Völker, Karl (1886–1937), Theologe

Völker Karl, Theologe. Geb. Lemberg, Galizien (L’viv, UA), 1. 12. 1886; gest. Wien, 27. 9. 1937; evang. AB. Sohn des Juweliers Theodor V. und dessen Frau Emilie V., geb. Hess. – Nach Absolv. des Dt. Staatsgymn. in seiner Geburtsstadt stud. V. evang. Theol. und Phil. in Wien (1904–06 bzw. 1907–08), Leipzig (1906–07) und Berlin (1908–09), wobei →Karl David Georg Loesche und Adolf v. Harnack die wichtigsten Impulse für seine spätere Laufbahn vermittelten; 1909 Dr. phil. in Wien, 1911 Lic. theol. und 1912 Habil. für Kirchengeschichte ebd. I. d. F. wirkte er als Doz. an der Evang.-theol. Fak. (1919 tit. ao. Prof.) und als Stud.insp. im Theologenheim. Da er bei der Besetzung des Lehrstuhls für Kirchengeschichte (Nachfolge Loesche 1916) übergangen wurde, bewarb er sich um jenen für Prakt. Theol., wurde 1920 als o. Prof. berufen und wechselte 1922 auf den frei gewordenen Lehrstuhl für Kirchengeschichte, zeigte aber auch weiterhin wiss. Interesse an der Prakt. Theol. und an kirchl. Tätigkeit; 1935/36 Dekan. Seine intensiven Forschungen zur Kirchengeschichte Polens gipfelten, vorbereitet durch die Wr. phil. Diss. („Reformation in Polen im Spiegel der polnischen Historiographie des 16. und 17. Jahrhunderts“, 1909, gedruckt als „Der Protestantismus in Polen auf Grund der einheimischen Geschichtsschreibung“, 1910) und durch zahlreiche Einzelstud., in einer monograph. Bearb. der „Kirchengeschichte Polens“ (1930), die ihm die Mitgl.schaft der PAN in Krakau eintrug und noch immer zur Standardliteratur gezählt wird. Ein weiterer wiss. Schwerpunkt seines Wirkens lag in der Kirchengeschichte Österr., zu der er eine Quellened. („Die Entwicklung des Protestantismus in Österreich“, 1917) im Rahmen der R. „Aus Österreichs Vergangenheit. Quellenbücher zur österreichischen Geschichte“ zusammenstellte. 1931 übernahm er in der Nachfolge Loesches den Vorsitz der Ges. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. und die Hrsg. von deren Jb. Er verf. zahlreiche Stud. zur protestant. Geschichte Österr., u. a. über den oö. Bauernkrieg, die Vorgeschichte des Protestantenpatents sowie über die Gegenreformation in Österr., die in ein Hdb. münden sollten, dessen Fertigstellung jedoch durch seinen frühen Tod verhindert wurde; 1921 Dr. h. c. der Univ. Breslau.

Weitere W. (s. auch Dedic; Bibliographie zur Geschichte … des Protestantismus in Österr. ..., ed. P. F. Barton, 1999): Toleranz und Intoleranz im Zeitalter der Reformation, 1912; Die Kirchengeschichtsschreibung der Aufklärung, 1921; Die Stellung der Prakt. Theol. in der theol. Wiss., 1921; Mysterium und Agape, 1927.
L.: Bautz; P. Dedic, in: Jb. für die Geschichte des Protestantismus in Österr. 59, 1938, S. 1ff. (m. W.); H. Koch, in: Jbb. für Geschichte Osteuropas 4, 1956, S. 492f.; G. Traar, Eine Wolke von Zeugen, 2. Aufl. 1972, S. 294f.; O. Wagner, in: Heimat Galizien, 3. Aufl. 1988, S. 240ff.; Zeitenwechsel und Beständigkeit. Beitrr. zur Geschichte der Evang.-Theol. Fak. in Wien 1821–1996, ed. K. Schwarz – F. Wagner, 1997, s. Reg. (m. B.); UA, Wien; UA, Leipzig, D.
(K. W. Schwarz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 311f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>