Vučetić, Ilija (1844–1904), Politiker, Jurist und Publizist

Vučetić Ilija, Politiker, Jurist und Publizist. Geb. Neusatz, Ungarn (Novi Sad, SRB), 25. 7. 1844; gest. Budapest (H), 23. 7. 1904; orthodox. V. besuchte Gymn. in Neusatz, Szegedin sowie (als Stipendiat der Tököly-Stiftung) in Pest. Bis 1869 stud. er Rechtswiss. an der Univ. Pest; 1872 Dr. iur., 1873 Anwaltsprüfung. Schon Ende der 1860er-Jahre betätigte sich V. als Sekr. bzw. Präs. eines Studentenver. Gleichzeitig organisierte er Versmlgg. der serb. Jugendbewegung Omladina nach deren Gründung 1866. Ab 1872 mehrfach Abg. im serb. Volks- und Kirchenrat (Narodno-crkveni sabor) und dort Mitgl. in diversen Ausschüssen, wurde V. 1874 zum Mitgl. des Konsistoriums der serb.-orthodoxen Diözese Bačka gewählt. In dieser Zeit trat V.ʼ ideolog. Nähe zu →Svetozar Miletić deutl. hervor. Er setzte sich für eine (insbes. nationalkirchl.) serb. Autonomie innerhalb Ungarns ein. Als Ausschussmitgl. im Volks- und Kirchenrat (1885–86 Vizepräs.) bekämpfte er die Ernennung German Andjelić’ zum Patriarchen. Als sich 1887 die Linken von der Serb. Liberalen Volkspartei (Srpska narodna slobodoumna stranka) abspalteten und die Serb. Radikale Volkspartei (Srpska narodna radikalna stranka) gründeten, stellte sich V. auf die Seite des konservativen Flügels, der nun unter →Mihailo Polit-Desančić als Liberale Partei auftrat. 1890 arbeitete V. in einem Ausschuss am Vorschlag für ein serb. Autonomiestatut mit, trat dann aber wegen inhaltl. Differenzen aus. 1899 leitete er eine Delegation zum ung. Ministerpräs. und verf. 1900 eine Petition an den Kg. 1900–02 gehörte V. dem Vorstand der liberalen Partei an. 1902 unterlag er in den Wahlen zum Volks- und Kirchenrat dem Kandidaten der Radikalen Volkspartei. V. schrieb schon als Schüler Geschichten, Ged. und hist. Betrachtungen für diverse serb. Schülerztg. in Szegedin und später auch Literaturkritiken und Übers. für Bll. in Ungarn und Serbien. Für die Ztg. „Zastava“ der Serb. Nationalliberalen Partei verf. er ab ihrer Gründung 1866 bis 1884 regelmäßig polit. Artikel. Danach schrieb er v. a. für die Ztg. des rechten Flügels der Liberalen, „Branik“. 1869 übers. er Ivan Turgenevs Roman „Rauch“, der auch polit. und soziale Fragen abhandelt, ins Serb. und 1897 publ. er einen Sammelbd. über die serb. nationalkirchl. Autonomie in der Monarchie. 1902 wurde V. Vizepräs. des Kongresses serb. Journalisten.

L.: Habsburgermonarchie 8/1, S. 1301ff.; D. Boarov, Politička istorija Vojvodine u trideset tri priloga, 2001, S. 69ff.; Srpski biografski rečnik 2, 2006.
(W. Fischer-Nebmaier)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 363f.
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