Vorel (Worel), Jan (1869–1925), Literaturkritiker, Journalist und Übersetzer

Vorel (Worel) Jan, Literaturkritiker, Journalist und Übersetzer. Geb. Teltsch, Mähren (Telč, CZ), 18. 12. 1869; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 20. 3. 1925. Sohn eines Schustermeisters. – V. besuchte 1881–87 das Realgymn. in Teltsch, wo Leander Čech zu seinen Lehrern und die späteren Schriftsteller František Bauer und →Otokar Březina zu seinen Kommilitonen zählten. Danach wirkte er als Privatlehrer und verf. sozialkrit. Literatur- und Theaterkritiken sowie kulturelle Stud. in den Presseorganen der tschech. modernist. Bewegung („Literární listy“, „Naše doba“, „Rozhledy“, „Vesna“). In den zahlreichen zeitgenöss. Diskussionen über die soziale Rolle von Kunst und Literatur sehr geschätzt, bemühte er sich programmat. um einen Kompromiss zwischen dem künstler. Individualismus und seinem gesellschaftspolit. Engagement. Ab 1894 war er als Journalist und Red. in mehreren Regionalztg. („Hlasy z východních Čech“ in Chrudim, „České slovo“ in Pardubitz, „Vinohradské noviny“ in den Kgl. Weinbergen) angestellt. Dann übersiedelte er nach Prag, publ. zu volkswirtschaftl. sowie soziolog. Themen und war kurz auch Referent in der alttschech. Ztg. „Politik“. Nach der Gründung der Tschech. national-sozialen Partei (Česká strana národně sociální) 1897, deren erstes Programm er mitgestaltete, wurde er Red. bei deren Organ „Česká demokracie“. Über die soziale, ökonom. und nationale Problematik sowie die Rolle der Lokalpolitik („Sociální politika obcí“, 1900) schrieb er – nicht ohne antisemit. Argumentation – u. a. in den Ztg. und Z. „Česká revue“, „Český dělník“, „České dělnické listy“ oder „Zemědělská politika“. 1907 wechselte er aus finanziellen Gründen als Red. zur Presseagentur Česká tisková kancelář und schrieb zu volkswirtschaftl. Fragestellungen auch für „České slovo“. Im 1. Weltkrieg wurde seine Familie wegen ihrer Kontakte zu Edvard Beneš unter Polizeiaufsicht gestellt. Nach 1918 war V., zuletzt schwer krank, für die staatl. Československá tisková kancelář tätig. V. übers. außerdem Belletristik und Fachliteratur aus dem Dt. (Franz Oppenheimer, Gustav Stille, Werner Sombart) und Französ. (u. a. Camille Lemmonier, Guy de Maupassant, Émile Zola).

Weitere W.: Román, 1895; Praktická životní filozofie, 1917.
L.: České slovo, 21., 22. (m. B.) 3. 1925; Lidové noviny, Národní osvobození, 22., Tribuna, 24. 3. 1925; LČL; Masaryk; Otto; Das literar. Echo 27, 1924/25, S. 509; M. Hýsek, in: Dopisy O. Březiny F. Bauerovi, 1929, S. 232; G. Picková-Saudková, ebd., S. 357ff.; J. Karásek, in: Rozpravy Aventina 7, 1931/32, S. 50; O. Březina, Korespondence 1, ed. P. Holman, 2004, S. 316.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 350f.
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