Vrzal, Augustin (Alois); Ps. A. G. Stín (1864–1930), Übersetzer, Literaturkritiker und Pfarrer

Vrzal Augustin (Alois) OSB, Ps. A. G. Stín, Übersetzer, Literaturkritiker und Pfarrer. Geb. Popowitz, Mähren (Rataje u Kroměříže, CZ), 14. 4. 1864; gest. Rajhrad, Tschechoslowakei (CZ), 28. 10. 1930; röm.-kath. Sohn eines Bauern. – V. besuchte das tschech.sprachige Gymn. in Prerau, wo u. a. der Literaturhistoriker František Bílý sein Lehrer war; 1884 Matura. Im Herbst dieses Jahres trat er in das Noviziat des Benediktinerklosters in Groß Raigern ein und stud. ein Jahr am Brünner Seminar Theol., drei weitere Jahre als Privatist; 1889 Priesterweihe. 1889–93 war er als Lektor für Kirchengeschichte und -recht in seinem Heimatkloster tätig. 1893 zum Kooperator in Domaschow, 1916 zum Konsistorial- und 1928 zum Bischofsrat ernannt, wirkte er 1904–16 als Pfarrer in Serowitz und danach bis 1929 in Ostrovačice bei Brünn. Er bereiste viele Länder Europas, nach Russland wurde ihm als Priester jedoch die Einreise untersagt. Während des 1. Weltkriegs wurde er wegen seiner proslaw. Gesinnung polizeil. observiert. Anfangs veröff. V. konservative Literaturkritiken und Nachrichten über den Literaturbetrieb (u. a. in „Hlídka literární“, „Vlast“). Später verlegte er sich v. a. auf Übers. aus dem Russ., gelegentl. auch aus dem Französ. sowie Italien. und wurde zu einem der bedeutendsten Vermittler und Übers. russ. Prosa. Mit mehreren Schriftstellern wie Maxim Gorki, Wladimir Korolenko, Ignati Potapenko oder Anton Tschechow führte er einen Briefwechsel. Sein Interesse galt dem zeitgenöss. realist. Schrifttum, bes. religiöser Thematik (z. B. Nikolai Leskow). Er interessierte sich weiters für symbolist. und darüber hinaus für die neueste avantgardist. Literatur nach 1917. V. verf. zwei umfangreiche Hdbb. zur Geschichte der russ. Literatur, Stud. über das geistl. Leben in Russland (u. a. „Nábožensky mravní otázky v krásném písemnictví ruském“, in: Hlídka literární, 1912–15, als Buch 1915) und war Hrsg. mehrerer Anthol. russ. Erz. und Märchen.

Weitere W. (s. auch Pospíšil): Historie literatury ruské 19. století, 1897; Alexandr Sergejevič Puškin, 1899; Přehledné dějiny nové literatury ruské, 1926; Anton Pavlovič Čechov, 1929. – Teilnachlässe: Moravský zemský archiv v Brně, Moravská zemská knihovna v Brně, beide Brno, CZ.
L.: Lidové noviny, Národní listy, 31. 10. 1930; LČL; Otto; V. Vilinský, in: Archa 17, 1929, S. 235ff.; J. Hostovský, in: Slovanský přehled, 1930, S. 718f.; Náš domov, 1930, S. 286; M. Hýsek, in: Lumír 57, 1930/31, S. 110; Rozpravy Aventina 6, 1930/31, S. 80; M. Novotný, in: Literární rozhledy 15, 1930/31, S. 84; Z. Spilka, in: Středisko 1, 1930/31, Nr. 3, S. 10; I. Pospíšil, Srdce literatury: A. V. V. (1864–1930), 1993 (m. W.).
(V. Petrbok)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 363
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