Volkmann von Volkmar, Wilhelm Fridolin Ritter (1822–1877), Philosoph und Psychologe

Volkmann von Volkmar Wilhelm Fridolin Ritter, Philosoph und Psychologe. Geb. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 25. 9. 1822; gest. ebd., 13. 1. 1877. Sohn des Depositenamtsdir. und Prager Stadtrats Wilhelm Volkmann und dessen Frau Anna Volkmann, geb. Kolařik; verheiratet mit Barbara V. v. V., geb. Seik (geb. 1839). – V. besuchte das Kleinseitner Gymn. und stud. 1839–44 an der phil. und der jurid. Fak. der Univ. Prag; 1845 Dr. phil. An derselben Hochschule habil. er sich 1846 für Ästhetik, 1850 auch für Psychol. Daneben unterrichtete er kurze Zeit am Lyzeum sowie am Gymn. auf der Kleinseite. 1856 erfolgte V.s Ernennung zum ao. Prof., 1861 zum o. Prof. der Phil. und ihrer Geschichte. Wiederholt wurde er zum Dekan des phil. Dr.kollegiums (1859, 1867, 1872) bzw. des phil. Prof.kollegiums (1870) gewählt. Neben seiner Lehrtätigkeit fungierte V. ab 1866 als Dir. der Gymn.-Prüfungskomm. und war ab 1869 Mitgl. des Landesschulrats. Als Philosoph hatte er sich unter dem Einfluss seines Lehrers →Franz Serafin Exner der Schule Johann Friedrich Herbarts zugewandt. Sein Forschungsschwerpunkt lag auf dem Gebiet der Psychol. und ihrer Geschichte. Auch die meisten seiner Publ. betreffen dieses Fach, darunter „Die Lehre von den Elementen der Psychologie als Wissenschaft“ (1850) sowie sein Hauptwerk, der „Grundriss der Psychologie vom Standpunkte des philosophischen Realismus und nach genetischer Methode“ (1856), den V. überarb. und erweitert als zweibändiges „Lehrbuch der Psychologie …“ (1875–76, 4. Aufl. 1894–95) herausbrachte. Ferner veröff. er eine Stud. über „Die Grundzüge der Aristotelischen Psychologie, aus den Quellen dargestellt und kritisch beleuchtet“ (1858). Zu seinen Schülern und Freunden zählte neben Josef Dastich auch →Josef Durdík, für dessen Professur er sich ebenso einsetzte wie später für die Dozentur seines Schülers →Otakár Hostinský. V. war ab 1856 ao. Mitgl. der kgl. böhm. Ges. der Wiss. sowie ab 1874 k. M. der k. Akad. der Wiss. in Wien. Er wurde 1874 mit dem Orden der Eisernen Krone III. Kl. ausgez. und im selben Jahr mit dem Zusatz „von Volkmar“ in den Ritterstand erhoben.

Weitere W.: Die Lehre des Sokrates in ihrer hist. Stellung, 1861; Ueber die Principien und Methoden der Psychol., in: Z. für exacte Phil. 2, 1862.
L.: Prager Tagbl., 15. 1. 1877; ADB; Almanach Wien 27, 1877, S. 137ff.; Eisler; Otto; Wurzbach; Prager Necrologe. 1870–82, ed. H. J. Landau, 1883, S. 70f.; J. Král, Československá filosofie, 1937, s. Reg.; K. Mácha, Glaube und Vernunft 2, 1987, s. Reg.; Biograph. Enz. dt.sprachiger Philosophen, bearb. B. Jahn, 2001; J. Gabriel u. a., Slovník českých filosofů (online, Zugriff 12. 7. 2016); AVA, Wien; Národní archiv, Praha, CZ.
(E. Offenthaler)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 343f.
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>
Bd. <==> | |<1  <=−10<=  S. 1 =>+10=>