Vermes von Nagybudafalva, Lajos (1860–1945), Lehrer und Funktionär

Vermes von Nagybudafalva Lajos, Lehrer und Funktionär. Geb. Szabadka, Ungarn (Subotica, SRB), 27. 6. oder 27. 11. 1860; gest. ebd., 22. 5. 1945; röm.-kath. Sohn von Ferdinánd V. v. N. (geb. Szabadka, 17. 10. 1821; gest. ebd., 31. 3. 1882), Rechtsanwalt und Oblt. während der Revolution 1848/49, und dessen Frau Alojzia V. v. N., geb. Hüppmann, Bruder des RT-Abg. Béla V. v. N. (geb. Szabadka, 20. 11. 1820; gest. Budapest, H, 8. 4. 1930) sowie des Sportlers Nándor V. v. N. – Aus einer wohlhabenden Adelsfamilie stammend, konnte sich V. seit frühester Jugend dem Sport bzw. organisator. Tätigkeiten in diesem Bereich widmen. 1876 unternahm er eine Reise nach Neapel, wo er anhand einer antiken Statue einen Diskus skizzierte, den er dann in Ungarn anfertigen ließ. 1878 organisierte er auf dem Familiensitz im Badeort Palics in der Nähe von Szabadka Leichtathletikwettkämpfe, 1879 fuhr er als Erster in Szabadka mit einem Fahrrad. Das Med.stud., das er ab 1879 an der Univ. Budapest betrieb, brach er aufgrund seiner Sportaktivitäten ab, absolv. allerdings später beim Nationalen Turnver. (Nemzeti Torna Egylet) in Budapest die Ausbildung zum Turnlehrer; 1886 erwarb er auch das Fechtmeisterdiplom. 1880 gem. mit seinen Brüdern Mitbegründer des Sportver. Szabadkai Torna Egylet, begann V. im selben Jahr mit dem Bau einer Sportanlage in Palics, wo i. d. F. nicht nur Leichtathletik-, Rad- und Schwimmwettkämpfe veranstaltet, sondern auch Wintersportdisziplinen wie Eisschnelllauf und hockey ausgeübt wurden. 1884 Sieger des ersten Radrennens auf der Strecke Palics-Szabadka, ließ V. 1890–92 die Sportstätte erweitern, u. a. durch die Errichtung von überdachten Tribünen sowie der ersten Radrennbahn in Ungarn. Zugleich investierte er große Summen in den Ausbau der elektr. Bahn zwischen Szabadka und Palics, ein Unternehmen, das seine finanziellen Möglichkeiten bei Weitem überstieg: 1894 wurde V. wegen angebl. Veruntreuung angezeigt. Bei einem Schuldenstand von 250.000 fl wurde über sein gesamtes Vermögen der Konkurs verhängt; das Projekt der Bahnverbindung vollendete einige Jahre später der österr. Industrielle Ernst Edler v. Lindheim. V., der ab Anfang der 1890er-Jahre auch als Turnlehrer an Gymn. arbeitete, fungierte 1896–1904 als Sportlehrer an der Univ. Klausenburg. Anschließend Fechtlehrer der serb. Kg.familie, lebte er nach Ende des 1. Weltkriegs zurückgezogen in seiner Geburtsstadt. V., der Ende des 19. Jh. eine bedeutende organisator. Tätigkeit im ung. Sportleben entfaltete, trat auch als aktiver Sportler im In- und Ausland (u. a. in Avignon, Budapest, Breslau, Dijon, Genf, Graz, Prag und Wien) in Erscheinung. Als ung. Meister im Hoch- und Weitsprung sowie im Gewichtheben gilt V. als hervorragender Leichtathlet seiner Zeit und als einer der Pioniere des ung. Radsports.

L.: Das Vaterland, 30. 4., 4. 5., Neuigkeits-Welt-Bl., 6. 5. 1885, 31. 7. 1894; Pester Lloyd, 2. 4., WZ, 2., 4. 8. 1894; M. Életr. Lex.; Révai; ÚMÉL; A Budapesti Királyi Magyar Tudomány-Egyetem Almanachja 1880–81, 1881; K. Petkovics, Régi szabadkai játékok, 1983, passim; Sportski leks., ed. M. Flander, 1984; Z. Kalapis, Életrajzi kalauz 3, 2002; A. Killyéni, in: Kaleidoscope 2, 2011, Nr. 2, S. 104ff.
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 237f.
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