Vodnik, Valentin (1758–1819), Schriftsteller, Publizist, Philologe und Geistlicher

Vodnik Valentin (OFM), Schriftsteller, Publizist, Philologe und Geistlicher. Geb. Oberschischka, Krain (Ljubljana, SLO), 3. 2. 1758; gest. Laibach, Kg.reich Illyrien (Ljubljana, SLO), 8. 1. 1819; röm.-kath. Sohn des Bauern Jožef V. und dessen Frau Jera (Gertrude) V., geb. Pance. ‒ V. absolv. das Gymn. in Laibach (1769–75) und trat 1775 in den Franziskanerorden ein. 1776–78 stud. er bei den Franziskanern in Neustadtl Phil. und 1778–80 in Laibach Theol., ehe er 1782 auf der Insel Veglia ordiniert wurde. Ab 1784 wirkte er als Geistlicher in mehreren Krainer Pfarren, ab 1796 in Laibach. 1798 erhielt er eine Professur am dortigen Gymn., entschied sich 1802 jedoch für den Austritt aus dem Franziskanerorden, wobei er weiterhin seelsorger. Tätigkeiten versah; 1806–07 Präfekt am Laibacher Gymn. Unter der französ. Verwaltung fungierte V. 1809–13 als Dir. des Gymn. (1810–11), der Grundschulen sowie der gewerbl. Schulen in Laibach. Auf k. Sonderbefehl wurde er 1815 vorzeitig pensioniert. Erste Ged. V.s erschienen im Musenalmanach „Pisanize“ (1779, 1781), in denen er sich bereits vom barocken Klassizismus des Hrsg. →Feliks Dev entfernte und die in einem aufklärer. Volkston gehalten sind (vgl. v. a. die Ged. „Sadovolne Kraynz“ und „Klek“). I. d. F. veröff. er eineinhalb Jahrzehnte lang keine Lyrik mehr und verlegte sich auf Sprachstud. (V. a. Französ., Italien.). V. gehörte ab 1794 dem Kreis um Žiga Zois an, unter dessen Mentorschaft er erneut als Dichter, aber auch als Prosaist (Anekdoten, Exempel) und als Verf. prakt. und gelehrter Schriften aus verschiedensten Bereichen (u. a. Geographie, Geschichte, Naturkde., Sprachwiss.) hervortrat. Eine Vielzahl dieser Schriften ist in den von ihm im Alleingang verf. Kal. (Praktiken) „Velika pratika“ (1795–97) und „Mala pratika“ (1789–1806) enthalten. V. war darüber hinaus Hrsg. und Verf. der ersten slowen. Ztg. „Lublanske novize“ (1797–1800); wie die Praktiken wurde jedoch auch diese mangels Abonnenten eingestellt. V. übernahm von Blaž Kumerdej allmähl. die Leitung des slowen.-dt. Wörterbuchs, das er 1800 konzeptuell in ein dt.-slowen. Wörterbuch umwandelte. Dieses wurde zwar nie fertiggestellt, sein umfangreiches Material floss jedoch in die Wörterbücher von Matej Cigale (1860) und →Maks Pleteršnik (1894–95) ein. 1806 veröff. er seine gesammelten Ged.; diese „Pesme sa pokushino“ gelten als der erste slowen. Ged.bd. überhaupt. Bedeutung erlangte V. ferner als Sammler von Volksliedern (seine Red. des Lieds vom Turnier zwischen den Rittern Lamberg und Pegam wurde zur Grundlage der ersten philolog. Übers. aus dem Slowen. ins Dt.) sowie als Übers. (u. a. „Peſmi sa Brámbovze“, 1809). Darüber hinaus war er Verf. und Übers. von Schulbüchern, zur Zeit der Illyr. Prov. adaptierte er französ. Lehrwerke. V. setzte sich bei den französ. Behörden erfolgreich für den Gebrauch des Slowen. statt des ursprüngl. vorgesehenen Dalmatin.-Kroat. als Schulsprache ein. Seine slowen. Grammatik (mit der er sowohl zeitl. als auch method. von →Bartholomäus Kopitar überholt wurde) erschien 1811 als Schulbuch („Piſmenoſt ali Gramatika Sa Perve Shole“). In Napoleon sah V. für die Slowenen die Möglichkeit verkörpert, das Prestige ihrer Sprache und Kultur zu heben. Das in diesem Sinn seiner Grammatik vorangestellte Widmungsged. „Iliria oshivlena“ führte 1815 mittelbar zu seiner Entfernung aus dem Staatsdienst. Obwohl die Poesie in seinem Gesamtwerk nur einen relativ kleinen Tl. ausmacht, ist seine Bedeutung als Dichter, der die kleine lyr. Form favorisierte und sich als Erster an volkstüml. Muster (Schnaderhüpfl) anlehnte, unbestritten. Durch eine Vielzahl kürzerer Texte leistete V. jedoch auch einen Beitr. zur Entwicklung der slowen. Prosa. Er beschäftigte sich darüber hinaus intensiv mit Geographie, Geschichte, Archäol. und Numismatik. In der Sprachwiss. hat V. insbes. als Lexikograph Bleibendes hinterlassen.

Weitere W.: s. Kos, 1990.
L.: Osebnosti (m. B.); SBL (m. B.); Vodnikov spomenik. V.-Album, ed. E. H. Costa, 1859 (m. B.); P. Bohinjec, V. V. (der erste sloven. Dichter), 1889; J. Kos, V. V., 1990 (m. W.); V. Osolnik, in: Plurilingvizem v Evropi 18. stoletja, ed. F. Ferluga-Petronio, 2002, S. 49ff.; J. Kos, in: Glasnik slovenske matice 33, 2011, S. 161ff.; A. Legan Ravnikar, in: Bilten 4, 2012, S. 9ff.; M. Dović, in: Primerjalna književnost 36, 2013, S. 185ff.
(E. Köstler)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 310f.
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