Vidmar (Widmar, Widmer), Jernej (Bartholomäus) (1802–1883), Fürstbischof

Vidmar (Widmar, Widmer) Jernej (Bartholomäus), Fürstbischof. Geb. Krainburg, Krain (Kranj, SLO), 11. 8. 1802; gest. ebd., 17. 5. 1883; röm.-kath. Sohn des Fuhrmanns Peter V. und dessen Frau Maria V., geb. Sorscheg. – V. besuchte 1816–22 das Gymn. in Laibach und stud. 1823–25 Phil. sowie 1825–28 Theol. am dortigen Lyzeum; Priesterweihe 1827. Nachdem er einige Monate als Kooperator in St. Ruprecht in Unterkrain gewirkt hatte, wurde er 1829 an das Frintaneum in Wien entsandt, musste jedoch aufgrund einer Choleraerkrankung 1831 das Stud. abbrechen und kehrte nach Laibach zurück, wo man ihn zum Stud.adjunkten ernannte. Nach dem Ende dieser Epidemie wiederum in Wien, wurde er bereits 1832 zurück nach Laibach beordert, um dort als Supplent für Altes Testament und oriental. Sprachen am Lyzeum zu wirken. Ab 1837 erneut in Wien, übernahm er die Stelle des Hofkaplans und Stud.dir. am Frintaneum und wurde im selben Jahr zum Dr. theol. prom. I. d. F. fungierte V., der ab 1848 Mitgl. des Laibacher Domkapitels war, auch als Referent im Kultusmin. 1859 ernannte ihn K. →Franz Joseph I. zum Fürstbischof von Laibach, die Weihe erfolgte im Sommer 1860 in Wien. Auf dem 1. Vatikan. Konzil stellte sich V. gegen das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes und reiste 1870 unter dem Vorwand einer Erkrankung ab. Auch sein Rücktrittsgesuch 1872 wurde offiziell mit seinem schlechten Gesundheitszustand begründet, doch war wohl auch dafür V.s Unzufriedenheit mit dem Ausgang des Konzils ausschlaggebend. Nach der endgültigen Amtsniederlegung 1875 zog er sich nach Krainburg zurück. Als Fürstbischof war V. Mitgl. des krain. LT sowie des HH, mischte sich jedoch kaum in polit. Angelegenheiten ein. Nationale Agitation war ihm fremd, doch förderte er andererseits den Gebrauch der slowen. Sprache. Seine Zeitgenossen vermissten bei V. Autorität und Durchsetzungsvermögen, lobten jedoch seinen Fleiß, seine Gewissenhaftigkeit sowie seine ausgez. Bibelkenntnisse. V., der sich für wohltätige Zwecke engagierte und selbst als großzügiger Spender auftrat, war auch schriftsteller. tätig, doch erschienen die meisten seiner Werke nicht in Druck.

L.: Laibacher Tagbl., 30. 8. 1872; Laibacher Ztg., Laibacher Diöcesanbl., 18., Kmetijske in rokodelske novice, 23. 5. 1883; Slovenski gospodar, 10. 3. 1898; SBL; Wurzbach; K. Schatz, Kirchenbild und päpstl. Unfehlbarkeit bei den dt.sprachigen Minoritätsbischöfen auf dem I. Vatikanum, 1975, S. 480; D. Matić, Nemci v Ljubljani. 1861–1918, 2002, S. 143; Das „Frintaneum“ in Wien und seine Mitgl. aus den Kirchenprov. Wien, Sbg. und Görz ..., ed. K. H. Frankl – P. G. Tropper, 2006, s. Reg.; Das ... „Frintaneum“ in Wien 1816 bis 1918, ed. K. H. Frankl – R. Klieber, 2008, s. Reg.; D. Krajnc Cerny, O. Caf als Linguist und Sammler, phil. DA Wien, 2011, S. 8; Nadškofijski arhiv, Ljubljana, SLO.
(R. Lampreht)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 268f.
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