Veverka, František (1799–1849), Erfinder und Bauer

Veverka František, Erfinder und Bauer. Geb. Rybitew, Böhmen (Rybitví, CZ), 3. 3. 1799; gest. Přelauč, Böhmen (Přelouč, CZ), 12. 2. 1849. Enkel von Jiří V., der 1746 aus Raudnitz an der Elbe nach Rybitew kam, zu den größten Bauern in der Gmd. zählte und 1751–57 als Vogt fungierte, Sohn von Václav V., der 1783 den größten Tl. von dessen Ländereien erbte, Cousin von →Václav V.; in 1. Ehe mit der aus Dřitsch stammenden Magdalena V., geb. Acksteinová (gest. 1838), in 2. Ehe mit Anna V., geb. Pernerová, verheiratet. – V. übernahm 1822 den Grund und das Haus seines kranken Vaters. Dieser hatte nicht so erfolgreich zu wirtschaften vermocht wie V.s Großvater, da das Frondienstsystem den landwirtschaftl. Betrieb weiterhin belastete und sich die Napoleon. Kriege sowie wirtschaftl. Probleme der Monarchie negativ auf die Situation der Bauern ausgewirkt hatten. Der junge V., der mehr als 12 Hektar erwarb, setzte verschiedene Neuerungen durch. Er reduzierte die Menge der angebauten Pflanzen, bevorzugte eine Spezialisierung und schränkte auch die Brachfläche ein. Er interessierte sich v. a. für techn. Innovationen in der Landwirtschaft, so vervollkommnete er die Häckselmaschine und die Windfege. V. reparierte weiters Uhren und Mühleneinrichtungen, bemühte sich jedoch v. a., das Pflügen zu beschleunigen und zu vereinfachen. Die gebräuchl. Geräte insbes. für ein tieferes Ackern, wie der sog. Trautenauer Haken, lockerten die Erde nur, wendeten sie aber nicht. Die damals bekannten Pflüge wiederum waren nicht imstande, tiefer in die Erde einzudringen. V. ließ sich bei der Suche nach einer Lösung z. Tl. vom Tischlerhobel inspirieren. Wichtig war v. a. die Form der Schar. Die Erfindung entstand in der Schmiede seines Cousins Václav V. Gem. mit ihm arbeitete er etwa drei Jahre lang an Verbesserungen, bis sie den neuen Pflug, „ruchadlo“ genannt, 1827 den Nachbarn vorstellen konnten. Die ersten Nutzer nannten den Pflug auch „veverče“. Die Nachricht vom neuen Gerät verbreitete sich verhältnismäßig schnell, v. a. dank der beiden Cousins, die nichts über Patente und die Möglichkeit wussten, an ihrer Erfindung zu verdienen. Ihre Unkenntnis missbrauchte der Beamte Jan Kainz aus Choltitz, der sich die Erfindung aneignete und sie 1832 bei der landwirtschaftl. Geräteausst. in Prag präsentierte. Über den Erfolg der Cousins V. schrieb jedoch schon 1830 →Josef Jaroslav Langer in der Z. „Čechoslav“. Dieser eröffnete eine lang andauernde Auseinandersetzung darüber, wer der Erfinder des Geräts war. Nach vielen, oft nationalist. angehauchten Streitigkeiten endeten die jahrelangen Diskussionen erst 1883. František Vratislav Sova bewies in seiner Arbeit „Vynálezci ruchadla“ eindeutig, dass V. derjenige war, der den Sturzpflug erfunden hatte, und dass sein Cousin an der Erfindung beteiligt gewesen war. Doch weder V. noch Václav V. erlebten eine öff. Anerkennung. Die allg. wirtschaftl. Schwierigkeiten, zu denen noch familiäre Verluste hinzukamen, verursachten den Verfall von V.s Anwesen. Wegen Schulden kam er um einen Tl. der Felder. 1844 verkaufte er das Anwesen und erwarb ein kleineres Haus in Břech bei Přelauč, das jedoch nach drei Jahren abbrannte. V. lebte mit seiner Familie bis zu seinem Tod in großer Not im Henkerhaus am Stadtrand von Přelauč.

L.: Masaryk; Otto; F. V. Sova, Vynálezci ruchadla, 1883; J. Jungwirth, Ruchadlo – vynález bratranců V., 1964; Zprávy Klubu přátel Pardubicka, 1978, Nr. 7, 2003, Nr. 5–6, 2007, Nr. 5–6; Malá československá enc. 6, 1987; V. Málek, Dějiny obce Dobřenice na Královéhradecku, 1996, S. 119; F. Šebek, Bratranci Veverkové a jejich vynález ruchadla (nur online, Zugriff 1. 5. 2016).
(P. Vošahlíková)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 263f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>