Vilímek, Josef Richard d. Ä.; Ps. Jan Velešovský (1835–1911), Publizist, Verleger und Politiker

Vilímek Josef Richard d. Ä., Ps. Jan Velešovský, Publizist, Verleger und Politiker. Geb. Wamberg, Böhmen (Vamberk, CZ), 1. 4. 1835; gest. Kgl. Weinberge, Böhmen (Praha, CZ), 16. 4. 1911. Sohn eines Müllers, Vater von →Josef Richard V. d. J. – V. besuchte die Präparandenkl. des Gymn. in Reichenau an der Kněžna, die Realschule in Schönberg und die höheren Jgg. an der Realschule in Prag. Nach der Matura 1853 hörte er Vorlesungen am ständ.-techn. Inst. in Prag. Wegen angebl. Agitationen musste er 1856 Prag verlassen und wurde in seine Heimatstadt ausgewiesen. 1857 kehrte er nach Prag zurück, nahm das Stud. jedoch nicht mehr auf, sondern widmete sich der Hrsg. von Büchern und Z., in denen er gelegentl. anonym humorist. Beitrr. publ. Ab 1858 veröff. er mit seinem Freund →Josef Jan Svátek die Z. „Humoristické listy“, der er ab 1861 (schon ohne Svátek) eine satir.-polit. Richtung gab und in deren Red. er bis 1906 wirkte; für diverse Pressvergehen wurde er zu Geld- bzw. Gefängnisstrafen verurteilt. 1859 gründete er gem. mit →Jan Neruda die Z. „Obrazy života“, in der die junge Generation der tschech. Literaten, die sog. Mai-Generation („májovci“), publ. Ab 1864 veröff. V. zwei weitere polit. Bll., „Bič“ und „Blesk“. Gem. mit Josef Novák betrieb er 1860–67 die Buchhandlung Slovanské knihkupectví und ab 1872 auch eine eigene Druckerei in Prag. In V.s Verlag erschienen humorist. Kal., Almanache, Anthol., Gesangbücher bzw. Liedersmlgg. („Hlahol“, 1861; „Veselý zpěvák“, 1862), Ged., gesellige Reden („Besedník“, 1861; „Úplný besedník“, 1877) und gelegentl. auch Belletristik bzw. Marionettenspiele von →Matěj Kopecký. Vornehml. fungierte die Druckerei jedoch als Auftragsdruckerei. 1886 übergab V. den um zwei Häuser erweiterten Betrieb an seinen Sohn Josef Richard V.; nach 1906 gründete er nochmals eine Buchhandlung. 1867 wurde V. zum Abg. des böhm. LT gewählt, unterzeichnete jedoch 1868 aus Protest gegen den etablierten Dualismus die sog. Böhm. Deklaration und blieb deshalb den Sitzungen fern. In seinen Erinnerungen „Ze zašlých dob. Vzpomínky“ (1908) skizziert er humorvoll das kulturelle und gesellschaftl. Leben der 1850er- und 1860er-Jahre in Böhmen durch kurze Erz. über seine Zeitgenossen mit Schwerpunkt auf der Geschichte der „Humoristické listy“. Sein Nachlass befindet sich im Literární archiv PNP in Prag.

L.: Bohemia, Prager Tagbl., Národní listy, Národní politika, 18., Lidové noviny, 19. 4. 1911; LČL; Masaryk; Otto; Wurzbach; R. (V. Červinka), in: Zlatá Praha 28, 1910/11, S. 375 (m. B.); Zvon 11, 1910/11, S. 495; V. V. Kuneš, in: Pražská lidová revue 7, 1911, S. 95f.; F. V. Vykoukal, in: Osvěta 41, 1911, S. 477f.; J. R. V., ed. K. Sezima, 1937 (m. B.); R. Khel, in: Knihovna 10, 1977, S. 361ff.; A. Zach, Stopami pražských nakladatelských domů, 1996, S. 29f.; Český biografický slovník XX. stoleti 3, 1999; R. Khel, in: Literární archiv. Sborník Památníku národního písemnictví 38, 2006, S. 89f.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 281f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>