Vogl, Leopold (Johannes Chrysostomus) (1734–1820), Ornithologe und Theologe

Vogl Leopold (Johannes Chrysostomus) OSB, Ornithologe und Theologe. Geb. Kremsmünster (OÖ), 27. 1. 1734; gest. Lambach (OÖ), 27. 7. 1820; röm.-kath. Sohn des Musikers Franciscus Wolfgang V. und der Maria Anna V. – V. besuchte ab 1745 das Stiftsgymn. in Kremsmünster. 1753–54 absolv. er an der dortigen Ritterakad. sein Philosophicum und war 1755–56 Hörer der Theol. Danach trat er in das Benediktinerstift Lambach ein. 1756 legte V. die Profess ab und wurde 1759 zum Priester geweiht. Im Stift Lambach erfüllte er das Amt eines Hilfspriesters sowie das des Fisch- und Forstmeisters. Später war er noch als Subprior tätig. Bereits in jungen Jahren interessierte sich V., angeregt durch die im Mus. physico-mathematicum in Kremsmünster angelegte Vogelsmlg., für Naturwiss., insbes. für Ornithol. 1785 trat er durch seine Publ. „Neueste Entdeckung aus dem Thierreiche von den Zeißignestern und ihrer Brut“ hervor. Das Originalms. befindet sich heute im Stiftsarchiv Lambach. Darin wählte V. einen für seine Zeit unkonventionellen, näml. experimentellen Ansatz, um die kausalen Zusammenhänge der Brutbiol., v. a. des damals noch kaum erforschten Erlenzeisigs (Carduelis spinus), zu untersuchen. Im Gegensatz dazu wurde in der postlinnéschen Zeit der Schwerpunkt auf die Systematik gelegt. Durch eine Reihe von Untersuchungen und Versuchen, beginnend beim Paarungsverhalten über den Nestbau bis hin zur Eiablage, gelangte er zu etl. neuen Erkenntnissen. Als profunder Kenner der Vogelhaltung und -zucht vermochte V. die subtilen etholog. Verhaltensmuster der Vögel richtig zu interpretieren und damit eine Basis für weiterführende Beobachtungen zu schaffen. Trotz dieses neuartigen Ansatzes konnte V. sich aufgrund seines Stands von einem physikotheol. Ansatz nicht befreien. Mangels Vernetzung mit anderen Ornithologen seiner Zeit fanden V.s Forschungsergebnisse jedoch bis zum 20. Jh. keinerlei Würdigung und Einordnung in das ornitholog. Schrifttum. Ein Neudruck seines Werks erfolgte erst 2002. Darüber hinaus publ. er zwei Kommentare über die Propheten Jesaja und Jeremia.

Weitere W.: Ueber die Zeisignester, 1782.
L.: A. Eilenstein, Die Benediktinerabtei Lambach in Österr. ob der Enns und ihre Mönche, 1936, S. 80; A. Kellner, Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster, 1956, S. 317; J. Feldner, in: Vogelkundl. Nachrichten aus OÖ. Naturschutz aktuell 10, 2002, H. 2, S. 3ff.; J. Feldner, in: Stift Lambach in der Frühen Neuzeit, 2012, S. 301ff.; Stiftsarchiv Kremsmünster, Stiftsarchiv Lambach, beide OÖ.
(J. Feldner)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 327f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>