Verkauf, Leo (1858–1933), Jurist, Politiker, Funktionär und Fachschriftsteller

Verkauf Leo, Jurist, Politiker, Funktionär und Fachschriftsteller. Geb. Lemberg, Galizien (Lʼviv, UA), 28. 11. 1858; gest. Wien, 30. 12. 1933; mos. Sohn von Isak V. und Judith V., geb. Weinberg; ab 1918 mit Maria (Marie) Josefa V., geb. Schott, verheiratet. – Nach dem Besuch des Obergymn. in Lemberg stud. V. 1880–84 Rechtswiss. an der Univ. Wien; 1888 Dr. iur. Er absolv. die Gerichtspraxis und war ab 1887 Advokaturskonzipient und später Konsulent. Seine berufl. Haupttätigkeit entfaltete V. auf dem Gebiet der Sozialversicherung, zunächst als Vertreter und Rechtskonsulent des Verbands der Genossenschaftskrankenkassen in Wien und 1921–25 als ständiger Mitarb. in dessen Zentrale. Bereits am Anfang seiner Karriere engagierte er sich für die Belange der Arbeiterkrankenversicherung und unterstützte Arbeiter in Rechtsangelegenheiten. Daneben war er als Fachschriftsteller tätig und widmete sich vornehml. (Organisations-)Problemen der Sozialversicherung, doch auch anderen Fragen, etwa den sozialen Dimensionen des Strafrechts. Hervorzuheben sind in dieser Hinsicht seine Artikel „Arbeitsvertrag“, „Organisationen der Arbeiter“ und „Streiks“ für das von →Ernst Mischler und →Josef Ulbrich hrsg. „Österreichische Staatswörterbuch“ (2 Bde., 1895–97; 2. Aufl. in 4 Bde., 1905–09). 1897 wurde er als Abg. in den RR gewählt. V. galt als aktiver Redner für sozialdemokrat. Belange, schied nach der Wahl 1901 jedoch aus und wurde auch nach neuerl. Antreten 1907 nicht wiedergewählt, was zu einem Zerwürfnis mit der sozialdemokrat. Partei führte. Daher widmete sich V. i. d. F. seiner jurist. und schriftsteller. Tätigkeit, wie zahlreiche Publ. im Rahmen der sozialdemokrat. Broschürenliteratur und Artikel für die „Arbeiter-Zeitung“ belegen. V. gab zudem 1907–26 das „Österreichische Jahrbuch der Arbeiterversicherung“ heraus, welches als Smlg. von Gesetzen, Verordnungen und Judikatur zu Sozialversicherungsfragen eine wichtige Referenz für einschlägig tätige Juristen und Funktionäre darstellte. Als Experte nahm V. auch an entsprechenden Enqueten und Kongressen teil. Daneben hatte er Posten im Umfeld der Sozialversicherung inne, etwa als Geschäftsführer der Bau- und Wohnungsgenossenschaft der Wr. Krankenkassen, im Reichsverband der Krankenkassen Österr., im Komitee der Kälteschutzvorsorge und nach dem 1. Weltkrieg im Vorstand des Militär-Witwen- und Waisenfonds.

Weitere W.: Die bürgerl. Klassen und das Strafrecht, 1894; Sozialreform in Österr., 1898; Zur Geschichte des Arbeitsrechts in Oesterr., 1905; Die Sozialversicherung als Organisationsproblem, 1911; Die Ausgestaltung der Krankenversicherung durch die K. Verordnung vom 4. Jänner 1917, 1917.
L.: Znaimer Wochenbl., 21. 11. 1894; Die Arbeit, 24. 3. 1897; Die Glühlichter, 9. 12. 1897; AZ, 20. 1. 1901, 10. 1. 1912, 31. 12. 1933; Dt. Nordmährerbl., 8. 8. 1907; Arbeiterwille, 7. 5. 1912; Neuigkeits-Welt-Bl., 13. 11. 1914; Tagbl. Organ für die Interessen des Werktätigen Volkes, 31. 7. 1919; Arbeiterschutz, 15. 1. 1934; Adlgasser; Hdb. jüd. AutorInnen; Wininger; Verband der Krankenkassen Wiens, NÖ und des Bgld. Ber. für 1921, 1922, S. 46; IKG, UA, WStLA, alle Wien.
(St. Wedrac)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 237
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