Vintschgau zu Altenburg und Hohenhaus, Maximilian Ritter von (1832–1913), Physiologe

Vintschgau zu Altenburg und Hohenhaus Maximilian Ritter von, Physiologe. Geb. Wilten (Innsbruck, Tirol), 4. 11. 1832; gest. Steinach (Steinach am Brenner, Tirol), 25. 7. 1913; röm.-kath. Sohn eines Postdir. in Venedig, Vater des Juristen Wolfgang Ritter v. V. z. A. u. H.; verheiratet mit Agnes v. V. z. A. u. H., geb. Gfn. v. Gleispach (gest. 1916). – Nach dem Schulbesuch absolv. V. seine phil. Vorstud. in Venedig, danach stud. er 1850–51 Med. an der Univ. Padua, ehe er 1851 an die Univ. Wien wechselte. 1856 Dr. med., vertiefte er im Anschluss daran seine Kenntnisse als Ass. bei →Ernst Wilhelm v. Brücke an der Lehrkanzel für Physiol. 1857–60 suppl. er an der neu errichteten Lehrkanzel für Physiol. der Univ. Padua und wurde dort 1860 zum o. Prof. für Physiol. ernannt. 1867 wechselte er als Ordinarius für Physiol. an die Univ. Prag, von wo er 1870 an die Univ. Innsbruck berufen wurde und als erster Ordinarius das Inst. für Physiol. bis 1902 leitete; 1871, 1877/78, 1884/85, 1892/93 Dekan, 1879–81 Senator der med. Fak., 1874/75 und 1881/82 Rektor. V. leistete in Innsbruck Pionierarbeit beim Aufbau seines Inst. und brachte eine Reihe von bekannten Schülern hervor, darunter Michael Joseph Dietl, →Eugen Steinach, →Karl Stainer und Arnold Durig. Seine Vorlesungen hielt er in dt. und italien. Sprache. Auch seine ersten Publ. verf. er auf Italien. V. befasste sich zunächst mit histolog. sowie physiolog.-chem. Fragen, u. a. zu Blut und Blutkreislauf, Blutgasen, Kohlenhydraten und zur mikroskop. Struktur der Retina von Menschen, Wirbeltieren und Kopffüßern. Seine bedeutendsten Arbeiten entstanden auf dem Gebiet der Neuro- und Sinnesphysiol. V. untersuchte insbes. die Erregungsfortpflanzung und deren zentralnervöse Verarbeitung. Bekanntheit erreichten seine Stud. zur Reaktionszeit bei verschiedenen physiolog. Vorgängen, u. a. beim Geschmacks-, Temperatur- und Tastsinn. In der Optik galt sein Interesse der Farbmischung sowie der Blau-Gelb-Blindheit. Darüber hinaus fertigte er eine vielbeachtete Smlg. von Injektionspräparaten der Blutgefäße für sein Inst. an. V. veröff. zahlreiche Beitrr. in den „Sitzungsberichten der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse“, im „Archiv für die gesamte Physiologie des Menschen und der Tiere“ und im 3. Bd. des von Ludimar Hermann hrsg. „Handbuchs der Physiologie“ (6 Bde., 1879–83). V. war u. a. ab 1857 k. M. der Ges. der Ärzte in Wien, ab 1862 Mitgl. der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina, Vors. und später Ehrenmitgl. des Naturwiss.-med. Ver. in Innsbruck, um dessen Aufbau er sich verdient machte. 1881 erhielt er den Orden der Eisernen Krone III. Kl., 1902 wurde er Ritter des Leopold-Ordens; 1896 HR.

Weitere W.: s. Poggendorff; Wurzbach; Werstler.
L.: NFP, WZ (Abendausg.), 29. 7. 1913; Pagel; Poggendorff 3, 4 (m. W.); Wurzbach (m. W.); F. Werstler, Personalbibliographien von Prof. und Doz. der Med. Fak. zu Prag … 1853–80, med. Diss. Erlangen-Nürnberg, 1972, S. 66ff. (m. W.); Hundert Jahre Med. Fak. Innsbruck 1869 bis 1969, ed. F. Huter, 1969, s. Reg.; J. E. Tumler, Die Abg. zum Tiroler LT von 1861 bis 1914, 1981, S. 400f.; H. Huber, Geschichte der med. Fak. Innsbruck und der med.-chirurg. Stud.anstalt (1673–1938), 2010, s. Reg. (m. B.); UA, Wien; UA, Innsbruck, Tirol; UA, Padova, I.
(D. Angetter)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 287f.
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