Votoček, Emil (1872–1950), Chemiker, Lexikograph und Komponist

Votoček Emil, Chemiker, Lexikograph und Komponist. Geb. Arnau, Böhmen (Hostinné, CZ), 5. 10. 1872; gest. Praha, Tschechoslowakei (CZ), 11. 10. 1950. Sohn eines Papiergroßhändlers. – Nach Besuch der Handelsakad. und der Ablegung der Matura an der Realschule in Prag stud. V. ab 1890 Chemie an der dortigen tschech. TH und absolv. die zweijährige École supérieure de chimie in Mühlhausen im Elsass, wo er sich auf die Erforschung von aromat. Verbindungen und Farbstoffen konzentrierte. Danach vertiefte er seine Ausbildung beim Chemiker Bernhard Tollens in Göttingen. Damals begann V. sich mit der Chemie des Zuckers zu befassen, einem Fachbereich, dem er sich später überwiegend widmete. Nach seiner Rückkehr nach Prag 1895 erhielt er eine Ass.stelle bei →Karel Preis an der tschech. TH. 1900 habil. er sich als Priv.Doz. für die Chemie der Kohlenhydrate, 1905 wurde er zum ao. Prof. für allg. experimentelle Chemie ernannt, 1907–39 wirkte er als o. Prof. an der TH; 1921/22 Rektor. An der TH richtete er ein modernes Labor ein und entwarf selbst einige Geräte dafür. In seiner umfangreichen wiss. Tätigkeit befasste er sich mit Untersuchungen des Carbazols, international bekannt wurde er im Bereich der Chemie der Kohlenhydrate. Er entdeckte einige neue Zuckerformen und legte die international übernommene Terminol. für Methylpentosen fest. Gem. mit Alexandr Sommer-Batěk schuf er die bis heute benutzte tschech. Terminol. anorgan. Verbindungen und führte sie 1918 in die Praxis ein. Gem. mit Jaroslav Heyrovský gründete er 1929 die Z. „Collection of Czechoslovak Chemical Communications“. Seine wiederholt aufgelegten Lehrbücher für anorgan. und organ. Chemie prägten Generationen von Chemikern. Daneben befasste sich V. mit Sprachwiss., insbes. mit Phraseol. und Phonetik. Er beherrschte sechs Fremdsprachen und übers. v. a. aus dem Französ. 1924 gab er das tschech.-französ. Fachwörterbuch „Česko-francouzský slovník terminologický a fraseologický pro chemii, fysiku a vědy příbuzné“ heraus, 1941 stellte er das mehrsprachige und mehrfach aufgelegte Wörterbuch „Chemický slovník česko-německo-francouzsko-anglicko-latinský“ zusammen. V. besaß auch eine große musikal. Begabung, die er v. a. ab 1934 förderte. Privat stud. er Musiktheorie bei František Spilka und spielte einige Instrumente. 1946 gab er das musikterminolog. Wörterbuch „Hudební slovník cizích výrazů a rčení“ heraus, weiters schrieb er, beeinflusst durch das Frühwerk von →Vítězslav Novák, rund 70 musikal. Werke, hauptsächl. Lieder und Kompositionen für Klavier und kleinere Ensembles, zwei Streichquartette (1942, 1947), eine Rhapsodie für Orchester (1945) u. a. Ab 1901 war V. Mitgl. der kgl. böhm. Ges. der Wiss. in Prag, ab 1902 der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst (der späteren Česká akad. věd a umění, 1923–26 Vors. der I. Kl.). V. war Dr. h. c. der České vysoké učení technické in Brünn (1927) und jener in Prag (1946) sowie von Univ. in Italien (u. a. 1922 Padua) und Frankreich (1924 Nancy, 1929 Toulouse).

Weitere W.: s. Poggendorff; Šlechtová – Levora.
L.: Otto; Poggendorff 5–7b (m. W.); Hudební rozhledy 3, 1950, S. 26; F. Petrů, in: Acta polytechnica 6, 1969, S. 195ff.; G. B. Kaufman u. a., in: Journal of Chemical Education 76, 1999, S. 511; A. Šlechtová – J. Levora, Členové České akad. věd a umění 1890–1952, 2004, S. 328f. (m. W.); České vysoké učení technické, Národní technické muz., beide Praha, CZ.
(J. Brabencová)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 355f.
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