Vorobkevyč (Vorobchievici, Worobkiewicz), Isidor (Sydir) Ivanovyč; Ps. Danylo Mlaka (1836–1903), Schriftsteller, Komponist, Lehrer und Volkskundler

Vorobkevyč (Vorobchievici, Worobkiewicz) Isidor (Sydir) Ivanovyč, Ps. Danylo Mlaka, Schriftsteller, Komponist, Lehrer und Volkskundler. Geb. Czernowitz, Bukowina (Černivci, UA), 5. 5. 1836; gest. ebd., 18. 9. 1903; orthodox. V.’ Vorfahren stammen aus Litauen. Urgroßenkel des Kleinadligen Skulskyj Mlaka de Orobko, der wegen Verfolgung als Orthodoxer in die Bukowina übersiedelte und seinen Namen auf Worobkiewicz änderte, Sohn eines Religionslehrers. – Früh verwaist, wurde V. von seinem Großvater, einem orthodoxen Priester, im nordbukowin. Kotzman erzogen. Nach dem Besuch des dt. Gymn. (1849–56) und des Priesterseminars (1856–60) in Czernowitz wirkte er fast sieben Jahre lang als Priester in den Dörfern Dawideny und Russ Moldawitza. Hier begann er ukrain. und rumän. Folklore zu sammeln, was auch seine literar. Interessen förderte. Seine ersten ukrain. Ged. veröff. V. 1863 unter Ps. im Lemberger Almanach „Galyčanyn“. Ab dieser Zeit publ. er viel in verschiedenen Literatur-Z. Galiziens und der Bukowina. 1867 ließ er sich in Czernowitz nieder, wo er i. d. F. Musik und Gesang im Priester- und Lehrerseminar, im dt. Gymn. und in der Realschule unterrichtete. 1868 nahm er einige Monate Privatunterricht am KdG in Wien bei →Franz Krenn (Kompositions- und Harmonielehre, Kontrapunkt) und →Benedikt Randhartinger (griech.-oriental. Musik, Chordirigieren). 1870 erschien in dem von →Karl Emil Franzos hrsg. Almanach „Buchenblätter“ sein als Romanze bezeichnetes längeres dt. Ged. „Agnes Bernauer“. Die intensivste Periode seiner literar. Tätigkeit fällt in die 1870er-Jahre. Trotz seiner mannigfaltigen Produktion (Ged., Erz., ep. Dichtungen, Dramen) gelang es ihm jedoch nur, einen Bruchteil davon zu veröff. Sein einziger zu Lebzeiten erschienener Ged.bd. „Am Pruth“ kam erst 1901 mit einem Vorwort von →Ivan Franko heraus. V. schrieb auf Ukrain., Dt. und Rumän., verf. seine wichtigsten literar. Werke jedoch auf Ukrain., weswegen Franko ihn als „eine der ersten Lerchen des neuen Frühlings unserer Volksrenaissance“ bezeichnete. Nach der Gründung der Univ. Czernowitz (1875) wurde V. zum Prof. für liturg. Kirchengesang an die theol. Fak. berufen. Als Musikpädagoge veröff. er mehrere Lehrbücher („Manual de armonia musicalae“, 1869, „Kurze allgemeine Musiklehre für Schule und Haus“, 1871) sowie Liedersmlgg. für Volksschulen und Gymn. („Armonia. Colecțiune de coruri“, 1886; „Colecțiune de cîntece pentru școalele poporale“, 1889; „Spivannyk dla škol narodnych“, 1892). Er vertonte über 100 Texte ukrain. (Taras Ševčenko, Jurij Feďkovyč, Markijan Šaškevyč, Franko) und rumän. (Vasile Alexandri, Mihai Eminescu, V. Bumbac) Dichter, darunter auch eigene, und schrieb zahlreiche Duette, Quartette, Hymnen, liturg. Chöre, Psalmen, Romanzen und Operetten. In seiner Lyrik trat V. v. a. als Sänger der Bukowina auf, in der Epik bevorzugte er ukrain. hist. Stoffe („Türkische Gefangene“; „Netschaj“) oder lokale Geschichten aus dem Bauernleben („Eine Zigeunerin“; „Wer ist schuld“). Seine Theaterstücke („Hnat Prybluda“, „Der neue Vogt“, „Die Braut aus Bosnien“ u. a.) erfreuten sich großer Popularität und wurden auf mehreren Volksbühnen aufgef. Viel Erfolg hatten auch seine Operetten „Kaspar Rumpelmayer“ (dt.) und „Zolotyj mops“ (ukrain.), während im Volksmilieu seine kurzen humorist. Erz. über die fiktive Stadt Bezgluzdiv (soviel wie Narrenstadt) beliebt waren. Als Gründungsmitgl. des ukrain. Kulturver. Ruska Besida und Vorstand des Ruthen. literar.-dramat. Ver. leistete V. große Aufklärungsarbeit, arbeitete an vielen Periodika mit („Bukovynska Zorja“, „Bukovynskyj Kalendar’“, „Candela“, „Glasul Bucovinei“) und gab 1877 den ersten ukrain. Almanach der Bukowina „Ruska chata“ heraus. Als Pädagoge bildete er eine neue Generation von Bukowiner Musikern heran. Zu seinen erfolgreichsten Schülern zählten →Eusebius Mandyczewski und →Ciprian Porumbescu. Manche seiner Werke sind noch heute populär – so gehören seine Dramen „Hnat Prybluda“ und „Der Herr Mandatar“ zum Repertoire des Stadttheaters in Czernowitz, seine besten Ged. („Heimatland“, „Muttersprache“, „Am Pruth“ u. a.) wurden in Schulbücher aufgenommen. Die Czernowitzer Musikhochschule führt heute V.’ Namen, ein V.-Preis wird jährl. an Bukowiner Pädagogen und Künstler vergeben.

Weitere W.: Die Musik, in: Die österr.-ung. Monarchie in Wort und Bild. Bukowina, 1899; Tvory, 3 Bde., 1909–21 (m. B.); Vybrani poeziji, 1964 (m. B.); Visim čy devjat’, 1971; Tvory, 1986 (m. B.); Vybrani tvory, 1987 (m. B.); Chorovi tvory bez suprovodu, 1996.
L.: Grove, 1980; Wurzbach (s. Worobkiewicz); V. Hnatjuk, in: Literaturno-naukovyj vistnyk 24/2, 1903, S. 43ff. (m. B.); A. Hřimaly, Dreißig Jahre Musik in der Bukowina, 1904, S. 33; M. Bilynska, I. V., 1958 (m. B.); S. V. i sučasnist’, ed. A. Kušnirenko, 2001 (m. B.); P. Nykonenko – M. Jurijčuk, S. V. Žyttja i tvorčist’, 2003 (m. B.); B. Mel’nytšuk, in: Bukovynskyj žurnal, 2016, Nr. 3–4 (101–102), S. 88ff.
(P. Rychlo)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 351f.
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