Viktorin, Robert V. (1871–1933), Industrieller

Viktorin Robert V., Industrieller. Geb. Wien, 31. 1. 1871; gest. ebd., 4. 7. 1933; röm.-kath. Sohn des Fabrikanten und Hoflieferanten Josef V., der neben den Herdfabrikanten Leopold Preynössl und Rudolf Geburth Aufträge vom Hofwirtschaftsamt zur Ausstattung der Hofküchen erhielt, und von Katharina V., geb. Reimann, Bruder von Adolf V. (gest. 1906), der gleichzeitig mit ihm in die Fa. eintrat, dann jedoch krankheitsbedingt in der Fa.führung nicht aktiv war, Schwiegervater von Rudolf Schinko, ab 1929 Prokurist im Familienunternehmen; verheiratet mit der Fabrikantin Hermine Josefa V., geb. Fischer (geb. 29. 10. 1873; gest. Wien, 12. 2. 1936; röm.-kath.). – V. war als Prokurist in der Fa. seines Vaters tätig und übernahm 1898 von ihm die 1862 gegr. Ofen- und Maschinenherdefabrik in Wien Josef Viktorin, Schlossergewerbebesitzer, Zentralheizungs- und Ventilationsanlagen. Die Fa. stellte Regulier-Füll-Öfen, Regulier- und Meidinger Öfen, Maschinen- und Caféherde, Spießbrat- und Grillierherde her. Ab ca. 1901 hatte man neben dem Betrieb in der Großen Neugasse in Wien 4 auch einen zweiten Standort in Budapest, Andrássy út. 1906 ließ V. ein Muster einer Gas-Spießbratmaschine bei der HGK in Wien registrieren. 1907 stattete die Fa. die Küchenherdanlage im neuen Opern-Restaurant in der Wr. Operngasse aus, wobei auf einer Gas-Spießbrat- und Grilliermaschine vor den Gästen gebraten werden konnte. 1908 meldete V. den Konkurs der Fa. Josef Viktorin, Betrieb des Schlossergewerbes und Öfen- und Maschinenherdefabrik, an: Geänderte Zollverhältnisse in Rumänien führten zum Verlust dieses Absatzgebiets sowie Investitionen bei dem Versuch, neue Absatzgebiete in Ungarn zu gewinnen, schließl. dazu. Das Unternehmen wurde 1909 mit Hermine Josefa V. als Inhaberin mit dem Fa.wortlaut H. Viktorin, Öfen- und Maschinenherdefabrik neu gegr., die Leitung übernahm V. Bis 1913 erhielt die Fa. H. Viktorin Aufträge für das Südbahnhof-Restaurant, das kgl. italien. Botschaftspalais, die Ausstattung von neun Donaudampfern, für den Palazzo Venezia in Rom, von den Österr. Siemens-Schuckert-Werken und für eine große elektr. Herdanlage im Palais des Vizekg. von Ägypten. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde sie zur staatl. geschützten Unternehmung erklärt. 1921 trat V. als offener Handelsges. in die Fa. ein, 1925 schied Hermine Josefa V. aus gesundheitl. Gründen als Ges. aus der Fa. H. Viktorin in Wien aus, woraufhin V., der 1926 den Betriebsgegenstand um den fabriksmäßigen Gasapparatebau erweiterte und um 1931 den Welt-Patent-Gasherd „Mirakel“ und für die Raumbeheizung die Spezialdauerbrandeinsätze „Oranier“ erzeugte, alleiniger Inhaber wurde. KR V., zuletzt Eigentümer der Dauerbrandofenfabrik H. Viktorin, Wien und ab 1928 der Herde- und Gasapparatefabrik H. Viktorin, Mödling, war ab 1921 handelsgerichtl. beeideter Sachverständiger und Schätzmeister sowie Besitzer des päpstl. Ehrenkreuzes Pro ecclesia et pontifice. Nach V.s Tod ging die Fa. wieder in den alleinigen Besitz von Hermine Josefa V. über, die 1933 den Fa.wortlaut in Viktorin-Werk umänderte. 1934 wurde eine neue Filiale der Viktorin-Werke am Burgring nach einem Entwurf von Josef Hoffmann und Oswald Haerdtl fertiggestellt, wo auch Ofenmodelle von Walter Gropius ausgest. waren. Im Juli 1936 wurde die Wr. Fa. aus dem Handelsreg. gelöscht. Die Viktorin-Werke Mödling waren bis 1960 in Betrieb und wurden i. d. F. von der Fa. Aichelin übernommen.

L.: Wr. Bilder, 28. 11. 1897, 16. 9. 1934; WZ, 31. 7. 1908, 29. 9. 1914, 7. 7. 1933 (Parte); NWT, 4. 5. 1913, 7. (Parte), 9. 7. 1933; RP, 13. 3. 1929, 31. 1. 1931, 7. 7. 1933; NFP, 7. 7. 1933 (Parte); G. A. Stadler, Das industrielle Erbe NÖ, 2006, S. 477; I. Haslinger, in: Küchen/Möbel: Design und Geschichte, ed. E. B. Ottillinger, Wien 2015, S. 131 (Kat.); Wirtschaftskammer Österr.-Archiv, Unternehmensgeschichtl. Smlg., WStLA, beide Wien.
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 279
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