Venchiarutti, (Giovanni) Domenico (1790–1859), Baumeister

Venchiarutti (Giovanni) Domenico, Baumeister. Geb. Osoppo, Republik Venedig (I), 2. 9. 1790; gest. Klagenfurt (Klagenfurt am Wörthersee, Ktn.), 5. 2. 1859; röm.-kath. Sohn des Maurermeisters Antonio V. und von Tranquilla V.; in 1. Ehe mit Maria Josepha V., geb. John, in 2. Ehe mit Maria V., geb. Mandl, verheiratet. – Über V.s Ausbildung ist nichts bekannt. Spätestens ab ca. 1823 arbeitete er bei dem Klagenfurter Baumeister Cristoforo Cragnolini (Cragnolino), bei dem er auch wohnte. 1828 wurde er Maurermeister und in das Klagenfurter Bürgerverzeichnis aufgenommen, ab ca. 1846 scheint er als Stadtbaumeister auf. V., der einen eigenen Steinmetzbetrieb unterhielt, errichtete in den Folgejahren mehrere Biedermeierhäuser mit spätklassizist. Fassaden, die tw. noch heute das Stadtbild prägen. Dazu zählt etwa das Geschäftshaus der Ktn. Sparkasse in Klagenfurt. Zu seinen größeren Aufträgen gehörte die Umgestaltung (1841) des ursprüngl. als Wasserschloss erbauten Schlosses Mageregg für den Tuchfabrikanten →Thomas v. Moro sowie für Johann v. Moro die Errichtung (1859) der Marienkapelle auf dem Friedhof Hermagor als Grabkapelle im spätklassizist. Stil mit giebelbekrönter Säulenfront. Weiters erhielt V. vom Hammerherrn Julius v. Wodley den Auftrag für das blockhafte Schloss Lerchenhof in Untermöschach (1848–51). Zu seinen letzten großen Arbeiten zählt die Realschule in Klagenfurt (1857–60). Daneben unternahm V. Reisen nach Wien, Laibach und Graz, um sich über die Gestaltung von Badeanstalten zu informieren. 1858 eröffnete er in Klagenfurt eine Wannen- und Dampf-Bade-Anstalt, die dem Esterházybad in Wien 6 nachempfunden war. Sie verfügte über zehn Zimmer mit warmen Bädern und zwei abgesonderte „Schwitz-Lokalitäten“. Die Einrichtung bestand aus weißem, marmorähnl. Stein statt der übl. Holzbänke. Nach seinem Tod führte seine Witwe Maria V. den Betrieb weiter.

Weitere W. (alle Klagenfurt): Sichl-Egger-Haus, 1842, Verteidigungsanlage „Defensionswerk“, 1850 (1856 zur Kinderbewahranstalt umgebaut), Obeliskenbrunnen, 1853 (nach eigenem Entwurf), Fluderbrunnen, 1859.
L.: Klagenfurter Ztg., 27. 11., WZ, 31. 12. 1858; I. I. Koschier, in: Carinthia I, 183, 1993, S. 528; Ch. Brugger u. a., Moderne in Ktn., 2009, s. Reg.; Pfarre Klagenfurt-St. Egid, Ktn.
(Ch. Gruber)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 226
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