Vonwiller, Nikolaus (Johann Niclaus) (1783–1854), Unternehmer

Vonwiller Nikolaus (Johann Niclaus), Unternehmer. Geb. Burgdorf (CH), 23. 8. 1783; gest. Mailand, Lombardo-Venetien (Milano, I), 1854. Sohn des Modelstechers und Nachtwächters Johannes Vonwiller und der Elsbetha Alther, Bruder von David Vonwiller (geb. St. Gallen, CH, 29. 9. 1794; gest. Neapel, Königreich beider Sizilien / Napoli, I, 18. 4. 1856), einem der bedeutendsten Industriepioniere in Süditalien, Vater von Oskar Vonwiller (1822–1888) und →Emil Vonwiller, Schwiegervater von Marie Luise Mylius, einer Nichte Heinrich Myliusʼ, Großvater von Albert Vonwiller (geb. Mailand, 1847; gest. ebd., 1933) und →Heinrich Vonwiller; verheiratet mit Maria Elisabeth Vonwiller, geb. Wetter (1799–1855). – V., der in bescheidenen Verhältnissen aufwuchs, unternahm Reisen in die Schweiz, nach Frankreich, Italien sowie das heutige Österreich und baute von Mailand aus Handelsbeziehungen in der Lombardei sowie in Venetien auf. Mit Heinrich Mylius vom Bank- und Handelshaus Enrico Mylius e Compagni gründete er 1819 die S. A. Banca Vonwiller Milano. Von Norditalien aus erschloss er sich in der Folge internationale Absatzmärkte für Leinen-, Halbleinen-, Baum- und Wollgewebe. Nach dem Wiener Kongress bezog das Großhandelshaus auch bei den Wochenmärkten im oberösterreichischen Haslach Leinen, um es in Italien zu vertreiben. Mit dem Kapital aus seinen Unternehmungen in der Lombardei gründete V. 1819 eine Niederlassung in Haslach für die Herstellung von Leinen durch ansässige Heimarbeiter, denen er Rohmaterial wie Seide und Baumwolle sowie Arbeitsgeräte verkaufte und Fertigware abkaufte. Die Arbeiterschaft vor Ort zählte 300–400 Personen und weitere 200–300 waren als Hausweber tätig. V. war schließlich so erfolgreich, dass er einen Fuhrpark mit 300 Pferden aufbaute, mehrere Tausend Arbeiter im Mühlviertel beschäftigte und damit zum wirtschaftlichen Aufschwung dieser Region beitrug. 1835 wurde ein Fabrikareal errichtet, wo Spinner und Weber beschäftigt waren und Appreturarbeiten mit Wasserkraft durchgeführt wurden. In den 1840er-Jahren konnte V. rund 360 Weber beschäftigen und weiter expandieren: So kam eine Tuchfabrik im böhmischen Senftenberg, eine Niederlage in Brünn sowie 1846 eine Filiale des Mailänder Bankhauses in Verona hinzu. Nach V.s Tod übernahmen seine Söhne Oskar Vonwiller und Emil Vonwiller die Geschäftsführung.

L.: Bericht über die dritte allgemeine österreichische Gewerbe-Ausstellung in Wien 1845, 1846, S. 327; E. M. Meixner, Wirtschaftsgeschichte des Landes Oberösterreich 2, 1952, s. Reg.; H. J. Zauner, Oberösterreichische Unternehmer: Leben und Werk, 1987, S. 169ff.
(I. Nawrocka)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)