Vogel, Friedrich (Wilhelm) (1840–1901), Industrieller

Vogel Friedrich (Wilhelm), Industrieller. Geb. Solingen, Preußen (D), 30. 6. 1840; gest. Wartberg im Mürztal (Stmk.), 4. 8. 1901 (begraben: Wr. Zentralfriedhof); evang. Sohn eines Küsters, Vater des Juristen Robert V. (geb. 1874 oder 1875; gest. Wien, 27. 2. 1900; Unfall); verheiratet mit Clara V. (gest. 1931). – 1872 gründete der Waren-Komm.händler V. gem. mit →Hugo v. Noot die Fa. Vogel & Noot Hammerwerk, Walzwerk und Werkzeugfabrik und errichtete 1872 die erste Werksanlage in Wartberg. Hermann Bührlen sen., ehemaliger Gewerke, kam 1878 als Miteigentümer hinzu. Anfangs produzierte man überwiegend landwirtschaftl. Geräte, z. B. Spaten, Schaufeln sowie den ersten Pflugkopf aus Stahl, unter Verwendung von Halbzeug aus dem eigenen Blechwalzwerk. 1876 erhielten die Kaufleute ein Privileg auf die „Eiskrücke“ zum Entfernen von Eis auf Trottoirs, Straßen und Gängen, weiters auf einen aus Federstahlblech konstruierten Steigerschuh sowie 1878 auf eine „eigenthümliche zusammenlegbare Vorrichtung aus Pappendeckel zur Verpackung von Eiern“ und einen „Spiegeldistanzmesser mit Signalpfeife“. 1881 wurde am linken Mürzufer ein Blechwalzwerk errichtet. Die Eröffnung der Bahnstation Wartberg 1883 erleichterte i. d. F. die Anlieferung der Rohstoffe und den Transport der Erzeugnisse. 1886 kam ein zweites Hammerwerk im steir. Mitterdorf, wo wie in Wartberg die selbst erzeugten Stahlbleche zu Metallwaren für Ackerbau, Eisenbahn und Bauwesen verarbeitet wurden, sowie 1897 ein Gesenkwalzwerk für Pflugscharen hinzu. Bei einer Ausst. in der Wr. Rotunde 1890 präsentierte man Schwarzbleche aus Eisen und Stahl, Holzkohlenfrischeisen, Sägen, Schaufeln, galvan. Bleche, Krampen, Pflugwaren und Spaten. Durch einen Brand 1896 in den Wartberger Eisenwerken wurden die Fa.gebäude (Walzwerk, Hämmer, Schmiedefeuer, Schlosserei und Schleiferei) mit Ausnahme der Maschinen-, mechan. und Säge-Werkstätten, des Materialmagazins und des Herrenhauses zerstört, wodurch große Bestellungen für das Militär nicht geliefert werden konnten. 1900 errichtete KR V. in seinem Unternehmen die erste Wasserkraftanlage in der Stmk., die Strom für den Betrieb der Maschinen lieferte. Um die Jh.wende beschäftigte man um die 500 Mitarb. Nach V.s Tod führten die Söhne von v. Noot und Bührlen, Hugo v. Noot jun. und Hermann Bührlen jun., das Unternehmen weiter. V. war Präs. der HGK in Leoben, Vizepräs. der Gösser Aktienbrauerei, Verw.R. der krain. Eisen-Ind.-Ges., stmk. LT-Abg.; 1893 Ritter der Eisernen Krone III. Kl.

L.: WZ, 15. 6., 30. 11. 1877, 25. 6., 11. 8. 1878; Leopoldstädter Montags-Ztg., 21. 7. 1890; Grazer Tagbl., 13. 10. 1896; NFP, 5., 7. 8. 1901 (Parten); K. W. Binder, Hist. Betriebsanalyse der Vogel & Noot AG 1945–73, wirtschaftswiss. DA Wien, 1975, S. 11; F. Mathis, Big Business in Österr. 1, 1987, s. Reg.; M. Pateter, Vogel & Noot AG – Eine hist. Betriebsanalyse, sozial- und wirtschaftswiss. DA Graz, 2000, S. 7ff.; Website Vogel & Noot, Historie (Zugriff 19. 10. 2016).
(I. Nawrocka)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 68, 2017), S. 317f.
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