Wagner, Alexander (Sándor) Ritter von (1838–1919), Maler und Lehrer

Wagner Alexander (Sándor) Ritter von, Maler und Lehrer. Geb. Pest (Budapest, H), 16. 4. 1838; gest. München (D), 19. 1. 1919; röm.-kath. Sohn des Notars und Bez.richters Sándor W. (1800–1843) und von Mária Katharina Raits (geb. 1803; evang. AB); ab 1864 in 1. Ehe mit Bertha Oldenbourg (1844–1869), ab 1874 in 2. Ehe mit Marie Oldenbourg, beides Töchter des Münchner Verlegers Rudolf Oldenbourg, verheiratet. – W. brach 1853 den Besuch des Evang. Gymn. ab und lernte vorerst beim Historienmaler Henrik Weber in Pest. Ab 1854 stud. er an der Wr. ABK bei →Karl v. Blaas, dessen realist. Malerei W. tief beeindruckte, und schloss hier Freundschaft mit →Sándor Liezen-Mayer. 1856 setzte er seine Ausbildung an der Münchner ABK fort und wurde in die Antikenkl. von Hermann Anschütz und Johann Georg Hiltensperger aufgenommen. Noch im selben Jahr wechselte er in die Kl. von Karl v. Piloty, der für seine weitere künstler. Entwicklung prägend war, und stud. dort bis 1864. 1864–66 unternahm W. Stud.reisen nach Italien und Spanien. 1866 wurde er zum Hilfslehrer für Maltechnik an der Münchner AKB ernannt, 1869–1910 o. Prof., 1899 temporärer Dir. der ABK. Zu seinen Schülern gehörten u. a. →Mihály v. Munkácsy, →Pál Szinyei Merse, →Fritz Schider und →Pál Vágó. Neben seiner akadem. Lehrtätigkeit war W. ein leidenschaftl. Maler. Anfängl. malte er pathet. Historienbilder – mit Vorliebe Szenen aus der ung. Geschichte im Stil des hist. Realismus –, darunter monumentale Ölbilder (Die Selbstaufopferung des Titusz Dugovics, 1859, Magyar Nemzeti Galéria, Budapest), Genres (Isabellas Abschied von Siebenbürgen, 1863, Magyar Nemzeti Galéria) und Porträts (Kgn. Elisabeth, 1867, Magyar Nemzeti Múz., Budapest). 1861 erhielt er für das alte Bayer. Nationalmus. (heute Mus. Fünf Kontinente) gem. mit →Bertalan Székely v. Ádámos den Auftrag für das großformatige Wandbild „Einzug Gustav Adolfs in Aschaffenburg“, 1864 gewann er die Ausschreibung um das Fresko „Die Hochzeitsfeier von Matthias Corvinus“ für die Pester Redoute in Budapest. Weiters führte er 1888/89 gem. mit Josef Bühlmann für die Panorama-Ges. in München das monumentale Rundbild „Panorama von Rom“ für deren Ausst.gebäude aus (heute verschollen). 1898 erhielt W. den Auftrag für Fresken zum Thema „Stadtrepubliken“ im Turmsaal des Hamburger Rathauses. Daneben illustrierte er Bücher wie das „Honvédalbum“ (1868, ed. Viktor Szokoly) sowie die Prachtausg. der vollständigen Ged.smlg. →Sándor Petőfis (1874) und befasste sich mit Szenen aus Goethes „Götz von Berlichingen“ (Gefangennahme von Weislingen, 1873). Es folgten hist. Zeichnungen zum Prachtbuch „Aus altrömischer Zeit“ von Theodor Simons (Lfg. 1–4, 1872–75, einbändige Gesamtausg. 1878). 1880 stellte er die Reiseillustrationen zu Simons’ Prachtwerk „Spanien. In Schilderungen“ fertig. Beeinflusst von der Pleinairmalerei, unternahm W. in den 1870er-Jahren Stud.reisen nach Ungarn, um die Besonderheiten der Puszta zu beobachten (Pferdemarkt, Bauer mit Pferdekutsche, beide Privatbesitz; Siebenspänner aus Debrecen, Magyar Nemzeti Galéria). Sein diesbezügl. Enthusiasmus zeigte sich etwa auch 1888 bei der III. Internationalen Kunstausst. im Münchner Glaspalast, wo er sein Ölbild „Pferdetrieb auf der Hortobágy“ präsentierte. W. war Mitgl. der Münchner Künstlergenossenschaft und wurde 1898 Ritter (mit Erhebung in den persönl. Adelsstand 1899), 1910 Komtur des Verdienstordens der Bayer. Krone; 1911 Verleihung des Luitpoldkreuzes. 1920 fand im Münchner Glaspalast eine Gedächtnisausst. mit ausgewählten Bildern W.s statt.

Weitere W.: s. Rád.
L.: Das geistige Ungarn; M. Életr. Lex. (m. B.); Művészeti Lex. I, II; Thieme–Becker; Wurzbach; F. Pecht, Geschichte der Münchener Kunst, 1888, S. 253; K. Lyka, Magyar müvészélet Münchenben, 1951, S. 26ff.; Das antike Rom und sein Bild, ed. H.-U. Cain u. a., 2011, s. Reg.; Sz. Rád, Das Leben und Werk des aus Ungarn stammenden Malers und Kunstprof. S. (A.) v. W. (1838–1919) …, Diss. Würzburg, 2014 (m. B. u. W.); ABK, Wien; ABK, München, D.
(Sz. Rád)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 400f.
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