Vorlíček, František Ladislav (1828–1865), Übersetzer, Publizist und Lehrer

Vorlíček František Ladislav, Übersetzer, Publizist und Lehrer. Geb. Blatna, Böhmen (Blatná, CZ), 2. 4. 1828; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 20. 5. 1865. Sohn eines Webers; verheiratet mit Marie Vorlíčková, geb. Červinková (geb. Nimburg, Böhmen / Nymburk, CZ, 20. 4. 1840; gest. ebd., 13. 4. 1861). – V. besuchte 1842–45 die Hauptschule in Strakonitz und absolvierte danach die halbjährige Lehrerpräparandie mit abschließender Lehramtsprüfung für Trivialschulen. 1845 unterrichtete er als Privatlehrer in Stachau. Im folgenden Jahr besuchte er die Musterhauptschule in Prag. Ihn verband eine Freundschaft mit →Jan Pravoslav Koubek sowie mit Ferdinand Čenský und →Emanuel Tonner, später auch mit →Božena Němcová und Jan Erazim Vocel. V. nahm als Mitglied der Studentenlegion an der Revolution 1848 teil. 1848/49 studierte er an der tschechischsprachigen Lehrerbildungsanstalt Budeč und besuchte Vorlesungen aus den slawischen Literaturen, Geschichte und Geographie an der Prager Universität. Weiters wirkte er als Privatlehrer (u. a. bei →Václav Kliment Klicpera, 1849–53 am Privatinstitut von Alois Vocel), Übersetzer sowie Kritiker („Lumír“) und publizierte u. a. zu schulischen Fragen („Pražské noviny“, „Posel z Budče“, „Škola a život“). Nach Ablegen der Lehramtsprüfung wurde V. 1857 Lehrer an der Hauptschule in Nimburg (1862 Direktor). Er veranlasste die Gründung der dortigen Stadtbibliothek, engagierte sich als Regisseur und Direktor des Laientheatervereins und setzte sich außerdem für die Errichtung einer Mädchenschule und der lokalen Sparkasse ein. Nach dem frühen Tod seiner Frau und aufgrund der großen Arbeitsbelastung erkrankt, verstarb er in einer Nervenheilanstalt. V. zählte zu seiner Zeit zu den produktivsten Vermittlern polnischer Literatur im tschechischen Raum. Er übersetzte und kommentierte Werke mit historischen (Michał Czajkowski, Józef Ignacy Kraszewski, Henryk Rzewuski) und gesellschaftskritischen Themen (→Józef Korzeniowski). Er publizierte auch über zeitgenössische tschechische Literatur und veröffentlichte die gesammelten Schriften seines Freundes und Förderers Koubek („Sebrané spisy veršem i prózou“, 4 Bde., 1857–59) und den zweiten Teil der Werke von →Karel Hynek Mácha („Spisy Karla Hynka Máchy. Díl druhy“, 1862).

Weitere W.: s. LČL. – Nachlass: Městské muzeum Blatná, CZ.
L.: Národ, 23., WZ, 25. 5. 1865; LČL (mit W.); Otto; Rieger; Wurzbach; Lumír 14, 1865, S. 408; V. Kryšpín, in: Světozor 4, 1870, S. 179; V. Kryšpín, Obraz činnosti literární učitelstva českoslovanského za posledních 100 let, 1885, S. 296; F. Hrnčíř, in: F. L. V., učitel a spisovatel český, 1895 (mit Bild); J. Lelek, in: Zvon 17, 1916/17, S. 271ff.; F. Krčma, in: Lumír 51, 1924, S. 371; O. Hejl, in: Výběr 39, 2002, S. 263ff. (mit Bild); J. Řehounek – J. Černý, Kniha osobností a organizací města Nymburka, 2011, S. 285f.
(V. Petrbok)   
Zuletzt aktualisiert: 14.12.2018  
PUBLIKATION: ÖBL Online-Edition, Lfg. 7 (14.12.2018)