Vogel von Frommanshausen, Karl Albrecht Ritter (1822–1890), Theologe

Vogel von Frommanshausen Karl Albrecht Ritter, Theologe. Geb. Dresden, Sachsen (D), 10. 3. 1822; gest. Wien, 11. 9. 1890; evang. AB. Sohn des kgl. sächs. Oberrechnungsrats Franz Friedrich Vogel. – Nach Absolv. der Kreuzschule in Dresden stud. V. Theol. in Leipzig (1841–45) und Berlin, wo August Neander und dessen Pektoraltheol. ihn stark beeindruckten. Daneben war er als Privatlehrer tätig, u. a. im Hause Thurn und Taxis; 1848 Dr. phil. in Jena, 1849 Lic. theol. ebd. Tiefgründige Forschungen zum Hochmittelalter („De Bonizonis episcopi Sutrini vita et scriptis“, 1850, Nachdruck 2010; „Ratherius von Verona und das zehnte Jahrhundert“, 1854, Nachdruck 1977, 2010; „Peter Damiani“, 1856) führten nicht nur zur Habil. in Jena, sondern trugen ihm dort 1856 auch ein Extraordinariat und im selben Jahr ein Ehrendoktorat in Greifswald sowie schließl. 1861 den Ruf als Prof. für die Exegese des Neuen Testaments an die von der Alma Mater Rudolfina getrennte Evang.-theol. Fak. in Wien ein. Abgesehen von einzelnen Stud. zur Vulgata („Beiträge zur Herstellung der alten lateinischen Bibel-Uebersetzung“, 1868, Nachdruck 2013) lag seine Bedeutung im Bereich der theol. Wiss. eher in der Begleitung der kirchl. Praxis. Wiederholt Dekan, insbes. im 50. Jubiläumsjahr der Fak. 1871, war er Mitgl. in zahlreichen kirchl. Gremien, im Schulvorstand der evang. Schule, in den Gen.synoden AB 1871 und 1877 sowie Obmann des Synodalausschusses AB. Als anerkannter Prediger publ. er mehrere Predigtbde. und fungierte als Obmann des nö. Zweigver. der Gustav-Adolf-Stiftung. Im Arbeitsbereich der Inneren Mission stand er an der Wiege der Stadtmission und forderte einen gezielten diakon. Einsatz der Kirche in der Großstadt. Er wirkte weiters im Rahmen der Evang. Allianz, wo er den Kontakt zur freikirchl. Missionsarbeit der Methodisten und Baptisten herstellte, und begründete die Kindergottesdienstarbeit, die er nach anglikan. Vorbild „Sonntagsschule“ nannte und unter seinen Studenten propagierte. Der Umstand, dass seine frühen Werke zuletzt (2010–13) neu aufgelegt wurden, signalisiert ein gesteigertes Interesse an den von V. aufgeworfenen Forschungsfragen zum Hochmittelalter. 1883 wurde er in Österr. mit dem Prädikat „von Frommanshausen“ in den Ritterstand erhoben.

Weitere W.: Festrede ... bei der Feier des 50jähr. Bestehens der k.k. ev.-theol. Fak. in Wien, 1871; Die Semisäkularfeier der k.k. evang.-theol. Fak. in Wien am 25. April 1871, 1872; zahlreiche Beitrr. in: Realenz. für protestant. Theol. und Kirche, Theol. Stud. und Kritiken.
L.: ADB; Realenz. für protestant. Theol. und Kirche 10, 3. Aufl. 1908; H. Jaquemar, Innere Mission, 1951, S. 21ff.; J. Wischmeyer, Theologiae Facultas. Rahmenbedingungen ... protestant. Univ.theol. in Tübingen, Jena, Erlangen und Berlin 1850–70, 2008, S. 422; F. Hinkelmann, Geschichte der Evang. Allianz in Österr., 2. Aufl. 2012, S. 35f., 38, 40; ders., Die Evangelikale Bewegung in Österr., 2014, s. Reg., bes. S. 118; UA, Greifswald, UA, Leipzig, beide D.
(K. W. Schwarz)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 320
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