Voit, Wilhelm (1865–1941), Tiefbautechniker

Voit Wilhelm, Tiefbautechniker. Geb. Smichow, Böhmen (Praha, CZ), 23. 8. 1865; gest. Wien, 24. 2. 1941. Sohn des Eisenbahnbeamten Josef V.; verheiratet mit Gabriele V., geb. Schulz. – 1870 übersiedelte die Familie wegen Versetzung des Vaters nach Wien. V. absolv. die Unterrealschule in Budweis, die Oberrealschule in Wien (Matura 1884). 1884–89 stud. er Bauing.wesen an der TH in Wien, die II. Staatsprüfung legte er 1889 ab. Noch im selben Jahr trat V. als Ing.eleve bei der Gen.dion. der österr. Eisenbahnen ein, wo er u. a. an der Trassierung der Bahnlinie Schrambach–Neuberg an der Mürz mitwirkte. Ab Mai 1890 Baupraktikant beim Wr. Stadtbauamt, arbeitete er zunächst bei der Baupolizei, dann wurde er dem Bauamt für den 17. Bez. zugeteilt und nahm verschiedene Aufgaben im Bereich des Kanal- und des sonstigen städt. Tiefbaus wahr. 1898 folgte seine Versetzung in die Zentrale des Wr. Stadtbauamts, Abt. Kanalisationswesen, deren Leitung ihm 1907 übertragen wurde. Ab 1916 war V. als Nachfolger von →Karl Kinzer Leiter des gesamten Tiefbauwesens von Wien. Während des 1. Weltkriegs vom Landsturmdienst freigestellt, wurde er 1916 Oberbaurat und tit. Obersenatsrat. 1925 trat er als Beamter i. d. R. Ab 1910/11 war V. auch Hon.-Doz. für Enz. der Ing.wiss. für die Bau-(Architektur-)Schule an der TH in Wien, ab 1919 tit. ao. Prof. 1926 wurde sein Lehrauftrag auf Enz. der Ing.wiss. für Hörer der angewandten Mathematik und Physik, 1927 auf Anlagen des städt. Tiefbaus erweitert, 1929 kam noch ein Lehrauftrag für Landwirtschaftl. Wasserbau hinzu, sodass der Lehrumfang insgesamt dem einer o. Professur entsprach. 1929 wurde V. zudem Mitgl. der II. Staatsprüfungskomm. für das Bauing.wesen an der TH in Wien, 1930 erfolgte die Ernennung zum tit. o. Prof. Ende September 1935 beendete er seine Lehrtätigkeit wegen Erreichens der Altersgrenze. Neben seiner berufl. und seiner Lehrtätigkeit wirkte V. als Sachverständiger; 1910 wurde er zum gerichtl. beeideten Sachverständigen auf dem Gebiet des Tiefbaus ernannt. 1925 erwarb er die Ziviltechnikerbefugnis für das Bauwesen. V. war Mitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver. (ÖIAV) und veröff. eine Reihe von einschlägigen Publ. in dessen Z. sowie in anderen Fachorganen. Außerdem stellte er sein Wissen in zahlreichen Vorträgen im ÖIAV, im Techn. Mus. Wien und in der Urania einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung. 1916 wurde er mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens ausgez.

W.: Die Entwässerungsanlagen der Stadt Wien, 1909 (gem. m. J. Kohl); Die Entwicklung und der derzeitige Stand der Kanalisation Wiens, in: Gesundheits-Ing. 44, 1921, H. 36–38; Einfluß von Anlagen der Städteassanierung auf die Volksgesundheit und deren Bedeutung in volkswirtschaftl. Hinsicht, ebd. 45, 1922, H. 38; Sicherung unterird. Einbauten anläßl. der Ausführung von Tiefbau-Anlagen in öff. Straßen, ebd. 51, 1928, H. 16; Das unterird. Wien in bezug auf den Bau künftiger Untergrund-Schnellbahnlinien, in: ZÖIAV 81, 1929, H. 9/10–11/12.
L.: Czeike (s. Voitgasse); Jb. der Wr. Ges.; Kürschner, Gel.Kal., 1931; 150 Jahre TH in Wien 1815–1965, ed. H. Sequenz, 2, 1965, s. Reg.; TU, Wien; Mitt. Markéta Růčková, Praha, CZ.
(J. Mikoletzky)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 334
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