Verseghy, Ferenc (1757–1822), Schriftsteller, Sprachwissenschaftler und Übersetzer

Verseghy Ferenc (OSPPE), Schriftsteller, Sprachwissenschaftler und Übersetzer. Geb. Szolnok (H), 3. 4. 1757; gest. Ofen (Budapest, H), 15. 12. 1822; röm.-kath. Sohn des Salzbeamten János V. und dessen Frau Elisabeth V., geb. Schaibl, ab 1769 verheiratete Vígh, Stiefsohn des Rechnungsführers Ignác Vígh. – V. besuchte 1766–71 das Jesuitengymn. in Pest und Erlau. 1771–77 Zögling des Erlauer Priesterseminars, trat er 1778 in den Orden der Pauliner ein. 1778–79 Novize in Márianosztra, wurde er 1781 zum Priester geweiht. 1777–78 stud. V. Jus an der Univ. Ofen, 1779–81 Theol. an der Univ. Tyrnau, 1782–83 Phil. und Mathematik sowie 1783–84 Theol. an der Univ. Ofen (1783 Dr. phil., 1784 Baccalaureus Theologiae). 1781–82 Konviktspräfekt in Tyrnau, 1784 Präfekt des Priesterseminars in Pressburg, war er danach bis zur Auflösung des Paulinerordens 1786 Prediger in Pest und fiel durch seine josephin.-aufklärer. Predigten auf. 1787–90 in der Militärseelsorge tätig, trat er 1790 krankheitshalber i. d. R. V., der sich mehrmals erfolglos um eine Zensorstelle bewarb (1788, 1792, 1808), war i. d. F. als Korrektor und Übers. in Ofen tätig. 1790 veröff. er Flugschriften, in denen er für die Meinungsfreiheit plädierte und die Stände zur Unterstützung von Handel und Ind. aufrief. Er übertrug Claude-François-Xavier Millots „Éléments d’histoire générale ancienne et moderne“ ins Ung. („A’ világnak közönséges történetei“, 2 Bde., 1790–91); das Werk fiel der Zensur zum Opfer und V. wurde mit Klosterhaft in Tyrnau (1793) bestraft. 1794 kam er über den Schriftsteller József Hajnóczy mit der Jakobinerbewegung in Kontakt und übers. die „Marseillaise“ ins Ung. Im selben Jahr neuerl. verhaftet und 1795 zum Tode verurteilt, wurde seine Strafe in Kerkerhaft umgewandelt, die er 1795–1803 in Kufstein, Graz und Brünn verbüßte. 1804–12 Erzieher bei den Adelsfamilien Szapáry sowie Prónay und 1806–10 Sprachlehrer von Erzhg. →Joseph, war V. ab 1812 als Korrektor der Ofener Univ.druckerei tätig und gab im Auftrag der Statthalterei Wörter- und Schulbücher heraus. 1788–92 Mitarb. der Literaturz. „Magyar Museum“, war er ab 1820 für die von Bischof János Horváth hrsg., erste ung. kath. Z. „Egyházi Értekezések és Tudósítások“ tätig. Nach literar. Anfängen (u. a. Ovid-Nachahmungen, spätbarocke religiöse Lyrik) wandte er sich der Rokokolyrik zu. Des Weiteren veröff. er Dramen sowie Märchen und Romane, Letztere waren jedoch nur Adaptionsversuche. Den Höhepunkt seines literar. Schaffens stellt das kom. Epos „Rikóti Mátyás“ (1804) dar. Er übertrug Ged. von Herder, Klopstock, Lessing sowie Horaz’ „Ars poetica“ (1793) ins Ung., adaptierte mehrere Kotzebue-Dramen und übers. erstmals ein Goethe-Ged., „Veilchen“, ins Ung. („A’ szegfű“, 1784). Anfangs von Johann Georg Sulzer beeinflusst, fasste V. seine Positionen über Ästhetik, Rhetorik, Poetik und Stilistik des Ung. im programmat. Werk „Analyticae Institutionum Linguae Hungaricae“ (3 Bde., 1816–17) zusammen. In der Spracherneuerungsdebatte beschäftigte sich V. mit Rechtschreibung, Assimilation und Sprachvarietäten („Proludium in institutiones linguae hungaricae ...“, 1793; „Neuverfaßte Ungarische Sprachlehre“, 1805; „A tiszta magyarság“, 1805). Er befasste sich auch mit Sprachphil. („A’ filozófiának a talpigazságira épitett felelet ...“, 1818) und stellte ein phil. Wörterbuch zusammen („Lexicon terminorum technicorum“, 1826). V.s Abhh. „Rövid értekezések a’ musikáról“ (1791) und „A’ Muzsikáról“ (in: Magyar Mus. 2, 1792) stellen die ersten musiktheoret. Publ. auf Ung. dar.

Weitere W. (s. auch Rékasy; Kozák): V. F. összes költeményei, ed. E. Császár – F. Madarász, 1898, 2. Aufl. 1910; A magyar nyelv törvényeinek elemzése – Analyticae institutionum linguae hungaricae, 12 Bde., übers. L. Barth u. a., ed. E. Szurmay, 1972–79; V. F. kiadatlan írásai, 3 Bde., ed. Z. Deme u. a., 1982–87; V. F. drámái, ed. E. Doncsecz, 2014.
L.: Brockhaus–Riemann, ung. Ausg.; Katolikus Lex.; M. Életr. Lex. (m. B.); M. Irodalmi Lex. II (m. B.); Szinnyei; ÚMÉL (m. B.); Wurzbach; F. Sághy, V. F. maradvánnyai és élete, 1825, S. 139ff.; E. Császár, V. F. élete és művei, 1903; V. F., ed. S. Kisfaludy, 1957; In memoriam V. F. 1–6, ed. E. Szurmay, 1973–2003; Z. Deme, V. F., 1994; I. Rékasy, V. F. bibliográfia, 1994 (m. W.); Új magyar irodalmi lex. 3, 2. Aufl. 2000; Z. Éder, in: Magyar Nyelv 99, 2003, S. 33ff.; E. Hárs, in: Europadiskurse in der dt. Literatur, ed. C. Benthien u. a., 2007, S. 79ff.; I. Fried, in: Geschichte der ung. Literatur, ed. E. Kulcsár Szabó, 2013, s. Reg.; P. Kozák, Névpont (m. W., online, Zugriff 23. 10. 2016).
(Á. Z. Bernád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 241f.
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