Vukovics (Vukovits, Vuković) von Beregszó, Sebő (Sava, Száva, Sebők, Sabbas, Szabbas) (1811–1872), Politiker und Jurist

Vukovics (Vukovits, Vuković) von Beregszó Sebő (Sava, Száva, Sebők, Sabbas, Szabbas), Politiker und Jurist. Geb. Fiume, Illyr. Prov. (Rijeka, HR), 11. 11. 1811; gest. London (GB), 17. 11. 1872; orthodox. Sohn des aus einer ursprüngl. in der osman. Herzegowina ansässigen, im letzten Drittel des 18. Jh. nach Ungarn eingewanderten und für ihre Verdienste im josephin. Türkenkrieg nob. Händlerfamilie stammenden Theodor V. v. B. (gest. 1813) und dessen 2. Frau Mária V. v. B., geb. Petrovics; verheiratet mit Erzsébet Dadányi v. Gyülvész. – Nach Absolv. des Piaristengymn. Temeswar (1828) stud. V. an der Pester Univ. Jus und legte 1834 in Pressburg die Advokatenprüfung ab. Während seiner Schulzeit engagierte er sich ung.-national und initiierte 1830 eine Spendenaktion der RT-Jugend für den Bau eines ung. Theaters in Ofen. Schon als Hon.-Vizenotar des Kom. Temes schloss er sich um 1832 dem liberalen Aristokraten Antal Gf. Dessewffy an und beteiligte sich an der Erarbeitung einer reformorientierten Kom.instruktion für den bevorstehenden RT. 1834 erfolgte seine auf ein Jahr anberaumte Entsendung als Kanzlist nach Pressburg, zur Unterstützung der beiden Kom.deputierten auf dem RT. Dort gehörte er zu den Begründern des nach französ. Muster errichteten polit.-patriot. Ver. Társalkodási Egylet, der die RT-Jugend zur Unterstützung der liberalen Reformpolitiker →Ferenc Kölcsey, Miklós Baron Wesselényi und →Franz v. Deák mobilisierte. Nach seiner Rückkehr schlugen die auf V.s Entfernung aus der Kom.verwaltung abzielenden Einschüchterungsversuche der Regierung fehl, 1838 wurde er sogar zum Vize- und 1841 zum Oberstuhlrichter gewählt. Sein Amts- und Herrschaftssitz Beregszó diente als regionaler Treffpunkt der Liberalen. Als Deputierter nahm er am RT von 1843/44 teil, wo er unter die vier Notare der Kreissitzungen und in den Ausschuss für Volkserziehung gewählt wurde. Da die meisten liberalen Reforminitiativen nicht zur Durchführung gelangten, nahm V. auch eine leitende Funktion in dem zur Förderung der nationalen Ind. gegr. Heimatschutzver. (Honi Védegylet) an. Im Zuge der Revolution von 1848 war er der Hauptredner bei der Massenkundgebung in Temeswar. Im April desselben Jahres wurde er zum Kom.vizegespan sowie im Juni zum RT-Abg. gewählt. Ab Mai wirkte er als kgl. Koär. an der Befriedung des serb. Aufstands in Südungarn mit, ab Herbst erhielt er auch Sonderaufträge für die Durchführung von Rekrutierungen und zur polit. Kontrolle des Armeekorps. Nach der Unabhängigkeitserklärung setzte V. als kurzzeitiger Justizminister (Anfang Mai bis Mitte August 1849) im Rechts- und Justizwesen sowohl wesentl. bürgerl.-liberale Prinzipien (öff. Gerichtsverhh., Abschaffung der Prügelstrafe, moral. Belehrung der Delinquenten) als auch organisator. Veränderungen (Ersetzung der feudal geprägten kgl. Kurie durch zwei Obergerichte, Beseitigung lokaler Missbräuche seitens der Standgerichtsbarkeit durch Bildung eines zentralen Kriegsgerichts, Einführung der kollektiven Ausübung des Begnadigungsrechts) durch. In der Endphase des Aufstands kamen noch zukunftsweisende Gesetze zur nationalen Gleichberechtigung und zur Judenemanzipation zur Verabschiedung. Nachdem er ein halbes Jahr bei den Familien Lónyay und Vladár untergetaucht war und dort seine Memoiren verf. hatte, flüchtete V. nach Paris. In Abwesenheit wurde er 1851 zum Tode verurteilt und in effigie hingerichtet. Ab 1852 lebte er in London, wo er enge Kontakte zum Historiker Mihály Horváth pflegte und in den inneren Richtungskämpfen der Emigration den Ansichten von →Lajos Kossuth v. Udvard u. Kossut nahestand. Weil er mit dem Ausgleich von 1867 unzufrieden war, kehrte er nicht sogleich nach Ungarn zurück. In einer Nachwahl wurde er 1868 zum RT-Abg. gewählt und schloss sich dem oppositionellen linken Zentrum von →Kálmán Tisza v. Borosjenő an. Sein 1872 errungenes 3. Mandat übte er wegen eines fortgeschrittenen Herzleidens nicht mehr aus.

W.: V. S. emlékiratai Magyarországon való bujdosása és számüzetésének idejéből, ed. F. Bessenyey, 1894; V. S. visszaemlékezései 1849-re, ed. T. Katona, 1982.
L.: M. Életr. Lex.; Pallas; Révai; Szinnyei; ÚMÉL; Wurzbach; I. Berkeszi, in: Történelmi és Régészeti Értesítő 12, 1896, Nr. 1, S. 1ff.; E. Kovács, A Kossuth-emigráció és az európai szabadságmozgalmak, 1967, s. Reg.; B. Sarlós, Deák és V. Két igazságügyminiszter, 1970; S. Gavrilović, Srbi u Habsburškoj monarhiji 1792–1849, 1994, s. Reg.; R. Hermann, in: The Hungarian Revolution and War of Independence 1848–49. A Military History, ed. G. Bona, 1999, S. 145ff.; Srpski biografski rečnik 2, 2006; A. Cosma jr., Memorii, 2010, S. 111ff.; Pravoslavna crkva sv. Nikole, Rijeka, HR.
(I. Ress)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 370f.
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