Wachtl, Fritz (Friedrich) (1840–1913), Entomologe und Förster

Wachtl Fritz (Friedrich), Entomologe und Förster. Geb. im Forsthaus in der Breitau, Mähren (Braitava, CZ), 18. 7. 1840; gest. Wien, 4. 3. 1913; röm.-kath. Sohn des Revierförsters Leopold W. – Nach Absolv. der Realschule in Znaim wurde W. 1854 Forstpraktikant im Revier Zaisa der Domäne Frain und 1856 in Schiltern bei Frain. 1858–60 besuchte er die Forstlehranstalt in Mähr. Aussee. 1861 kam er als Forstadjunkt nach Westgalizien auf die Hg. Albrechtʼsche Herrschaft Saybusch, wo er 1868 zum Förster befördert wurde. In den folgenden zehn Jahren verwaltete er drei große Reviere: Sopotnia Mała, Międzybrodzie und Bestwina. W. sammelte Forstinsekten. 1870 verf. er seine erste Abh., ein Verzeichnis der Käfer aus dem Flussgebiet der Soła und Koszarawa („Spis chrząszczów z dorzecza Soły i Koszarawy“, in: Sprawozdanie Komisji Fizjograficznej 4). Bei der Weltausst. 1873 in Wien wurde im Exponate-Pavillon Erzhg. →Albrechts seine Insektensmlg. mit Entwicklungszyklen und Fraßstückpräparaten in 120 Schaukästen mit dem dazu gehörigen „Catalog der entomologisch-biologischen Sammlung schädlicher und nützlicher Insecten …“ präsentiert. Diese Smlg. schenkte Erzhg. Albrecht 1874 der BOKU in Wien. 1987 wurde sie nach Innsbruck an das Tiroler Landesmus. Ferdinandeum transferiert. Eine kleinere, später entstandene Smlg. W.s befindet sich heute im Inst. für Forstentomol., Forstpathol. und Forstschutz der BOKU. 1876 zum Oberförster und Forstverwalter für den Forstwirtschaftsbez. Taniawa in Ostgalizien ernannt, wurde er Ende März desselben Jahrs an die Forstl. Versuchsanstalt in Wien berufen, um eine Abt. für forstentomolog. Belange zu gründen. W. installierte in Mariabrunn (heute Wien 14) ein Forschungslaboratorium und fungierte 1886–87 als dessen prov. Leiter. 1891 wurde er zum Forstmeister, 1892 zum Mitgl. der ständigen Komm. zur Beratung in Angelegenheiten der Pflanzenpathol. ernannt. 1895 folgte er einem Ruf als Ordinarius für Forstschutz und Forstentomol. an die BOKU; 1902/03 Rektor, 1911 emer. Innerhalb der Entomol. waren W.s Interessensgebiete äußerst vielfältig: Er veröff. zahlreiche Beitrr. zur Biol. und Systematik von Forstinsekten, wie Käfern, Fliegen, Hautflüglern und Schmetterlingen. Er war Pflanzenpathologe, untersuchte die Gallen verschiedener Gallmücken und -wespen, die Wirtsarten bestimmter Raupenfliegen und legte bes. Augenmerk auf Borkenkäfer. Darüber hinaus beschrieb er 32 neue Insektenarten. W. war Mitbegründer und Red. der „Wiener Entomologischen Zeitung“, 1883–92 hatte er die Red. der „Mitteilungen des Niederösterreichischen Forstvereins an seine Mitglieder“ inne. W. war k. M. der Mähr.-Schles. Ges. zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskde. in Brünn, Mitgl. des Naturforschenden Ver. in Brünn und des Stettiner entomolog. Ver. 1893 wurde ihm das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens verliehen; 1910 HR.

Weitere W.: s. Kurir; Hellrigl.
L.: NWT, WZ, 9. 3. 1913; Centralbl. für das gesamte Forstwesen 39, 1913, S. 236ff.; E. Reitter, in: Wr. Entomolog. Ztg. 32, 1913, S. 186ff.; A. Kurir, in: 100 Jahre (1878–1978) Inst. für Forstentomol. und Forstschutz der BOKU in Wien, 1978, S. 17ff. (m. B. u. W.); K. Hellrigl, in: Forest observer 7, 2015, S. 183ff. (m. B. u. W.).
(V. Stagl)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 386f.
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