Wächter (Waechter, Wachter), Johann Michael (1794–1853), Sänger

Wächter (Waechter, Wachter) Johann Michael, Sänger. Geb. Nappersdorf (NÖ), 2. 3. 1794; gest. Dresden, Sachsen (D), 26. 5. 1853; röm.-kath. Sohn des Bauern Michael W. und seiner Frau Maria W., Vater der Sängerin und Schauspielerin Julie W. (geb. Wien, 1825), die 1842 in Leipzig debüt., danach am Weimarer Hoftheater beschäftigt war, ihre künstler. Laufbahn aber früh aufgegeben zu haben scheint; ab 1823 mit Therese W. (s. u.) verheiratet. – W. absolv. wahrscheinl. ab 1810 die phil. Jgg. an der Univ. Wien, wo er 1813–17 Jus stud. Daneben betätigte er sich als Schauspieler, Chor- und Solosänger und erregte in musikal. Kreisen früh Aufmerksamkeit. Zeitweise gehörte er dem Chor der Hofoper an. Nach gesangl. Schulung in Wien entschied er sich für die Künstlerlaufbahn und debüt. im Herbst 1819 in Graz als Don Juan in Mozarts gleichnamiger Oper. Nach dreijährigem erfolgreichen Wirken ebd. kam er über Pest, Brünn und Pressburg nach Wien, wo er im Dezember 1823 im Kärntnertortheater als Kaspar in Webers „Der Freischütz“ debüt., zusammen mit seiner Gattin Therese, die in dieser Auff. das Ännchen sang. Beide wiederholten ihre Darbietung 1824 im Theater an der Wien. Zur Zeit der Anwesenheit von →Henriette Sontag in Wien war W. oftmals ihr Partner in Bass- und Baritonpartien. 1825 wurde er an das Königsstädt. Theater in Berlin verpflichtet und fand ab 1827 seine endgültige künstler. Heimat in Dresden, wo er bis zu seinem Tod Mitgl. der Hofoper blieb. W. wurde v. a. als Mozartsänger geschätzt (Figaro, Don Juan), er sang jedoch auch in zahlreichen neueren Werken, etwa den Figaro in Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ oder den Brian de Bois-Guilbert in Marschners „Der Templer und die Jüdin“. 1837 gab das Ehepaar W. nochmals ein Gastspiel im Theater an der Wien und erfuhr dabei große Ausz. durch Publikum und Kritik. In seiner Dresdner Zeit wirkte W. in drei Urauff. von Richard Wagners Opern mit: als Orsini in „Rienzi“ (1842), als Titelfigur in „Der fliegende Holländer“ (1843) und als Biterolf in „Tannhäuser“ (1845). Wagner, der W. seinen „braven, alten Freund“ nannte, überredete den Sänger zur Übernahme der Rolle des Holländers, den W. jedoch nicht zu seiner Zufriedenheit ausführte. Über die Stimme W.s hat sich Hector Berlioz in seinen Memoiren lobend geäußert. W.s Gattin Therese W., geb. Wittmann (geb. Wien, 18. oder 31. 8. 1802; gest. Dresden, 3. 10. 1879), debüt. 1820 in Graz, wo sie als Prinzessin von Navarra in François-Adrien Boieldieus Oper „Johann von Paris“ großen Erfolg erntete. Nach ihrer Heirat begleitete sie die Karriere ihres Mannes. 1827 wurde sie in Dresden als Soubrette engag., später wechselte sie in das Alt- und Mütterfach. In der Urauff. des „Fliegenden Holländers“ sang sie die Mary.

L. (teils auch für Therese W.): Eisenberg, Bühne; Kutsch–Riemens; G. Schilling, Das musikal. Europa, 1842; H. A. Mansfeld, in: Jb. der Ges. für Wr. Theater-Forschung 11, 1959, S. 164; R. Wagner, Mein Leben, ed. M. Gregor-Dellin, Neuausg. 1994, s. Reg.; Das Wagner-Lex., ed. D. Brandenburg u. a., 2012; UA, Wien; Pfarre Nappersdorf, NÖ.
(C. Höslinger)  
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 391f.
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