Veruda, Umberto (Humbert) (1868–1904), Maler

Veruda Umberto (Humbert), Maler. Geb. Triest, Freie Stadt (Trieste, I), 6. 6. 1868; gest. ebd., 29. 8. 1904; röm.-kath. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend. Sohn des Ing. Alessandro V. (geb. 19. 9. 1839; gest. 31. 8. 1919) und der Pianistin Augusta V., geb. Verdier (gest. 1903). – V. erhielt seine erste künstler. Ausbildung beim Triester Maler Raffaele Astolfi. Aufgrund seiner bes. maler. Begabung besuchte er bereits ab 1884 die ABK in München (Antikenkl.) und stud. Malerei beim Historienmaler Sándor (Alexander) v. Wagner. 1887 bildete er sich in Paris weiter, wo er bei William Adolphe Bouguereau und Joseph Nicolas Robert-Fleury Zeichenunterricht nahm. Nach seiner Rückkehr verbrachte V. einige Zeit in Rom. Dort fiel er 1889 mit dem Ölgemälde „Sii onesta!“ bei der jährl. nationalen Kunstausst. auf: Das Bild wurde mit der großen goldenen Medaille prämiert und vom italien. Staat angekauft (Galleria Nazionale d’Arte Moderna, Rom). Auf einer Ausst. in Palermo gewann V. mit dem „Bildnis des Bildhauers Joseph von Kopf“ (um 1891) einen weiteren Preis und wurde von der Kritik für die maler. Ausführung bzw. Technik und die psycholog. Durchdringung der Physiognomie hochgelobt. V., der einen exzentr. Lebensstil pflegte, war ein enger Freund Italo Svevos (→Ettore Schmitz), der ihn in seinem Werk „Senilità“ (1898) in der Figur des Bildhauers Balli verewigte und nach V.s frühem Tod dessen Nachlass erbte. Ab 1893 erhielt V. wichtige Aufträge von prominenten Persönlichkeiten der Donaumonarchie, was ihm längere Aufenthalte in Wien, London, Berlin, Budapest und Venedig ermöglichte. So ließen sich der Sänger Delfino Menotti, →Adolf v. Sonnenthal sowie Giacomo Puccini von ihm porträtieren und Kn. →Elisabeth erwarb drei Gemälde für ihren Palast in Korfu. 1903 durch die Hgn. von Marlborough nach Blenheim Palace geholt, wurde er überdies Porträtist der Familie Spencer-Churchill (vier Porträts). In seinen Farben orientierte er sich an den großen Koloristen wie Rubens, Tizian und Veronese; formal schloss er mit seiner Technik des temperamentvollen und offenen Pinselstrichs an Velázquez (Porträt des Malers Giuseppe Garzolini, 1887; Porträt von Rafael Senet y Perez, 1900, Fondazione Cassa di Risparmio, Triest) und an die französ. Impressionisten (Im Blumengarten, 1899) an. Die Auflösung der starren Formen zugunsten von Licht und Farben bestimmten seine Gemälde. V. zählte zu den innovativsten und gefragtesten Malern des Fin de Siècle in Triest; 1898 wurde er von Max Liebermann porträtiert.

Weitere W.: Bildnis I. Svevos mit seiner Schwester Ortensia, 1892 (Privatbesitz, Triest); Bildnis eines Mädchens, 1893, Selbstbildnis (Uffizien, Florenz); Ein Lächeln, Rückenakt, 1900 (Mus. Revoltella, Triest); Bildnis des Bildhauers G. Mayer (Ca’ Pesaro, Venedig).
L.: NWT, 29. 8., NFP, 2. 9. 1904; Comanducci; Enc. It.; Thieme–Becker; A. De Gubernatis, Dizionario degli artisti italiani viventi. Aggiunte e correzioni, 1889–92, S. 84; L. Veneziani Svevo, Vita di mio marito …, ed. A. Pittorini, 1958, S. 32ff.; J. Gatt-Rutter, I. Svevo. A Double Life, 1988, S. 103ff.; Nella Trieste di Svevo. L’opera grafica e pittorica di U. V., ed. M. Masau Dan – D. Arich de Finetti, Trieste 1998 (Kat.); A. Craievich, in: Arte in Friuli, Arte a Trieste: AFAT 18/19, 1998/99, S. 165ff.; D. Morelli, ebd. 29, 2010, S. 131ff.; M. Gardonio, ebd. 32, 2013, S. 137ff.; I. Visintini, in: Faber in Fabula. Casi di intertestualità artistica nella letteratura italiana, ed. U. Musarra-Schrøder – F. Musarra, 2014, S. 81ff.; ABK, München, D.
(U. Marinelli)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 245f.
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