Vetter, Adolf (1867–1942), Beamter, Funktionär und Fachschriftsteller

Vetter Adolf, Beamter, Funktionär und Fachschriftsteller. Geb. Wien, 18. 6. 1867; gest. ebd., 4. 5. 1942; röm.-kath., später evang. Enkel des Hofgarteninsp. in Schönbrunn Adolf V., Sohn des Buchhalters und späteren Prokuristen Karl V. und dessen Frau Leopoldine V., geb. Kraft, Vater des Architekten und Publizisten Hans Adolf V. (geb. Wien, 13. 7. 1897; gest. Pittsburgh, PA, USA, 8. 5. 1963); in 1. Ehe mit Elise V., geb. Rusch, in 2. Ehe mit der aus Bayern stammenden Volksbildnerin Noemi V., geb. Hoffmann-Fürstenwaerther, verheiratet. – V. stud. 1887–92 Rechtswiss. in Wien, 1890–91 absolv. er daneben den Abiturientenkurs an der Wr. Handelsakad.; außerdem besuchte er Vorlesungen an der phil. Fak.; 1893 Dr. iur. Er begann seine berufl. Laufbahn 1894 als Konzeptspraktikant im Gewerbeförderungsdienst des Handelsmin. Noch im selben Jahr avancierte er zum Konzeptsadjunkten, 1895 zum Konz., 1898 zum Min.konz. und 1901 zum Min.vizesekr. In diesen Funktionen unternahm er mehrere Stud.reisen nach Dtld., in die Schweiz, nach Frankreich, England und Irland. 1906 zum Sekr. des Gewerbeförderungsdiensts ernannt, red. er 1906–09 (gem. mit →Wilhelm Franz Exner) dessen „Annalen“. Nach Verwendung im neugeschaffenen Min. für öff. Arbeiten (1908–10) leitete er ab 1910 als Dir. das 1908 eingerichtete und diesem Min. unterstellte Gewerbeförderungsamt, das dem Kleingewerbe diverse Hilfsmaßnahmen anbot, um sich vor dem Hintergrund der zunehmenden Industrialisierung zu behaupten (Fachkurse, Einführung in neue Arbeits- und Betriebsmethoden, finanzielle und Absatzförderung etc.); 1919 Sektionschef. Nach dem 1. Weltkrieg trat V. der sozialdemokrat. Partei bei und fungierte 1919–27 als Bez.rat in Döbling. 1920 wurde er zum ersten Präs. der neu errichteten Staatstheaterverwaltung ernannt; 1922 i. R. V. war einer der Mitinitiatoren und Vorstandsmitgl. des Österr. Werkbunds und bemühte sich als solcher um die Verbreitung von Kunstverständnis und -gewerbe sowie die Etablierung einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Künstlern, Handwerkern und Industriellen. Er unterhielt diesbezügl. zahlreiche (auch internationale) Kontakte und entfaltete eine rege einschlägige Vortragstätigkeit; mehrere seiner Referate erschienen auch in Druck (z. B. „Die moderne kunstgewerbliche Bewegung“, in: Annalen des Gewerbeförderungsdienstes des k. k. Handelsmin. 2, 1907–09; „Die Bedeutung des Werkbund-Gedankens für Österreich“, in: Der Österr. Werkbund, 1913). 1925 fungierte er als österr. Koär. auf der Kunstgewerbeausst. in Paris. V. interessierte sich weiters für moderne Architektur und Stadtplanung, seine von Josef Hoffmann entworfene und 1913 bezogene Villa in Wien-Döbling galt als Künstler- und Intellektuellentreffpunkt. V. war daneben volksbildner. tätig (Vorträge zu einer breiten Palette von Themen, z. B. Länderkde., Film, Zool., u. a. im Rundfunk) und gesellschaftl. sehr engagiert. So war er u. a. Mitgl. der Phil. Ges. an der Univ. Wien (1914–16 Säckelwart), 1928–30 (Ersatz-)Mitgl. des vom Handelsminister eingesetzten Filmbeirats, Mitgl. der Österr. Gartenbauges., Obmann der Österr.-Engl. Ges., Vors. der Ges. zur Förderung der geistigen und wirtschaftl. Beziehungen mit der UdSSR und stand 1926–34 als erster Präs. der Österr. Liga für Menschenrechte vor. 1910 zum HR ernannt, erhielt V. 1916 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens.

Weitere W.: Ber. über eine Stud.reise nach Bosnien und der Herzegowina, 1910; Kleine Reisebilder aus dem Osten, in: Österr. Rundschau 32, 1912; Qualitätsproduktion und Konsumentenerziehung, 1912; Zur Phil. der kunstgewerbl. Arbeit, in: Jb. der Phil. Ges. an der Univ. zu Wien 1914/15, 1915; Dt. Wiedergeburt, in: Mitt. des Ver. Südmark, März 1922; Die Sicherung des Wr. Operntheaters, in: Musikbll. des Anbruch 5, 1923; Reise nach Dtld. ... 1915, o. J. (Typoskript, Wienbibl. im Rathaus). – Ed.: Internationale Ausst. für Buchgewerbe und Graphik Leipzig. Österr. Haus ..., Leipzig 1914 (Kat., gem. m. R. v. Larisch). – Teilnachlässe: Österr. Nationalbibl., Hss.smlg., Wienbibl. im Rathaus (m. B.), beide Wien.
L.: AZ, 27. 5. 1910; RP, 18. 5. 1919; Wer ist’s?, 1935; E. Körner, in: Das Menschenrecht. Offizielles Organ der Österr. Liga für Menschenrechte 32, 1977, Nr. 1, S. 2ff. (m. B.); Architektenlex. Wien 1770–1945 (s. u. Hans Adolf V., nur online, Zugriff 10. 10. 2016); AdR, Pfarre Mariahilf, UA, alle Wien.
(H. Bergmann)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 259f.
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