Vrťátko, Antonín Jaroslav; Ps. (J.) (V.) Benátský (1815–1892), Schriftsteller, Philologe und Bibliothekar

Vrťátko Antonín Jaroslav, Ps. (J.) (V.) Benátský, Schriftsteller, Philologe und Bibliothekar. Geb. Neu-Benatek, Böhmen (Benátky nad Jizerou, CZ), 29. 5. 1815; gest. Prag, Böhmen (Praha, CZ), 19. 12. 1892 (Unfall). Sohn eines Töpfers. – V. besuchte 1827–33 das Piaristengymn. in Jungbunzlau und 1833–35 die phil. Jgg. in Prag, wo er anschließend 1835–39 Jus stud. (1847 Dr. iur.). Während der Ferien bereiste er (u. a. gem. mit →František Ladislav Frh. v. Rieger) Mähren, NÖ, Ungarn, Galizien und Schlesien. 1840–47 Hofmeister der freiherrl. Familie Hildprandt v. Ottenhausen in Blatna und Slabetz, verweilte er in dieser Zeit mehrere Monate in Italien; in Venedig unterrichtete er die Söhne von Erzhg. →Rainer Josef in Tschech. Danach trat er in den Dienst von →Johann Nepomuk Gf. v. Harrach in Wien. 1851 kehrte er nach Prag zurück, wo er sich privaten Stud. widmete. 1861 wurde V. zum Bibliothekar des Mus. des Kg.reichs Böhmen ernannt und war neben dieser Funktion zugleich bis 1864 Red. der Z. „Časopis Musea království českého“. 1867 nahm er aus Protest gegen den Ausgleich an der Reise der tschech. polit. und kulturellen Elite nach Moskau teil. Außerdem engag. sich V. in kulturellen bzw. Theaterver. (Sbor pro zřízení Národního divadla, Matice divadelní, Svatobor). Als Schriftsteller veröff. er in den 1830er- und 1840er-Jahren kurze Geschichten zu hist. Themen sowie Reisebeschreibungen für die Z. „Kwěty“ und den Almanach „Wesna“, den er gem. mit Boleslav Jablonský (→Eugen Tupý) begründete. Seine Erz. „Jan Šťastný“ (in: Vlastimil, 1840) über den fiktiven tschech. Erfinder der Buchdruckerkunst Jan Kutenberský fand große Aufmerksamkeit. I. d. F. widmete sich V. verstärkt der Kultur- und Sprachwiss., gab mehrere alttschech. Sprachdenkmäler sowie Korrespondenzen tschech. Literaten heraus und erstellte 1862 auch ein Faksimile der Königinhofer Hs. Er übers. aus dem Altgriech. (Aristoteles), Italien. (Goldoni), Dt. (v. Kotzebue) und dem Sanskrit (Panchatantra). Wiss. betätigte er sich als Mitgl. der Mus.komm. für die Hrsg. älteren Schrifttums sowie ab 1891 als Korrespondent der Central-Comm. für Erforschung und Erhaltung der Kunst- und hist. Denkmale. Er starb an den Folgen eines Fiaker-Unfalls. 1853 Mitgl. des Kulturver. Sbor pro vědecké vzdělávání české řeči a literatury bzw. der Matice česká, 1854 ao. Mitgl. der kgl. böhm. Ges. der Wiss., wurde V. 1890 k. M. der III. Kl. der Böhm. K. Franz Joseph-Akad. der Wiss., Literatur und Kunst und erhielt die Goldene Medaille für Kunst und Wiss.

Weitere W.: Sedmikrásky, 1864. – Teilnachlässe: Literární archiv PNP, Praha, Muz. Mladoboleslavska, Benátky nad Jizerou, beide CZ.
L.: Bohemia, Hlas národa, Národní listy, Pražský denník, 20., Die Presse, WZ, 21. 12. 1892; LČL; Masaryk; Otto; Rieger; Wurzbach; Čas 6, 1892, S. 824; Literární listy 14, 1892/93, S. 57f.; Zlatá Praha 10, 1892/93, S. 72; Světozor 27, 1892/93, S. 72; J. L. Turnovský, in: Osvěta 23, 1893, S. 71f.; F. Bílý, in: Naše řeč 3, 1919, S. 105f.; J. Volf, in: Vitrinka 5, 1927/28, S. 34ff.; F. Strejček, Naši buditelé v Benátkách nad Jizerou, 1936; J. Vik, in: Benátky nad Jizerou, 1953, S. 141ff.; J. Vrchotka, Dějiny knihovny Národního muz. v Praze 1818–92, 1967, S. 145ff.
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 362f.
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