Votruba, Vilém (1870–1939), Politiker und Journalist

Votruba Vilém, Politiker und Journalist. Geb. Kuttenberg, Böhmen (Kutná Hora, CZ), 25. 2. 1870; gest. Brünn, Protektorat Böhmen und Mähren (Brno, CZ), 16. 4. 1939. Sohn des Tabakfabriksarbeiters Vilém V. und der Josefa V., geb. Kostelecká; ab 1900 verheiratet mit Marie V., geb. Šeborová. – Nach dem Besuch der Gymn. in Kuttenberg und Kolin absolv. V. 1889–93 ein Jusstud. an der tschech. Univ. Prag. Bereits während der darauffolgenden Praxis bei verschiedenen Prager Notariaten und Rechtsanwaltskanzleien sowie beim Bez.ausschuss in Jičin war er in den 1890er-Jahren bei mehreren Regionalztg. journalist. und auch literar. tätig. 1901 übersiedelte V. nach Brünn, wo er bis 1906 als Wirtschaftsred. der jungtschech. Tagesztg. „Lidové noviny“ fungierte. Ab 1906 wirkte er als Sekr. des Brünner Handelsgremiums, wobei er sich ökonom. Fragen weiterhin auch journalist. widmete, etwa ab 1919 als Red. des „Obchodní obzor“. Ebenso wirkte er als Mitbegründer und Sekr. des mähr. Landesverbands der Handelsgremien. V. gehörte 1898–99 der Tschech. National-Sozialen Partei an und trat danach in die Staatsrechtl. Partei ein, für die er 1901 erfolglos bei der RR-Wahl kandidierte. 1901–09 war er Mitgl. der Lidová strana (Volkspartei) und wurde nach deren Zusammenlegung mit der Mähr. Fortschrittspartei zur Lidová strana pokroková (Fortschrittl. Volkspartei) 1909 zum Geschäftsführer gewählt. 1906–18 saß V. im mähr. LT und 1911–18 auch im RR. Er galt dort nicht nur als Experte für Handelsfragen, sondern auch für das Eisenbahn- und Fachschulwesen. Der gute Redner V. schätzte bereits vor dem 1. Weltkrieg →Karel Kramář und unterstützte dessen neoslawist. Politik. 1918 trug er wesentl. zur Vereinigung seiner Partei mit der schles. Volkspartei sowie zu deren späterem gem. Beitritt zur Národní demokracie (Nationaldemokrat. Partei) unter Kramář bei. V. fungierte 1918 als Mitgl. des Nationalausschusses sowie nach Gründung der Tschechoslowakei 1918–20 als Mitgl. der Revolutionären Nationalversmlg., 1920–29 als Abg. zur Nationalversmlg. und schließl. 1929–35 als Senator, wobei er 1931–34 das Amt des Vizepräs. des Senats ausübte. Infolge von Parteistreitigkeiten verzichtete V. auf eine erneute Kandidatur.

W.: Tvrdé palice, (1895); Organisace a hospodářské snahy českého obchodnictva na Moravě, 1901; Pro zlatý kov, aneb chudý bohatec, o. J.
L.: Národní listy, 17., 19. 4. 1939; Adlgasser; Luft; Otto; J. Malíř u. a., Biografický slovník poslanců moravského zemského sněmu v letech 1861–1918, 2012 (m. B.); Pfarre Kutná Hora, CZ.
(L. Velek)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 356
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