Waldburg-Zeil, Anna Gfn. von; geb. Freiin v. Loe (Loë) (1840–1924), Vereinsgründerin

Waldburg-Zeil Anna Gfn. von, geb. Freiin v. Loe (Loë), Vereinsgründerin. Geb. Schloss Allner bei Hennef an der Sieg, Preußen (D), 21. 11. 1840; gest. Aigen (Salzburg, Sbg.), 2. 7. 1924. Tochter von Walter Frh. v. Loe (Loë); ab 1860 verheiratet mit dem späteren GM und Präs. des Salzburger St. Vinzenz-Ver. sowie Mitgl. des Ver. zur Errichtung einer kath. Univ. in Salzburg Ludwig Gf. v. W.-Z. – W. lebte vorerst mit ihrem Ehemann und ihren Kindern in Wien und war als Palast- und Sternkreuzordensdame in das Hofleben eingebunden. Nach der Pensionierung ihres Mannes übersiedelte sie mit diesem nach Salzburg, wo sich Ludwig Gf. v. W.-Z. im kath. Ver.wesen engagierte. Nach dessen Tod kaufte W. eine Villa in Aigen bei Salzburg, ließ sie ausbauen und bezog diese. In Kenntnis der unterschiedl. Weltanschauungen und vielfältigen Ziele der Wr. Frauenver. und bestens vernetzt in der Salzburger Oberschicht, engagierte sie sich nun für die kath. Frauenbewegung. Zunächst setzte sie sich in der Tradition weiblicher adeliger Wohltätigkeit für die Unterstützung von Armen, speziell von Frauen und Kindern, ein. Rasch erkannte sie, dass die verschiedenen vorhandenen und aufgrund des sozialen Wandels noch zu setzenden kath. Initiativen besser organisiert werden mussten, um eine nachhaltige Wirksamkeit zu entfalten. Ende 1907 meldete sie die Bildung des Ver. Kath. Frauenbund für das Hg.tum Sbg. an, der über frauenrelevante Fragen informieren und soziales und kulturelles Engagement von und für Frauen fördern sollte. Dadurch war ein Zusammenschluss aller kath. Frauen- und Mädchenver. von Stadt und Land Sbg. beabsichtigt, um ein einheitl. und planmäßiges Vorgehen zu ermöglichen. Darüber hinaus wurde ein Zusammengehen mit der Reichsfrauenorganisation in Wien angestrebt. Im Jänner 1908 fand die konstituierende Sitzung mit Vertreterinnen von acht bestehenden kath. Frauenver. statt. 1915 wurde der Ver.name in Kath. Frauen-Organisation für das Hg.tum Sbg. geändert. W. fungierte 1908–19 als Präs. und danach als Ehrenpräs. Sie hatte zunächst gegen Widerstände auch im kath. Milieu Salzburgs zu kämpfen, wo v. a. Männerver. agierten und erst allmähl. erkannt wurde, welches Potenzial kath. Frauen und ihre Organisationen für die künftige Gestaltung der Ges. nach kath. Vorstellungen bildeten. Mit dem Kath. Frauenbund schuf W. einen Dachverband, der während ihrer Präs.schaft unabhängig von kirchl. Strukturen war, und legte damit die Basis für Organisation und Ausbau in den Jahren 1919–21 zu einem landesweiten Netz, nun allerdings integriert in die Diözesanverwaltung. Die Einbindung erwerbstätiger Frauen war ihr ein bes. Anliegen und sie engagierte sich deshalb auch im Kath. Arbeiterinnenver. Im Rahmen des St. Elisabethenver., in dessen Zentralausschuss sie ebenso arbeitete wie in der Unterabt. Konferenz Aigen und Gnigl, rief sie die Standesorganisation der weibl. Handelsangestellten und Privatbeamtinnen ins Leben und kümmerte sich um allein reisende Frauen und Mädchen im Rahmen der Bahnhofsmission. Für den 1919 in Aigen gegr. Kindergarten hatte sie das Haus zur Verfügung gestellt.

L.: Sbg. Chronik, 23. 1. 1897, 4. 7. 1924; R. J. Klieber, in: Mitt. der Ges. für Sbg. Landeskde. 131, 1991, S. 225ff.; M. Friedrich, in: Bürgerl. Frauenkultur im 19. Jh., ed. B. Wallnig-Mazohl, 1995, S. 125ff.; H. Karrer, 200 Jahre Villenbau in Aigen ..., (1995), S. 24f.; Pfarre Aigen, Sbg. Mus., Sbg. LA, alle Salzburg; Fürstl. Waldburg-Zeilʼsches Gesamtarchiv, Schloss Zeil, Leutkirch im Allgäu, D.
(M. Friedrich)   
PUBLIKATION: ÖBL 1815-1950, Bd. 15 (Lfg. 69, 2018), S. 437
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