Volman, Josef (1883–1943), Unternehmer und Techniker

Volman Josef, Unternehmer und Techniker. Geb. Žebrak, Böhmen (Žebrák, CZ), 14. 11. 1883; gest. Tschelakowitz, Protektorat Böhmen und Mähren (Čelákovice, CZ), 16. 4. 1943. Sohn des Schlossers und Maschinenmechanikers František V. (geb. Žebrak, 9. 5. 1844; gest. ebd., 5. 10. 1908), der in den 1880er-Jahren eine eigene Fa. aufbaute und sich um die Jh.wende auf die Herstellung von Drehmaschinen spezialisierte, und seiner Ehefrau Anna Volmanová, geb. Helclová, Cousin von Antonín V. (geb. Mauth, Bayern/D; gest. 1918), Bruder von Otakar V. (geb. Žebrak, 6. 8. 1878; gest. ebd., 30. 8. 1964) und František V. (gest. Klausenburg, Siebenbürgen / Cluj-Napoca, RO, 1917), Adoptivvater von Ludmila Volmanová (1920–1982), der Ehefrau von Jiří Růžek (1918–2010), seinem Nachfolger im Unternehmen; ab 1911 mit Ludmila Volmanová, geb. Doubková (1891–1933), verheiratet. – V.s Familie stammte ursprüngl. aus OÖ und ließ sich Anfang des 19. Jh. in Mittelböhmen nieder. Nach dem Tod des Vaters führten die beiden ältesten Söhne František V. und Otakar V. nacheinander das Unternehmen. V. absolv. in den USA eine chem. und eine Maschinenbauausbildung. 1910 kehrte er nach Böhmen zurück und gründete gem. mit seinem Cousin die A. und J. Volman, Maschinenfabrik und Gießerei in Čelakowitz. Die vielversprechende Entwicklung des Unternehmens wurde durch den 1. Weltkrieg unterbrochen und V. geriet in serb. Gefangenschaft. Nach dem Tod seines Cousins ging die Maschinenfabrik zur Gänze in sein Eigentum über. Nachdem während des Kriegs sämtl. Maschinen und Anlagen beschlagnahmt und verkauft worden waren, stellte V.s Bruder ihm die notwendigen Finanzmittel, Rohstoffe und eine erste Maschinenausstattung zur Verfügung. I. d. F. spezialisierte sich V. auf die Anfertigung von Werkzeugmaschinen, entwickelte auch selbst welche (z. B. Revolverdrehmaschinen) und exportierte weltweit. Nach der Gründung der Tschechoslowak. Republik wurde der Betrieb trotz der Wirtschaftskrisen 1923 und 1933, in deren Folge V. Mitarb. entlassen musste, dank Großaufträgen in der Sowjetunion schrittweise erweitert und V. baute 1935 eine neue Fertigungshalle. Nachdem die Maschinenfabrik seines Bruders in Žebrák in eine Krise geraten war und er sie bei einer Versteigerung günstig aufkaufen konnte, teilte er die Herstellung auf: In Čelákovice produzierte er Dreh- und Werkzeugmaschinen, in Žebrák Bohr- sowie Fräsmaschinen. 1939 erweiterte er das Unternehmen neuerl. und fusionierte in den 1940er-Jahren mit der dt. Fa. Rittler, die bereits Niederlassungen in 34 Ländern hatte. Im Unternehmen waren über 2.500 Mitarb. und 260 Lehrlinge beschäftigt. 1941 erfolgte unter dem Namen J. Volman AG Čelákovice, Werkzeugmaschinenfabrik die Umwandlung in eine AG; nach der Verstaatlichung 1948 firmierte diese als Werkzeugmaschinenwerke, Volksunternehmen (Továrna obráběcích strojů, národní podnik). V. gründete an beiden Standorten Berufsschulen, in denen qualifizierte Facharbeiter für die Maschinenfabriken ausgebildet wurden, errichtete für seine Mitarb. Einfamilien- und Mietshäuser, ermöglichte eine med. Betreuung, initiierte und subventionierte die Gründung von Sportklubs und spendete für wohltätige Zwecke. Während der dt. Besatzung unterstützte er Widerstandskämpfer und deren Familien finanziell und materiell und versteckte einen Tl. des Archivs sowie der Bibl. →Thomas (Garrigue) Masaryks. Nach V.s Tod wurde Růžek Gen.dir. des Unternehmens.

L.: M. Hořejš, in: Dějiny vědy a techniky 11, 2003, S. 61ff., 14, 2006, S. 103ff.; J. Tothová, in: 100 let Městského muz. v Čelákovicích, 2004, S. 561ff.; Historická enc. podnikatelů 2, ed. M. Myška u. a., 2008.
(M. Makariusová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 345
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