit Šusteršič und V. legte sein Mandat nieder. Als sein Nachfolger wurde →Fran Šuklje angelobt. Danach widmete sich V. wieder der auf sein Betreiben hin 1900 gegr. Versicherungsges. Vzajemna, deren Vors. er wurde. V. war daneben ein großer Musikfreund und als solcher Vors. der Glasbena matica, ab 1897 deren Ehrenmitgl.

L.: Das Vaterland, 4. 7. 1878; FB, 8., Gottscheer Bote, 19. 8. 1913; SBL; A. Štritof, in: Ljubljanski zvon 5, 1896, S. 324ff.; V. Melik, Wahlen im alten Österr., 1997, S. 281ff.; H. Tuma, Iz mojega življenja, 1997, S. 80; M. J. Tomažin, Slovenska pravna terminologija, 2010, S. 117; B. Zupančič, in: Klasje 9, 2011, S. 25; A. Kroneker, Zgodovinski pregled in jezikoslovni razvoj slovenske pravne terminologije v 19. stoletju, 2015, S. 9; Pfarre Šentvid pri Stični, SLO.
(R. Lampreht)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 225
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