Vogl von Fernheim, August Emil Ritter (1833–1909), Pharmakologe

Vogl von Fernheim August Emil Ritter, Pharmakologe. Geb. Mähr. Weißkirchen, Mähren (Hranice, CZ), 3. 8. 1833; gest. Bozen, Tirol (Bozen/Bolzano, I), 25. 7. 1909 (Ehrengrab: Wr. Zentralfriedhof); röm.-kath. Sohn eines Apothekers; ab seinem Militärdienst in Mantua verheiratet mit einer Italienerin. – Während seines Besuchs der Unterrealschule in Leipnik beschäftigte sich V. bereits intensiv mit Botanik. Anschließend absolv. er die Gymn. in Olmütz und Kremsier. 1854–59 stud. er Med. und Chirurgie an der Josephs-Akad. (Josephinum) in Wien, unterbrochen durch seine Kriegsdienstleistung als Oberarzt im Feldzug von 1859; 1860 Dr. med. Seine berufl. Tätigkeit begann V. als Ass. für Naturgeschichte bei seinem Lehrer →Constantin Frh. v. Ettingshausen am Josephinum. 1864 habil. er sich für Pharmakognosie an der med. Fak. in Wien. 1866 diente er als Rgt.arzt. Ab 1869 arbeitete V. als Ass. im chem. Labor von →Franz Ser. Schneider am Josephinum. 1870 ao. Prof., 1873 o. Prof. der Botanik und Zool. am dt. polytechn. Inst. in Prag, wurde er 1874 o. Prof. der Pharmakol. und Pharmakognosie der med. Fak. in Wien. Als Nachfolger von →Carl Damian v. Schroff übernahm er 1875 die Leitung der Lehrkanzel und des Inst. für Pharmakol. und Pharmakognosie an der Univ. Wien. Daneben fungierte er als Prüfer für Kandidaten der Physik und Lebensmittelexperten; 1876–94 fünfmal Dekan der med. Fak., 1887/88 Rektor der Univ. Wien, 1904 emer. Aus seiner intensiven Beschäftigung mit der Pharmakol. und Pharmakognosie, als deren früher Vertreter er aufgrund seiner Forschungen auf dem Gebiet der mikroskop. Lebensmitteluntersuchung galt, gingen zahlreiche Publ. hervor. Bedeutend waren sein Lehr- und Hdb. der „Pharmakognosie“ (1892) sowie Beitrr. über Nahrungsmittelkde. und Arzneimittellehre, an denen sich sein Kollege →Wenzel Bernatzik beteiligte. Das gem. hrsg. und mehrfach aufgelegte „Lehrbuch der Arzneimittellehre“ (1886) wurde 1893 auch ins Italien. und 1895 ins Span. übers. Zu V.s Verdiensten zählt zudem die genaue Beschreibung der Anatomie der Drogen in der „Pharmacopoea Austriaca VII“ (1889). Ab 1875 Mitgl. der Ges. der Ärzte in Wien, ab 1879 Mitgl. des Obersten San.rats, wurde er später dessen Präs., ab 1897 war er Mitgl. des ständigen Beirats des Min. des Innern für Lebensmittelangelegenheiten und ab 1899 des Patent-Gerichtshofs. Ab 1885 gehörte er der Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina an, im selben Jahr erfolgte seine Ernennung zum k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien. HR V. erhielt 1885 das Ritterkreuz des Ordens der Eisernen Krone III. Kl., 1894 das Ritterkreuz des Leopold-Ordens sowie die Flückiger-Medaille, 1895 die goldene Hanbury-Medaille und 1897 das Komturkreuz des Franz Joseph-Ordens. 1898 erfolgte die Erhebung in den erbl. Ritterstand mit dem Prädikat „von Fernheim“.

Weitere W. (s. auch Wiesner; Univ. Med. Dr. A. E. Ritter V. v. F.): Nahrungs- und Genussmittel aus dem Pflanzenreiche, 1872; Die gegenwärtig am häufigsten vorkommenden Verfälschungen und Verunreinigungen des Mehles und deren Nachweisung, 1880.
L.: NFP, 29. 7. 1909; Almanach Wien 60, 1910, S. 324ff.; Eisenberg 2; Inauguration Univ. Wien 1909/10, 1909, S. 40ff.; Lesky, s. Reg. (m. B.); J. Wiesner, in: Österr. Botan. Z. 28, 1878, S. 1ff. (m. W.); Univ. Med. Dr. A. E. Ritter V. v. F., 1904 (m. B. u. W.); E. Ludwig, in: WKW 17, 1904, S. 774f.; H. Heger, in: Pharmazeut. Post 42, 1909, S. 609f.; S. Kirchenberger, Lebensbilder hervorragender österr.-ung. Militär- und Marineärzte, 1913 (m. B.); K. Ganzinger, in: Österr. Apotheker-Ztg. 17, 1963, S. 324ff.; A. Kernbauer, Geschichte der pharmazeut. Ausbildung in Österr., 1989, s. Reg.; K. Ganzinger, in: WKW 103, 1991, S. 477ff.; J. Jurenitsch u. a., 200 Jahre Pharmakognosie in Wien, 1998, s. Reg. (m. B.); UA, Wien (m. B.).
(K. Arnegger)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 328
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