Volderauer, Friedrich d. Ä. (1807–1883), Kaufmann und Industrieller

Volderauer Friedrich d. Ä., Kaufmann und Industrieller. Geb. Salzburg (Salzburg), 8. 2. 1807; gest. ebd., 19. 1. 1883; röm.-kath. Enkel von Pankraz Volderauer, Gastwirt und Kaufmann in Innsbruck, Sohn von (Johann) Georg Volderauer (geb. 14. 4. 1782; gest. Salzburg, 1. 4. 1829), der 1804 von Telfs nach Salzburg zog, wo er in der Altstadt zunächst mit einem Geschäftspartner eine Drogerie eröffnete, die er später allein führte, und Katharina Volderauer, geb. Lechner, Vater von Friedrich Volderauer d. J. (s. u.) und des Gymnasiallehrers Louis Volderauer, Schwiegervater von Lorenzo Montel, der für kurze Zeit ins Familienunternehmen einstieg, Onkel von Friedrich Radauer (geb. Salzburg, 19. 5. 1840; gest. ebd., 9. 5. 1910); ab 1834 in 1. Ehe mit Maria Anna Volderauer, geb. Dössler (gest. 1839), ab 1840 in 2. Ehe mit der aus Frankreich stammenden Offizierstochter Pauline Adelaidis Volderauer, geb. Dujardin, verheiratet. – V. übernahm 1831 die nunmehrige Farb- und Materialwarenhandlung seines Vaters, die er bis 1867 führte und 1870 aufgrund finanzieller Probleme an seinen Neffen Friedrich Radauer übergab. 1842 erwarb er von Sigmund Robinig von Rottenfeld den Bergbaubetrieb in Rotgülden im Lungau, wo er 1844 ein neues Hüttenwerk errichten ließ und ab 1846 ganzjährig nach neuesten Verfahren Arsenik abbaute. V. konnte als Kaufmann in Material- und Farbwaren den Absatz des Arseniks durch Warenlieferungen auf Tauschbasis steigern und verkaufte es an Apotheken, Drogerien, Färbereien sowie Glashütten im Inland und nach Ungarn, Frankreich, Griechenland sowie in die Levante. 1851 beteiligte sich V. mit seinen Arsenikerzeugnissen an der Allgemeinen Industrieausstellung in London und wurde mit einer ehrenvollen Erwähnung ausgezeichnet (ebenso auf den Weltausstellungen 1855, 1862 und 1867). Das Arsenikbergwerk, das einzige in der Monarchie, lieferte jährlich 800–1.000 Zentner Arsenik. Nach 1867 nahm der Abbau aufgrund der wachsenden Konkurrenz durch deutsche Betriebe ab. 1870 übernahm die Gewerkegruppe Elise Brandstätter, L. Beck, J. Steffens und Alois Silber das Bergwerk. V. hatte 1859 außerdem eine hydraulische Kalk- und Zementfabrik in Hallein gegründet, die 1886 aus dem Handelsregister gelöscht wurde. Ebenfalls 1859 begann V. mit dem Abbau von Mergel in Gamp bei Hallein, wo 1890 der Generaldirektor der Perlmooser AG Max Thury eine Schachtofenanlage errichten ließ (heute Industriedenkmal Zementofen Gamp). V. war auch politisch aktiv: 1841 Mitglied im Bürgerausschuss und ab 1848 im Gemeinderat. Weiters war er Mitglied des deutschen Nationalvereins für Handel und Gewerbe sowie des Versicherungsvereins Austria und 1855 Mitbegründer der Salzburger Sparkasse. V.s Sohn, der Erfinder und Schriftsteller Friedrich Volderauer d. J. (geb. Salzburg, 17. 6. 1844; gest. ebd., 13. 1. 1908; röm.-kath.), besuchte die Realschule in Salzburg. Nach einem Aufenthalt in Wien trat er in das Geschäft seines Vaters ein und sollte 1867 die Farb- und Materialwarenhandlung zusammen mit seinem Schwager Lorenzo Montel unter dem neuen Namen Volderauer & Montel übernehmen, zog dem allerdings 1868–70 ausgedehnte Reisen innerhalb Europas vor. Danach ließ er sich in Salzburg nieder, widmete sich seinen Erfindungen sowie literarischen Werken und schrieb bis 1881 für die „Salzburger Zeitung“. V. entwickelte ein Modell einer aerostatischen Bahn („Luftballon-Eisenbahn“), wobei eine Bergbahn mittels Luftballon bzw. Luftschiffen befördert werden sollte. Das Vorhaben, eine solche Bahn auf den Kapuzinerberg zu bauen, scheiterte an der Konzession, während ein weiteres in Bad Reichenhall auf den Staufen trotz genehmigter Vorarbeiten 1896 vermutlich wegen mangelnder Finanzierung und technischer Schwierigkeiten nicht ausgeführt wurde.

W.: Friedrich Volderauer d. J.: Gedichte, 1877; Die kranken Bären, 1877; Eulegius Schneider, 1880.
L.: WZ, 16. 4. 1863, 17. 10. 1867; NFP, 11., 14. 6. 1868; H. Wallmann – F. Ziller, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 3, 1863, S. 145ff.; R. M. Allesch, ebd. 95, 1955, S. 93ff.; R. M. Allesch, in: Archiv für vaterländische Geschichte und Topographie 54, 1959, S. 90ff., 199, 279, 281; G. Mutschlechner, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 107, 1967, S. 129ff.; M. Schöpfer-V., Salzburger Erinnerungen. Ein Familienbild aus dem 19. Jahrhundert, 1988, passim; Zedhia, Zentraleuropäisches digitales wirtschafts- und gesellschaftshistorisches interaktives Archiv (online, Zugriff 25. 4. 2018); Salzburg-Dompfarre, Salzburg. – Friedrich Volderauer d. J.: N. Huber, in: Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 21, 1881, S. 148ff.; M. Feichtlbauer, ebd. 58, 1917, S. 65ff.; T. Schmidberger, Das erste Wechselstrom-Kraftwerk in Deutschland, 1990, S. 102.
(S. B. Weiss)  
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)