Wagner, Heinrich (1863–1922), Schiffbautechniker

Wagner Heinrich, Schiffbautechniker. Geb. Gutenbrunn (NÖ), 31. 1. 1863; gest. Wien, 26. 1. 1922; röm.-kath. Sohn des Glasfabrikanten Carl W. und seiner Gattin Pauline W., geb. Duhan; verheiratet mit Stefanie W., geb. Kugler. – W. besuchte ab 1871 die Staatsrealschule in Wien-Leopoldstadt, wo er 1880 maturierte; anschließend leistete er seinen Militärdienst, den er 1881 im Rang eines Art.-Lt. der Res. beendete. Im Herbst 1881 inskribierte er an der TH in Wien Maschinenbau, die II. Staatsprüfung legte er 1886 ab. Schon vor Abschluss seines Stud. arbeitete er 1885/86 für kurze Zeit als Ing.-Ass. u. a. bei der Maschinenfabrik der Zöptauer und Stefanauer Bergbau- und Eisenhütten AG, bevor er im März 1886 als Schiffbau-Eleve bei der Kriegsmarine in Pola aufgenommen wurde. 1888 legte er dort die Schiffbau-Ing.-Prüfung ab und wurde zum Schiffbau-Ing. 3. Kl. ernannt. Bereits 1892 wurde ihm die Bauaufsicht über den Torpedokreuzer „Satellit“ bei der Schichau-Werft im westpreuß. Elbing übertragen. 1893 kehrte W. nach Pola zurück, wo er 1898 stellv. Bauleiter für die neue Kreuzer-Schiffstype der „Zenta“-Kl. wurde; 1899 Beförderung zum Schiffbau-Ing. 1. Kl., 1902 zum Obering. 1900 wurde er auch in das Marinetechn. Komitee aufgenommen, was ihm Gelegenheit zur höheren theoret. Ausbildung im Schiffbau gab. 1905 erfolgte seine Versetzung nach Wien in die Marinesektion des Kriegsmin. (II. Geschäftsgruppe, 4. Abt.). Ab dem Sommersemester 1907 hatte W. neben seiner Tätigkeit im Kriegsmin. einen Lehrauftrag an der TH in Wien für Schiffstheorie und prakt. Schiffbau mit Schiffsausrüstung und Werftwesen. I. d. F. legte er ein Programm für ein erweitertes Curriculum des Schiffbaus vor, das wohl auch dem laufenden Rüstungsprogramm der k. u. k. Marine entgegenkam. 1910 erfolgte seine Berufung als o. Prof. für Schiffstheorie und Schiffsbau, Schiffausrüstung und Werftwesen auf die neu eingerichtete Lehrkanzel für Schiffbau an der TH in Wien. Zugleich schied er im Rang eines Obering. 1. Kl. aus der Kriegsmarine aus. 1912 konnte dank seiner Mitwirkung an der Maschinenbauschule der TH Wien eine Unterabt. für Schiffbau und Schiffsmaschinenbau mit einem eigenen Stud.gang eingerichtet werden. Somit kann W. als Begründer des Schiffbaus als akadem. Disziplin an der Hochschule gelten. W. war von 1913 bis zu seinem Tod Vors. der II. Staatsprüfungskomm. für Schiffbau, 1917–21 versah er auch das Amt des Dekans der Fachschule für Maschinenbau und war mehrere Jahre Stipendienreferent des Prof.kollegiums. Neben seinen umfangreichen Lehrverpflichtungen und akadem. Funktionen betätigte er sich als Mitgl. zahlreicher nationaler und internationaler fachl. und standespolit. Vereinigungen, um die Entwicklung der noch jungen Disziplin zu fördern. So war er u. a. Mitgl. der Schiffbautechn. Ges. Berlin, der Royal Institution of Naval Architects in London sowie nichtständiges Mitgl. des Patentamts, Beiratsmitgl. des Techn. Mus. für Ind. und Gewerbe in Wien und des Kuratoriums der Wr. Schiffbautechn. Versuchsanstalt, außerdem Vorstandsmitgl. des Österr. Ing.- und Architekten-Ver., des Flottenver. sowie des Zentralver. für dt. Binnenschiffahrt. Sein umfangreiches Fachwissen gab er nicht nur in seinen Vorlesungen, sondern auch in zahlreichen Vorträgen für viele dieser Vereinigungen weiter. Darüber hinaus war er in der Volksbildung aktiv, z. B. mit Vorträgen in der Wr. Urania und der Freien Vereinigung für techn. Volksbildung. Er wurde mit dem Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens (1910) und dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone geehrt.

W.: Die Lehrkanzel für Schiffbau und Schiffsmaschinenbau, in: Die k. k. TH in Wien 1815–1915, ed. J. Neuwirth, 1915.
L.: NFP, 6. 8. 1910 (Abendbl.); R. Totz, in: Inauguration TH Wien 1925/26, 1925, S. 47ff. (m. B.); 150 Jahre TH in Wien 1815–1965, 2, ed. H. Sequenz, 1965, s. Reg. (m. B.); Techn. Mus., TU, beide Wien.
(J. Mikoletzky)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 406f.
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